Donnerstag, 31. Januar 2019

Die Legende vom blauen Drachen

Heute haben wir bewusst darauf verzichtet, uns die Altstadt von Medellin anzusehen. Die gibt es nämlich praktisch nicht. Die Stadt stand lange im Zeichen des Drogenbarons Pablo Escobar, der in den 90er-Jahren verstorben ist. Inzwischen ist Medellin nicht mehr eine der gefährlichsten Städte der Welt, sondern entwickelt sich zu einer modernen Stadt. Hier gibt es zum Beispiel die einzige Metro in Kolumbien.

Statt eines Stadtrundgangs haben wir einen kompletten Tagesausflug zum Stausee El Peñol mit Besuch des berühmten Felsens und der hübschen Stadt Guatapé gemacht. Der Stausee ist der größte Stausee in Kolumbien. Als er 1972 angelegt wurde, wurde das Dorf El Peñol überflutet und am Rand des Sees neu angelegt. Die Stelle, an der früher die Kirche stand, ist im See mit einem großen Kreuz gekennzeichnet. Wir sind etwa eine Stunde mit einem Dampfer auf den See hinaus gefahren. Sehr entspannend, so eine Schifffahrt bei leichter Brise (keine Schaukelei!) und sanfter Rumba-Musik. Außer dem Kreuz haben wir ein ehemaliges Anwesen von Pablo Escobar gesehen, welches bei einem Angriff zerstört wurde. Dörte hat nach den Nilpferden Ausschau gehalten, die aus seinem Privatzoo ausgebrochen sind, aber die waren wohl woanders.

Das Kreuz markiert, wo die alte versunkene Kirche stand
Entspannte Schiffahrt
Ehemaliges Anwesen von Pablo Escobar
Mit der Flutung hat sich eine alte Weissagung des Priesters José Dolores Giraldo aus dem 18. Jahrhundert erfüllt, nach der das Dorf El Peñol einmal von einem blauen Drachen gefressen würde. Guckt Euch die Form des Stausees in Google Maps an, man kann sie gut als blauen Drachen erkennen. Zumindest, wenn man die Karte um 90 Grad gegen den Uhrzeigersinn dreht.

Am Ufer des Sees hat man später tatsächlich einen Nachbau des Marktplatzes des alten El Peñol erstellt. Da sind jetzt Souvenirshops und Restaurants drin. Sogar die Kirche hat man nachgebaut, anscheinend ist sie sogar geweiht. Trotzdem wirkt alles wie aus Pappmaché und äußerst skurril.

Nachbau der alten Kirche. Irgendwie stimmen die Proportionen nicht!
Der nächste Punkt auf der Agenda war die Besteigung des Felsens. Der ist wirklich beeindruckend, ebenso wie die 707-stufige Treppe, die nach oben führt. Wir haben das bravourös in ungefähr einer Viertelstunde geschafft und uns oben ein Eis gegönnt. Die Aussicht war fantastisch.

Abenteuerliche Treppenkonstruktion
Immer wieder tolle Ausblicke
Fast oben bei Stufe 700
Stolz, es bis oben geschafft zu haben!
Auf dem kleinen Aussichtsturm oben auf dem Felsen
Durch den Stausee sieht man erst, wie zerrissen die ganze Landschaft ist. Landwirtschaft ist hier harte Handarbeit, denn ebene Flächen, die Maschinen gut beackern können, gibt es hier einfach nicht.

Zum Schluss haben wir das Städtchen Guatapé besucht. Diese Stadt ist für ihre bunt bemalten Sockel an den Hauswänden bekannt. In der Tat sieht alles sehr malerisch aus, Dörte kam wieder einmal aus dem Fotografieren gar nicht heraus. Ein Haus war hübscher als das andere - und es war trotzdem wieder völlig anders als z. B. in Antigua oder Cartagena.






Anmerkungen von Dörte:

Die Hippos hätte ich gern gesehen. Angeblich sind vier Tiere ausgebrochen. Diese haben sich zu einer Herde von 50 Tieren vermehrt. Jetzt fängt man wohl allerdings an, die Bullen zu kastrieren.

Der Stausee ist ganz nett, aber eigentlich finde ich es ein bisschen skurril, dass man eine Stunde darauf rumschippert um das abgebrannte Haus eines ehemaligen Drogenbarons anzusehen. Obwohl es zu seiner Zeit ein nettes Anwesen gewesen sein muss.

Und hier ein Screenshot von der heutigen Tagesleistung:



Captains Logbook Nachtrag: 

Jan hat meines Erachtens gestern die Fahrweise des Busfahrers nicht ausreichend dramatisch geschildert. Es handelte sich um einen Selbstmörderfahrer - was zum Glück nicht geklappt hat. In knapp 3000 Metern Höhe, bei Sicht von knapp 15 Metern wegen Nebel, auf kurviger, enger Straße direkt am Abgrund überholt er vor der nicht einsehbaren Kurve gleich drei Lkws. Selbst als Protestantin überkam mich der Wunsch mich zu bekreuzigen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.