Sonntag, 30. September 2018

Hutongs

Heute haben wir es ruhig angehen lassen. Erst um 10 Uhr haben wir das Hostel verlassen und sind zur Metro gegangen. Dort haben wir einen Supermarkt gefunden, der tatsächlich auch Cola light im Sortiment hatte. Aber nicht nur Cola light sondern auch eine weiße Flache mit "Cola Fiber+" auf dem Etikett. Ich habe es probiert und es schmeckt für mich wie Cola light. Habe aber keine Ahnung, was da drin ist ...


Unser Ziel war heute der Trommelturm und anschließend wollten wir die Hutongs besuchen. An der angesteuerten Metrostation konnten wir aber keinen Turm entdecken. Dörte fragte einen jungen Chinesen, indem sie einen Turm und Trommeln andeutete und stieß auf völliges Unverständnis. 2 Minuten später kam er noch einmal zu uns zurück mit einer Übersetzungs-App auf seinem Handy. Und diesmal klappte die Verständigung, wir haben den Weg von seinem Handy abfotografiert. Unser Eindruck: Englisch versteht hier wirklich kaum jemand, aber alle sind sehr hilfsbereit.


Nach etwa 300 Metern stießen wir auf die zentrale Straße durch die Hutongs (Tip: Metro-Station Nanluoguxiang, Exit E!). Die Hutongs sind Straßen mit alten einstöckigen Häusern. Die zentrale Straße ist zur Einkaufsstraße geworden und praktisch Fußgängerzone. Alles ist mit roten Lampions geschmückt und häufig wird das Handwerk noch so gezeigt, dass man von der Straße sehen kann, wie die Dinge entstehen.


Zum Beispiel silberne Armreifen, Bonbons, Knödel oder Kartoffel-Türme. Letztere haben wir probiert: Es werden große Kartoffeln auf einen langen Holzstab gesteckt und dann mit einer Maschine zu einer langen Spirale zerschnitten. Das wird dann frittiert und gewürzt. Lecker!



Dörte war so froh, mich mal auf einer Einkaufsstraße zu haben, aber dann durften wir aus Gepäckgründen gar nichts kaufen. Eine billige Geldbörse aus Leder für Kleingeld ist es dann doch noch geworden. Und wir haben noch etwas mehr Streetfood probiert: Dünne Sticks mit hauchdünnen gebratenen Fleischstreifen. Die waren allerdings ganz schön scharf!


Kurze Zeit später hatten wir den Trommelturm und den Glockenturm erreicht. Eine Eintrittskarte für beides kostet 30 Yuan (etwa 4 Euro). Wenn Dörte gewusst hätte, wie anstrengend die Treppen sind (45 Grad mit Treppenstufen von etwa 30 cm Höhe!), dann hätte sie wohl auf den Glockenturm verzichtet.


Im Trommelturm gab es eine Vorführung der Trommeln, mit denen früher die Zeit angezeigt wurde. Dörte hat davon auch ein kleines Video gedreht.


Außerdem gab es dort einige schöne alte Instrumente zur Zeitmessung zu sehen. Am besten gefiel mir eine Installation aus Bronze mit vier kaskadierten Wasserbecken, aus denen kontrolliert das Wasser rauslief. Immer wenn eine Viertelstunde rum war, schlug durch eine Mechanik eine Figur acht Mal einen Ton an.


Die Aussicht von dort oben war schön. Die Türme stehen genau auf der zentralen Nord-Süd-Achse Pekings, wo sich früher alles abgespielt hatte. Die verbotene Stadt konnte man aber nicht sehen, weil dazwischen ein Hügel mit dem Pavillon des Immerwährenden Frühlings liegt. Dieser Hügel war nun unser nächstes Ziel und dabei wollten wir ein paar Caches einsammeln.


Aus den Caches wurde leider nichts. Entweder waren sie nicht zu finden, der Weg war abgesperrt oder ich durfte sie wegen Dörtes Höhenangst nicht suchen. Der Aufstieg zum Pavillon hat sich aber gelohnt, die Aussicht von dort oben ist phantastisch. Etliche Leute hatten sich versammelt, um von dort den Sonnenuntergang zu fotografieren - selbst bei bewölktem Wetter.

Aussicht nach Norden mit weiteren Palästen und dem Trommelturm

Aussicht nach Osten auf das moderne Beijing
Hübsche Frau und Aussicht nach Süden auf die verbotene Stadt

Hier ist der Mittelpunkt von Beijing!
Beim Abstieg hörten wir Gesang und gingen dem nach. Wir fanden zwei Gruppen von Sängern, die sich jeden Sonntag Abend hier treffen, um miteinander zu musizieren. Die einen hatten sozialistische Lieder mit eher russischer Intonation drauf, während die andere Gruppe eher traditionelle chinesische Volksmusik bevorzugte. Das alles erklärten uns zwei Chinesen, die damit bewiesen, dass es hier doch Leute gibt, die Englisch sprechen können. Wir bevorzugten die chinesische Musik und Dörte hat sogar mitgetanzt.


Das war mal wieder so ein Highlight, das man gar nicht einplanen kann. Wer selbst mal nach Peking kommt, kann ja mal gegen 17:30 Uhr im Jingshan-Park  sein Glück probieren. Wir sind danach zu Fuß zu unserem Hostel zurückgelaufen und genießen jetzt dort ein europäisches Abendessen, endlich wieder mit Messer und Gabel!

Anmerkungen von Dörte:

Jans Aussage, dass wir es heute ruhig angehen lassen, war eine reine Absichtserklärung aus der nichs geworden ist! Die durchschnittliche Anzahl der Schritte, die Jan pro Tag macht, liegt bei 20.000 - ich brauche entsprechend mehr.

Für gestern muss ich noch nachtragen, dass Eltern ihre Kinder hier mit Handschellen an sich fesseln. Die sind aus Plastik und mit dehnbaren Spiralbändern miteinander verbunden. Sehr praktisch, wenn man im Gedränge der Paläste ist.

Und die Polizisten haben Heugabeln dabei, um eventuelle Straftäter oder Aufrührer oder so von sich abzuhalten. Ich hab nachgefragt! So hat er es demonstriert.


Ansonsten ist mir immer wieder aufgefallen, dass die Straßen auch für erweiterte Wohnzwecke genutzt werden. Bei kleineren Häusern in diesem Viertel werden die Steppdecken morgens in die Abgase gehängt, es stehen auch mal Wäschetrockner auf dem Bürgersteig. Nicht jeder hat halt einen Innenhof.

Samstag, 29. September 2018

Verbotene Stadt

Eigentlich haben wir hier in Peking zum ersten Mal richtig gut geschlafen. Mein Pulsarmband zeigte über 10 Stunden Schlaf an, davon 79% erholsamen Schlaf. Das habe ich selbst zuhause am Wochenende sonst nicht. Mit der U-Bahn sind wir zum Tian’anmen-Platz gefahren. Die U-Bahn ist wirklich einfach zu benutzen, man muss nur das richtige Kleingeld dabei haben (Münzen, 5 Yuan- oder 10-Yuan-Scheine - 1 Yuan-Scheine und 20-Yuan-Scheine oder größer gehen am Automaten nicht). Alles ist auch in Englisch ausgeschildert und klar angezeigt. Zur Unterhaltung zwischen den Stationen werden Werbefilme an die Tunnelwand geworfen - damit könnte der HVV vielleicht auch noch paar zusätzliche Einnahmen erzielen!

Nach dem Aussteigen kommt man schnell in einen ersten Security-Check: Alle chinesischen Identitätskarten werden gescannt. Mit unseren Reisepässen wurden wir durchgewunken. Die Rucksäcke wurden wie schon bei der U-Bahn gescannt. Das gesamte Areal dieses riesigen Platzes ist auf diese Weise abgesperrt und kann nur an bestimmten Punkten betreten werden.


Für uns ging es weiter durch das erste Tor zur verbotenen Stadt. Es war das erste Tor von sehr vielen weiteren und führte durch eine Mauer von ungefähr 25 Metern Dicke. Erst beim dritten Tor gab es einen Ticket-Check. Wobei es eigentlich gar keine Tickets gab: Man musste die Tickets vorher online buchen und dabei seine Reisepassnummer angeben. Der Reisepass selbst diente dann als Eintrittskarte. Wir waren ja ein wenig skeptisch, ob das klappt, aber es funktionierte probemlos. So erreichten wir den dritten Hof, wo wir uns erst einmal ein wenig zu Essen und zu Trinken kauften. Es gab dort Sitzbänke, wie in vielen anderen Bereichen auch. Es war zwar ziemlich voll, aber nicht so sehr, dass man sich nicht auch einmal hätte ausruhen können.


Die ersten drei großen Paläste haben Wünsche für meinen nächsten runden Geburtstag aufkommen lassen: Einen Palast nur zum Anziehen, einen weiteren, um sich auszuruhen, und den größten, um sich von seinen Ministern zum Geburtstag gratulieren zu lassen. Dörte hat gesagt, sie würde mir zwei Zelte zum Anziehen und Ausruhen in den Garten stellen. So hatte ich mir das allerdings nicht vorgestellt ...


Nach diesen drei Palästen haben wir uns die kleinen Paläste für die Kaiserin und die Konkubinen angesehen. In diesem Teil war der Audio-Guide am interessantesten - dort wurde von Intrigen, Mord und Totschlag berichtet. Kaiserliche Krimis sozusagen ... Es gab aber auch nette Anekdoten wie die Geschichte von der Kaiserin, die gerne schaukelte. Die Schaukelhaken hingen noch vor der Tür. Zu ihrem 50. Geburtstag hat man angeblich ein großes Schaukelfest im Palast gefeiert und überall Schaukeln aufgehängt.



Auf der Nordseite gab es einen imposanten Garten mit uralten Bäumen. Die waren so alt und morsch, dass sie von Stützen gehalten werden mussten. Dazwischen gab es hübsche Lauben mit phantastisch gestalteten Kuppeln.



Auf dem Rückweg haben wir dann die weiteren Paläste auf der zentralen Achse angesehen. Die Nutzung dieser Paläste hat sich im Laufe der Zeit mehrfach geändert, unter anderem wurde einer als Palast für eine Kaiserin genutzt.


Nach 4,5 Stunden Besichtigung (und wir hatten noch nicht alles gesehen!) wollten wir nun weiter zum Tian’anmen-Platz, das ging aber nicht so einfach. Das Süd-Tor am Tian’anmen-Platz dient nämlich nur als Eingang und man muss eines der drei anderen Tore als Ausgang nehmen. Insgesamt sind wir wohl drei Kilometer Umweg gelaufen, bis wir das Gelände endlich verlassen hatten. Dörte war ganz schön fertig, biss aber die Zähne zusammen. Mit weiteren kleineren Umwegen wegen der erneuten Sicherheitskontrollen kamen wir schließlich doch noch auf den Tian’anmen-Platz. Ein riesiger Platz, der schon vorbereitet ist für die Feiern zum Jahrestag der Staatsgründung am Montag. Deshalb steht dort auch dieser große Blumenstrauß.


Vor dem Denkmal für die Helden des Volkes gab es einen virtuellen Geocache, bei dem man keinen Dose finden, sondern nur ein Foto machen musste. Mein erster Geocache in China!


Als wir den Platz in südlicher Richtung verlassen hatten, war dort zum Glück gleich ein Restaurant, in dem wir wieder neu Kraft tanken konnten. Das war gut, denn wir wollten uns noch die Quianmen-Straße, die Fußgängerzone südlich des Tian’anmen-Platzes ansehen. Dörte war schnell wieder munter, denn es gab Fotomotive en masse. Die Einkaufsstraße hatte eine wiederhergerichtete Straßenbahnlinie, die allerdings mit Batteriebetrieb und ohne Oberleitung fuhr.


Vor den Geschäften standen viele Bronzefiguren, die meist thematisch zu den jeweiligen Geschäften passten und traditionelles Leben und Handeln darstellten. Die Figuren waren lebensgroß und luden dazu ein, sich als Fotomotiv dazuzugesellen.




Am Ende dieser Einkaufstraße gibt es die U-Bahn-Station Zhushikou, von dort sind wir ziemlich erschöpft wieder zum Hostel gefahren.

Die Anmerkungen von Dörte müssen heute leider entfallen, sie liegt schon im Bett und schläft. Bestimmt hätte sie von den überdimensionierten Handschuhen für Mopedfahrer berichtet, die eher schon Steppdecken sind, um die Beine vor der Kälte zu schützen.


Freitag, 28. September 2018

Ankunft in Peking

Der Grenzübergang war tatsächlich langwierig. Auf der mongolischen Seite dauerte es etwa 2 Stunden, in denen wir unseren Mitreisenden Knochenwürfelspiele und das Go-Spielen beigebracht haben. Auf der chinesischen Seite war es lästiger: Wir mussten alle mit unserem Gepäck für unseren Einreisecheck aussteigen. Unter anderem wurden ein Foto und Fingerabdrücke genommen. Nach der Gepäckkontrolle hieß es dann weitere drei Stunden warten, während der Zug auf die andere Gleisbreite in China umgestellt wurde. Leider durften wir bei der Umspurung nicht zusehen. Erst 4,5 Stunden nach Ankunft ist der Zug weitergefahren und die Klos wurden wieder aufgeschlossen. Inzwischen war es 2 Uhr nachts.

Heute früh habe ich dann ab Fengzhen aufmerksam aus dem Fenster geguckt, um die chinesische Mauer zu entdecken. Immer, wenn ich die anderen aufgeregt geweckt habe, hat sich die Mauer oben auf dem Bergkamm als eine Hochspannungsleitung oder sowas Ähnliches herausgestellt. Nach 2 Stunden hatte ich aber Glück: Da war ein echtes Stück Mauer mit Wachttürmen zu sehen. Leider so weit weg, dass kein vernünftiges Foto drin war. Ansonsten sah ich bei den Ortschaften einen Mix zwischen verfallenen alten Gebäuden und modernen Hochhäusern. Den Kontrast fand ich sogar noch größer als in Ulan Bator.

Etwa eine Stunde vor Beijing durchquert die Bahnstrecke ein Gebirge im Tal des Flusses Yongding He. Es gab natürlich viele Tunnel, aber dazwischen war eine aufregende Landschaft zu sehen, die mir sehr gefallen hat.


Angekommen in Beijing ist die erste Frage, wie kommt man zum Hostel. 310 Yuan hatten wir ja mitgebracht, standen also nicht ganz ohne Bargeld da. Das erste Problem war es, einen Taxi-Stand zu finden. Die Übersetzungs-App half: 3 Schriftzeichen, das erste aus 2 Mistgabeln übereinander und das letzte wie eine 4 auf Linienpapier. Damit haben wir tatsächlich den Taxistand gefunden. Das war aber wohl nicht der offizielle, jedenfalls wurden dort Taxi-Fahrten zu Wucherpreisen vermittelt. Wir haben das nicht mitgemacht und gesagt, dass wir gehen wollten. Die kamen dann noch einmal hinterhergelaufen und boten die Fahrt für die Hälfte an. Bei einem ca. zehnfach überhöhten Preis machten wir aber auch da nicht mit.


Als wir den U-Bahn-Plan studierten, sprach uns ein weiterer Taxi-Fahrer an, mit dem wir dann den 4-fachen Normalpreis ausgehandelt haben. Leider konnte ich aber nicht passend zahlen und Wechselgeld hatte er natürlicherweise nicht. Ihr hättet Dörte mal sehen sollen, ich wusste gar nicht wie laut sie auf Englisch schimpfen kann (auch wenn der Fahrer das natürlich nicht versteht). Irgendwie haben wir uns dann doch noch geeinigt. Was mich am meisten ärgert, ist, dass dies bei einem quasi offiziellen Taxistand passieren kann.

Das Zimmer im Hostel ist klein aber OK. Hier bleiben wir jetzt 5 Nächte. Für morgen haben wir uns schon online Tickets für die verbotene Stadt gekauft. Nach dem Einchecken haben wir einen kleinen Erkundungsspaziergang vor Ort gemacht: Bankomat finden und Bargeld abheben, Metro-Station finden, etwas essen und eine leichte Regenjacke für Dörte kaufen. Das Essen war besonders interessant, denn wir sind in eine Art Garküche geraten, bei der es nicht einmal Bilder gab, um zu entscheiden, was man bestellen will. Die Frau hinter der Theke nutzte daraufhin eine Übersetzungs-App, aber es gab den üblichen Unsinn: "Sind 20 Yuan für ein Hühnchen pro Minute OK?"


Das Essen kam kochend heiß auf den Tisch und war durchaus lecker. Gekochtes Hühnchen mit Reis.


Die Suche nach der Regenjacke war nicht so ganz einfach. Dörtes Zeichensprache war einfallsreich und am Ende waren wir erfolgreich. Als die Verkäuferin erst einmal begriffen hatte, was gewünscht war, suchte sie auch gleich die richtige Größe heraus: 5XL. Passt perfekt!


Anmerkungen von Dörte:

Diesmal keine, Jan hat alles berichtet (er hat sogar den Begriff keifen vermieden)

Donnerstag, 27. September 2018

Abschied von der Mongolei

Gestern abend hat es mit dem Konzert leider nur halb geklappt: Die Information über die Uhrzeit war falsch. Wir dachten, dass das Konzert um 19 Uhr beginnt, aber es fing schon um 18 Uhr an. Wir waren erst gegen 18:30 Uhr da und durften mithilfe einer freundlichen mongolischen Reiseleiterin unter Zahlung des vollen Preises noch in den Zuschauerraum schlüpfen, um die letze halbe Stunde zuzusehen. Dumm nur, dass wir dazu unter dem Beifall der Zuschauer über die Bühne laufen mussten ...

Es hat sich aber sehr gelohnt. Musiker in prächtigen Kostümen spielten auf traditionellen mongolischen Instrumenten. Gespielt wurde allerdings nicht nur traditionelle mongolische Musik, sondern auch adaptierte internationale Potpourris - von traditioneller chinesischer Musik bis zu italienischen Opern. Außerdem gab es eine Artistin, die unglaubliche Verrenkungen machen konnte (und ich habe schon Probleme beim Schuhe binden!),Gesang und traditionellen Maskentanz. Für den mongolischen Kehlkopfgesang waren wir allerdings zu spät. Die Truppe heißt Tumen Ekh, guckt doch mal auf ihren offiziellen YouTube-Kanal.

Im Hostel haben wir mit Soyloo die Uhrzeit für die Fahrt zum Bahnhof ausgemacht und dann ist er noch für uns zur Bank gegangen, um alle Tugrik in chinesische Yuan umzutauschen. Kaum war er wieder da, hat Dörte in ihrem Bauchgurt noch weitere 50000 Tugrik (etwa 17 Euro) gefunden. Davon sind wir dann noch einmal spontan essen gegangen. In diesem Restaurant liefen zum Glück nicht Musikvideos ohne Ton zur nicht passenden Begleitmusik, sondern es liefen Übertragungen von der Judo-Weltmeisterschaft in Baku. Als sich ein Mongole die Bronze-Medaille sicherte, gab es großen Jubel.

Heute früh haben wir dann verschlafen. Bei meinem Handy hatte ich versehentlich auch den Weckton auf leise gestellt. Binnen 9 Minuten haben wir uns angezogen und fertig gepackt! Hier muss ich mal lobend erwähnen, dass Dörtes lang gewachsenen Haare doch sehr praktisch sind. Ich hatte es ja vorher nicht geglaubt, aber sie ist erstaunlich schnell fertig mit ihrer Frisur. Aber natürlich nicht so schnell wie ich.

Von dem erwarteten und einkalkulierten Verkehrsstau war nichts zu sehen. So kamen wir in strömendem Regen (es regnet doch in Ulan Bator!) um 5:45 Uhr vor dem verschlossenen Bahnhof an. Für Dörtes Verhältnisse gerade eben rechtzeitig für den Zug um 7:30 Uhr! Mit Handzeichen wurden wir zum Hintereingang gelenkt, der schon offen war. Wir mussten also wenigstens nicht im Regen warten.


Unser Zug ist ein schicker weißer Zug, wir fahren in einem Abteil-Liegewagen. Auf dem kleinen Tisch steht eine Thermoskanne, mit der man sich heißes Wasser holen kann, und die Schaffnerin hat schon Päckchen mit Instant Kaffee verteilt. Gleich mit Milch und Zucker drin, laut Dörte ganz OK. Unsere Reisegefährten sind Chris aus Schottland und Martin aus England, die für 4 Wochen unterwegs sind. Sie haben auch noch kein Flugzeug benutzt, wollen aber von Shanghai zurückfliegen. Sie berichteten, dass der Speisewagen auch ganz gut sei.


Draußen gab es zunächst Schneetreiben - gut, dass wir jetzt weiter in den Süden fahren.


Gegen 13 Uhr haben wir den Speisewagen selbst aufgesucht. Das war gerade rechtzeitig, fast alle Plätze waren schon belegt. Wir saßen zusammen am Tisch mit einem belgischen Paar, das in Norwegen lebt. Chinesen und Mongolen findet man eher weniger im Zug. Eine Speisekarte gab es nicht, alle bekamen das Einheitsmenu aus Salat, Suppe, Hauptgang, Tee/Kaffee und Kuchensnack. Atmosphäre und Ambiente waren viel besser als im russischen Speisewagen. Der Preis war aber auch ziemlich happig: 25 Euro pro Person. Ob wir morgen noch einmal den chinesischen Speisewagen probieren, müssen wir mal sehen ...


Am Abend werden wir die Grenze erreichen und nach Mitternacht werden die Wagen auf die andere Spurweite umgestellt. Ich bin schon gespannt, wie das gehen soll! In China werden wir dem "Great Firewall" begegnen. Wir rechnen damit, dass WhatsApp, Google, Blogspot usw. alle nicht erreichbar sind. Deshalb haben wir uns schon WeChat installiert. Wer uns also anchatten will, sollte das statt mit WhatsApp über WeChat tun. Wenn E-Mail funktioniert, wird Jana die tägliche Berichterstattung übernehmen (Danke!).

Anmerkungen von Dörte:

Es gibt hier in der Mongolei noch einen Beruf, den Eisenbahninteressierte (so Sheldon-Cooper-mäßig) bestimmt gern hätten: Schildhochhalter! Neben der Bahnstrecke in der Nähe von kleinen Stationen gibt es Unterstände, in denen Eisenbahnsignale gesammelt stehen. Wenn ein Zug kommt, dann wird das entsprechende Schild hochgehalten. Das klingt doch super! Allerdings muss man das bei Wind und Wetter machen und ob das Zukunft hat????

Mittwoch, 26. September 2018

Ruhetag in Ulan Bator

Ich hatte mich so auf ein richtiges Bett gefreut und dann gab es ein Doppelbett für uns von maximal 1,30 Metern Breite. Früher wäre das ja noch gegangen, aber heute? Ich bin den größten Teil der Nacht auf das Sofa in der Wohnküche ausgewichen. Ging auch. Ansonsten haben wir es heute sehr ruhig angehen lassen: Ich habe mir nochmal die Frage gestellt, ob wir für Kambodscha nun ein E-Visum oder ein Visum on Arrival nehmen sollten und mich für das Visum on Arrival entschieden. Dann muss ich nicht vorher angeben, an welchem Tag ich einreisen will. Ferner habe ich mich der Frage gewidmet, ob man aus dem Zug von Ulan Bator nach Beijing irgendwo die chinesische Mauer sehen kann. Irgendwo müssen sie sich ja kreuzen - im Internet konnte ich das leider nicht rausfinden. Falls jemand anderes damit Erfolg haben sollte, kann er ja noch schnell die Koordinaten als Kommentar senden oder mir per Mail zukommen lassen. Dörte hat Wäsche sortiert und gelesen.

Gegen 12 Uhr sind wir dann doch aufgebrochen, um noch ein wenig von Ulan Bator zu sehen. Am Kloster Gandan Tegchenling haben wir nicht nur einen Cache gefunden, sondern konnten viele Tempelbauten und Gebetstrommeln bewundern.


Am Beeindruckendsten war das höchste Gebäude. Es enthielt eine 26 Meter hohe Buddha-Statue, umringt von Hunderten von Gebetstrommeln. Wirklich toll.





Zu Mittag sind wir in einem Imbiss gelandet, in den sich normalerweise nur Mongolen verirren. Dort gab es traditionelle Gerichte und zu trinken gab es "Rosinensaft". Das war mal wieder etwas Neues für uns.


Wir sind dann durch eine Markthalle gelaufen, um für Dörte eine Regenjacke für China und Südostasien zu kaufen, aber so etwas gibt es hier nicht. Wenn's hier mal regnet, dann ist es auch gleich kalt, deshalb gibt's nur warme Regensachen.


Zum Schluss haben wir den Dschinghis-Khan-Platz besucht. Hier werden auch Hochzeitsbilder gemacht. Die Braut sieht aus wie bei uns, aber die Verwandschaft vom Lande trägt traditionelle Kleidung. Und alle drängen sich darum, sich vor der Dschingis-Khan-Statue fotografieren zu lassen.




Mit Sylvain, unserem französischen Mitbewohner im Hostel, haben wir uns für heute Abend zu einer traditionellen mongolischen Gesangsdarbietung verabredet. Darüber können wir dann morgen aus dem Zug berichten.

Anmerkungen von Dörte:

Verkäuferin:"Regenjacke hab ich nicht, aber das Kleid würde Ihnen bestimmt gut stehen!"