Mittwoch, 31. Oktober 2018

Märkte und ein Kriminalfall

Heute mussten wir früh aufstehen, denn wir hatten einen Halbtagesausflug zu einem schwimmenden Markt und zum Zug-Markt gebucht. Es gibt einige schwimmende Märkte rund um Bangkok, unserer lag ungefähr 100 km südwestlich in der Provinz Damnoen Saduak. Er ist zu einer reinen Veranstaltung für Touristen geworden. Gekauft wird dort selten (wir haben ja auch nichts gekauft - außer ein paar Kühlschrankmagneten). Dörte missfiel das ziemlich, bis sie sich darauf konzentrierte, die bestmöglichen Fotos zu machen.



Der Start in den Tag war schon etwas misslungen gewesen, weil wir etwa eine Stunde mit dem Abholen anderer Hotelgäste beschäftigt waren, bevor es überhaupt losging. Am schwimmenden Markt mussten wir dann noch einmal 150 Baht pro Person bezahlen, wenn wir den Markt vom Wasser aus sehen wollten. Dafür wurden wir dann mit einem kleinen Paddelboot etwa einen Kilometer rumgefahren. Im Tourpreis war zwar eine Bootsfahrt inbegriffen, aber die ging nicht durch den schwimmenden Markt. Kleingedrucktes nicht gelesen oder nicht genug Phantasie gehabt ...



Man konnte sich hier auch mit Schlangen und Äffchen fotografieren lassen, sogar eine zahme Fledermaus stand für Fotos zur Verfügung. Alles ein bisschen zweifelhaft, weder artgerecht noch sinnvoll. Das Angebot wurde aber angenommen.


Immerhin hatten wir knapp 90 Minuten freie Zeit für den schwimmenden Markt, von denen wir 45 Minuten im Paddelboot verbracht haben. Dann ging es mit dem Langheckboot weiter. Auch diese zweite Strecke war nicht lang, aber sie ging weg von dem Markt durch einen Kanal, an dem normale Menschen wohnen. Das war ruhiger und dadurch fast angenehmer als die Bootsfahrt über den Markt.


Dann ging es mit dem Minibus weiter zum Zug-Markt. Dieser war im Gegensatz zum schwimmenden Markt wirklich beeindruckend. Die Marktstände reichen bis an die Schienen heran und die schattenspendenden Schirme reichen weit über das Gleis. Immer wenn ein Zug kommt, müssen alle Waren weggeräumt und alle Schirme hochgeklappt werden.



Wir hatten ja schon die Wohnstraße am Gleis in Hanoi gesehen, aber dies war noch viel verrückter. Dafür fuhr der Zug hier aber wirklich im Schritttempo durch - in Hanoi hatte er ein ordentliches Tempo drauf.



Der Zug-Markt hat uns wieder versöhnt, die Tour hatte sich nun doch gelohnt. Gegen 13 Uhr waren wir wieder in Bangkok und haben erst einmal zu Mittag gegessen. Dörtes vegetarisches Gericht wurde in einer aufgeschnittenen Ananas serviert. Hübsch!


Am Nachmittag sind wir zum Jim-Thompson-Haus gefahren. Google Maps gab uns den Tip, mit einem Boot auf dem Kanal zu fahren. Hat gut geklappt und nur 9 Baht pro Person gekostet. Der Schaffner hat übrigens am Bootsrand in Flipflops balancierend kassiert.


Jim Thompson ist ein Amerikaner, der sich nach dem zweiten Weltkrieg in Bangkok niedergelassen hat. Hier hat er ein großes Geschäft mit handgewebter Seide aufgemacht, er war sozusagen der Seidenkönig. Gleichzeitig war er Architekt und ein echter Liebhaber Thailands. So hat er sich 6 originale Holzhäuser aus verschiedenen Provinzen gekauft, sie abbauen und nach Bangkok transportieren lassen und dort zu einem großen Komplex neu zusammengefügt. So ist eine einzigartige Konstruktion entstanden, in der sehr sehr viel originale Thai-Baukunst steckt. Außerdem war er Kunstliebhaber und hat wertvolle Figuren, Bilder und sonstige Gegenstände gesammelt.


Im Jahre 1967 ist er bei einem Ausflug in den Dschungel in Malaysia spurlos verschwunden. Man hat jahrelang nach ihm gesucht, bis jetzt aber noch keine Erklärung für sein Verschwinden gefunden. Dörte überlegt schon, ob das nicht der ideale Kriminalfall sei, um die Anzahl der Instagram-Follower zu erhöhen ...

Hier wurde auch das Spinnen von Seide vorgeführt
Anschließend sind wir mit Skytrain und Metro zum Bahnhof gefahren. Schade, dass es diese modernen Verkehrsmittel in der Altstadt Bangkoks noch nicht gibt. Vom Skytrain aus hat man einen guten Blick auf das moderne Bangkok mit seinen Hochhäusern. Es ist ein ganz schöner Gegensatz, wenn da noch ein paar alte Häuser daneben stehen.


Gegenüber vom Bahnhof haben wir unseren Voucher gegen die echten Bahnfahrkarten für die morgige Reise nach Malaysia eingetauscht. Irgendwo schon malaysisches Geld zu bekommen, ist uns leider noch nicht gelungen. Wir werden das an der Grenze erledigen müssen.

Beim Weg zurück zum Hotel hat Google Maps dann gepatzt: Der angekündigte Bus Nr. 35krikelkrakel (so ein thailändisches Zeichen halt) fuhr gar nicht. Und leider gibt's bei Google Maps keine Funktion, die genau diesen Bus dann rausnimmt aus der Routensuche ... Wir haben dann Taxis angehalten, aber die Fahrer wollten alle 200 Baht haben. Das ist deutlich zu viel, deshalb sind wir am Ende zu Fuß gelaufen. Morgen, mit Gepäck, werden wir den Betrag wohl notfalls zahlen müssen. Immerhin hat mir das Laufen noch einen zusätzlichen Cache in Thailand eingebracht und wir haben auch einen Eindruck vom Stadtteil China Town gewonnen. Auf mich macht China Town nicht den besten Eindruck, denn da sind die Bürgersteige wieder vollgestellt und alles läuft wuselig durcheinander.

Das China Town Gate
Anmerkungen von Dörte:

Das mit dem Kriminalfall bezieht sich auf den Film, den wir in Hongkong im Kino gesehen haben: "Ein ganz normaler Gefallen"...

Und wir haben nur zwei Taxen angehalten und hatten dann schon keine Lust mehr. Es waren auch nur insgesamt 15.022 Schritte, die mein Handy gezählt hat. Also nicht so schlimm. Die Schrittzahl hat sich auf ein Mittel von 10.000 eingependelt. Da sind aber auch die Reisetage berücksichtigt, an denen wir hauptsächlich Bus oder Zug fahren. Die Besichtigungstage schlagen mit fast 20.000 zu Buche.

Ansonsten bin ich der Meinung, dass nichts über Hanoi geht. (Mal sehen, ob das mein Standardsatz bleiben kann)

Dienstag, 30. Oktober 2018

Happy New Year!

Langsam mache ich mir echt Sorgen, dass wir, wenn wir wieder zuhause angekommen sind, auf den Enkeltrick reinfallen. Wir waren heute im knalligen Sonnenschein unterwegs zum Königspalast, als uns ein älterer Herr ansprach. Er sah so aus, wie man sich einen emeritierten thailändischen Professor vorstellt und fragte, woher wir kämen, wie lange wir schon in Bangkok seien und so weiter. Dann erzählte er uns, dass heute thailändisches Neujahr sei und deshalb sei der Palast geschlossen. Wir hätten aber Glück, denn heute Abend gäbe es ein großes kostenloses Feuerwerk. Zu Neujahr und nur heute (wieso haben wir da eigentlich noch nichts gemerkt?) würden die Boote auf dem Fluss und den Kanälen zu einem Viertel des Preises fahren. Und er gab uns den Tip, zu einem bestimmten Pier zu fahren und dort das Boot zu nehmen, denn nur dort sei es so günstig. OK, Boot fahren schien bei der Hitze gar nicht so schlecht. Also sagten wir, dass wir dorthin laufen würden. Nein, wir sollten unbedingt ein Tuctuc nehmen, denn wenn wir laufen würden, dann würde man uns ja als Touristen erkennen und wir müssten den hohen Preis zahlen. (Jetzt, wo ich das schreibe, kommt mir das immer absurder vor ...) Wir sollten aber ein Tuctuc mit einem gelben oder weißen Nummernschild nehmen, die mit den grünen und roten Schildern seien zu teuer. Und das Tuctuc würde nur 20 Baht kosten (was ein sehr angemessener Preis ist). Prompt hielt ein Tuctuc mit einem weißen Nummernschild und verlangte auch tatsächlich nur 20 Baht. Der alte Mann erklärte dem Tuctuc-Fahrer aufwendig, wo er uns abzuliefern hätte. Wir verabschiedeten uns höflich mit einem "Happy New Year!"

Und los ging's, einen knappen Kilometer später lieferte der Fahrer uns bei einer Frau ab, die die Tickets verkaufte. Wir sollten 1400 Baht pro Person zahlen (ca. 37 Euro). Das war uns dann doch zu viel und wir wollten wieder gehen. Der Preis sank dann sehr schnell auf zunächst 1000 Baht pro Person und dann 750 Baht. Das war uns das Vergnügen wert und wir sind ins Boot eingestiegen. Später lernten wir, dass der normale Preis 500 Baht sind. Von der ganzen Geschichte ist natürlich nichts wahr: Das thailändische Neujahrsfest ist im April, der Palast war natürlich geöffnet, die drei Personen haben den Trick wohl schon häufiger durchgezogen. Immerhin haben wir uns diesmal nicht voll abzocken lassen, sondern nur halb ...


Charakteristisch ist der große Motor und die lange Welle zum Propeller
Die Fahrt mit einem dieser Langheckboote war aber schön und wir haben sie sehr genossen. In den Kanälen gab es viele schöne Fotomotive zu sehen.



Schließlich ging es wieder zum Fluss zurück und man konnte den Tempel Wat Arun vom Wasser aus bewundern.


Am Königspalast sind wir ausgestiegen (das kostete nochmal 20 Baht Anlegegebühr!) und konnten dann unsere geplante Besichtigung beginnen. Es handelt sich um eine riesige Anlage, die auch ein Kloster sowie mehrere Repräsentations- und Regierungsgebäude umfasst. Letztere konnte man aber nur von außen ansehen. Der erste Eindruck ist: Gold, Gold, Gold! Originalton Dörte: "Ich fühle mich wie bei uns zuhause im Badezimmer, alles ist mit 24 Karat vergoldet!"


Wie in Phnom Penh gibt es einen langen Laubengang, in dem eine Geschichte durch Wandmalereien dargestellt ist. Nur dass hier bereits alles restauriert und wunderschön anzusehen ist.


Unser Tanzkurs aus Phnom Penh hat sich bezahlt gemacht, denn die Riesen haben wir sofort erkannt als einen der 4 klassischen Charaktere beim Tanz.



Das wichtigste Gebäude ist wohl der Tempel mit dem Smaragdbuddha. Ich erwartete einen riesigen Buddha, aber es war eine eher kleine Figur auf einem sehr hohen Thron. Sie ist aus Jade und nicht aus Smaragden. Der Legende nach war sie früher einmal mit Gips überzogen und der Gips ist an der Nase abgefallen , worauf die Nase grün leuchtete. Das hielt der Abt dann für einen Smaragd, daher der Name. Auch sonst hat die Figur eine lange Geschichte und wurde zeitweise in Laos aufbewahrt.



Von dort sind wir weitergegangen zum Blumenmarkt. Eigentlich ist Blumenmarkt das falsche Wort, Blütenmarkt wäre richtiger. Hier werden nämlich Blüten sortiert, gehandelt, transportiert und zu Arrangements weiterverarbeitet.


Jetzt war es Zeit für die Nachmittagspause und wir machten uns auf den Weg zurück zum Hotel. Auf dem Weg lag noch ein Cache, der auf einen besonders schönen Tempel hinwies. Dieser Tempel heißt Wat Ratchabophit und wird kaum von Touristen besucht. Er kostet keinen Eintritt und ist wirklich sehenswert.


Zum Schluss haben wir uns noch die große Schaukel angesehen. Sie ist ein Wahrzeichen von Bangkok. Heute wird wohl nicht mehr geschaukelt, aber bis 1935 wurde hier die Schaukelzeremonie durchgeführt. Es gab wohl zu viele Unfälle.


Nachdem wir uns etwas ausgeruht haben, sind wir zum Nachtmarkt in der Khaosanroad gegangen. Hier war richtig was los und Dörte war sogar so mutig, geröstete Insekten zu probieren. So richtig hat ihr die Gottesanbeterin aber wohl nicht geschmeckt.



Ich dagegen habe ein kleines Stück einer Durian-Frucht probiert. Das hatte ich mich, nachdem ich den Wikipedia-Eintrag gelesen hatte, bisher noch nicht getraut: Die Frucht soll stinken wie ein Abwasserkanal, aber der Geschmack soll so exquisit sein, dass man alles andere dafür liegen lassen würde. Das Ergebnis meines Tests war eher enttäuschend: Ich habe weder fürchterlichen Gestank noch supertollen Geschmack empfunden.

Wegen des Geruchs sind die zubereiteten Früchte luftdicht verpackt
Den wieder einmal ereignisreichen Tag haben wir mit einem weiteren Cache und dem Abendessen im Restaurant von gestern Abend abgeschlossen.

Anmerkungen von Dörte:

Insekten fallen nicht unter Fleisch. Ist nur Protein und Chitin. Erst habe ich ja versucht, Jan zu überreden, dann die Jungs, die da so rumstanden. Ich habe denen sogar angeboten, zu zahlen und noch 'nen Dollar draufzulegen. Aber keiner hat angebissen. Also musste ich wohl selbst ran.

Ich liebe ja Schilder, die zumindest in meinen Augen einen Hauch von Absurdem haben:


Hat der Verkäufer nicht ein gesundes Selbstbewusstsein? Aber ob es hilft???

Montag, 29. Oktober 2018

Auf nach Thailand

Heute war wieder Reisetag, es ging mit dem Bus nach Bangkok. Wir hatten aber diesmal genug Zeit, um noch in Ruhe um 6 Uhr zu frühstücken. Wir bestellten uns Florentiner Eier, das sind pochierte Eier auf Spinat und Toast angerichtet und mit Sauce Hollandaise verfeinert. Lecker!


Wir haben uns an dieselbe Busgesellschaft gehalten ("Giant Ibis"), mit der wir an den letzten beiden Reisetagen schon sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Diesmal waren die Erfahrungen nur gut, aber das reicht ja auch. Es fehlten z. B. die Steckdosen und der Ablauf am Grenzübergang war etwas chaotisch. Auch die Klimaanlage war nicht so gut - vielleicht war es aber einfach nur noch heißer draußen. Dafür hatten die Sitze eine bessere Liegeposition, was Dörte gleich einmal ausprobierte.


So ein Bus hat zwei Fahrer und einen Steward an Bord. Der Steward ist für die ganzen Grenzformalitäten und für das Verteilen von Frühstück und Mittagessen zuständig. Er muss halt die Leute zusammenhalten, was ihm an der Grenze nicht so gut gelang wie seinem Kollegen, den wir an der vietnamesisch-kambodschanischen Grenze erlebt hatten. Es lief aber trotzdem noch relativ gut: Wir mussten unser großes Gepäck nicht selbst ausladen und innerhalb von 75 Minuten war alles erledigt. Thailand begrüßte uns mit einem hübschen Grenzgebäude.


Wenn der Bus voll ausgebucht ist, gibt es für den Steward manchmal keinen Sitzplatz. Er hockt sich dann auf den Mülleimer. Geht auch!


Der Verkehr war auf der thailändischen Seite völlig anders. Zuerst fällt natürlich der Linksverkehr auf. Aber dann merkt man, dass fast alle Zweiradfahrer weg sind. Wir sind eine vierspurige Straße gefahren, die ziemlich verkehrsarm war. Keine Marktstände am Straßenrand. Nicht die Spur von Verkehrschaos. Möglicherweise darf man hier als Zweiradfahrer diese Straße nicht benutzen, aber ich habe keine Verbotsschilder gesehen. Apropos Schilder: Die Thai-Schrift ist doch deutlich anders als die Khmer-Schrift. Ich muss mir nochmal ansehen, ob die leichter zu erlernen ist. Es scheint weniger diakritische Zeichen zu geben, das ist schon mal gut.

Gegen 16 Uhr waren wir in Bangkok angekommen. Dörte hatte vorher nachgelesen, dass man hier kein Tuctuc, sondern ein Taxi mit der Aufschrift "Taxi-Meter" nehmen solle. Es waren aber nur Tuctucs da. Wir hatten keine Lust zu handeln und sind den knappen Kilometer bis zum Hotel einfach zu Fuß gelaufen. Das war hier leicht und ungefährlich, denn auf den Bürgersteigen ist Platz. Da stehen keine Mopeds abgestellt, da ist kein Restaurant mit Kindergartenstühlen aufgebaut, da ist ein wirklicher Bürgersteig. Manchmal sogar ein Radweg!

Auf dem Weg zum Hotel kamen wir am Demokratie-Denkmal vorbei
Heute Abend haben wir dann noch die unmittelbare Umgebung erkundet. Dazu gehörte natürlich auch, einen ersten Cache in Thailand zu finden. Wir fanden ein kleines Restaurant, das auch vegane Gerichte führte, und tasteten uns an die thailändische Küche heran. Dörte bestellte ein vegetarisches Curry mit Reis und fragte, ob das denn scharf sei. Antwort: "Bei uns gibt es alle Gerichte milde und scharf, je nach Wunsch!" Dörte bestellte dann die milde Variante, die sich dann doch als ganz schön feurig herausstellte.


Die Inhaberin hatte Mitleid und tauschte das Gericht gegen die supermilde Variante aus. Das ging dann gerade so eben für Dörte.


Anmerkungen von Dörte:

An einem Stand am Straßenrand gab es Eier am Spieß. Drei Eier mit Schale. Hmmm. Nach der Erfahrung mit den salzigen Enteneiern habe ich mich nicht getraut, hier etwas zu kaufen. Wer weiß, was in der Schale zu finden ist.

Eierschaschlik mit Schale?
Witzig finde ich ja immer die Schilder, die in Toiletten zu finden sind: "Bitte nicht die Füße in der Toilettenschüssel waschen!" Danke für den wertvollen Hinweis.


So, jetzt kann ich erst einmal wieder nach unten (wir sind in Etage 5) fahren und die Wäsche aus dem Trockner holen. Wir sind hier unser eigener Laundry-Service.

Sonntag, 28. Oktober 2018

Der Fluss der 1000 Lingas

Mit dem Titel "Fluss der 1000 Lingas" wurde unser Ausflug für heute zu den Kulen Hügeln angekündigt. Als Erstes fragte ich daher unseren Tourguide (er hieß übrigens Pi), was denn überhaupt Lingas seien. Etwas schüchtern kam die Antwort: Penisse. In der Tat sind Lingas unter anderem auch Phallussymbole aus der Hindu-Kultur und wir waren gespannt, was uns am Fluss erwartete. Wir wurden mit einem Auto abgeholt, weil wir nicht mehr in den Kleinbus hineinpassten. Mit uns im Auto saßen noch zwei Italienerinnen, mit denen wir uns gut verstanden haben. Zusammen mit den Kleinbus-Inassen bildeten wir eine Gruppe von ca. 15 Personen. Schon die Fahrt war interessant, denn innerhalb des Nationalparks ging es auf ungeteerten Straßen durch den Dschungel.


Der erste Stopp war ein Felsen mit einer liegenden Buddha-Statue. Früher wurde diese Statue vom Fuß des Felsens aus angebetet, in den 1990er-Jahren wurde an der Felsspitze ein Tempel um die Buddha-Statue herumgebaut. Dazu musste der Felsen recht aufwendig mit Treppen erschlossen werden.



An den Ständen vor der Buddha-Statue gab es Geldpakete mit neuen 100-Riel-Scheinen zu kaufen (100 Riel = ca. 2 Cent). Diese Geldscheine konnte man oben im Tempel dann opfern.



Nach der Besichtigung der Statue fuhren wir einen knappen Kilometer weiter zum Fluss der 1000 Lingas. Direkt davor gibt es Souvenirhändler und die führten tatsächlich auch Phallussymbole. Im Fluss selbst sieht man eingravierte Figuren, aber waren das Penisse? Irgendjemand sagte, die seien aber ziemlich klein. Und Dörte meinte, das Wasser sei vielleicht kalt und erzielte damit einen Lacher. Wie das früher einmal wirklich ausgesehen hat, konnten wir nicht endgültig klären.


Wir sind dann ein Stück flussaufwärts gegangen, bis wir auf eine der vielen Quellen gestoßen sind. Hier kann man sehen, wie das Wasser aus dem feinen Sandboden nach oben an die Oberfläche drückt. Das sieht dann so aus, als ob sich lauter kleine Sandwirbel am Boden bilden. Dieses Schauspiel hat man aber nur in der wasserreichen Zeit von Oktober bis Januar. Wegen dieses magisch wirkendes Effektes gilt dieses Wasser als glücklich machend und man badet z. B. seine Kinder darin.


Auf dem Rückweg zum Auto verdiente sich ein kleines Kind Geld damit, dass es für Fotos eine hübsche Schaukel hergerichtet hatte. Kinderarbeit hin oder her, für ein schickes Foto haben wir 200 Riel (4 Cent) gegeben.


Danach ging es weiter zum dritten Ziel, dem Wasserfall. Wir mussten etwas weiter entfernt parken und dann marschierten wir an vielen Marktständen vorbei. Wir haben unterwegs rote Bananen gekauft. An anderen Stellen hat es auch braune Bananen gegeben (nein, nicht die, die Ihr in Eurem Obstkorb vergessen habt, sondern solche mit natürlicher brauner Farbe). Der Unterschied zu den normalen Bananen ist nicht groß: Die roten Bananen sind etwas dicker und fester und dabei aber süßer als die gelben Bananen.


Der Wasserfall geht über zwei Terrassen. An der ersten haben wir nur einen Foto-Stop gemacht. Zum Schwimmen war es hier auch nicht tief genug.


Die zweite Terrasse war wesentlich weiter unten gelegen und man musste eine nur mäßig vertrauenerweckende Treppe von über 100 Stufen hinabsteigen. Unten konnte man aber tatsächlich baden! Es gab sogar eine Umkleide-Kabine (50 Cent) und eine Safebox, die man mit Schloss verschließen konnte (1 Dollar). Ich habe kurz überlegt, ob wir überhaupt baden sollten (Bilharziose-Gefahr), aber das Wasser sah genügend rein aus und wir waren oben im Gebirge, nahe an der Quelle. Und außerdem sollte das Wasser ja glücklich machen!


Von dort fuhren wir zum Mittagessen. Diese Fahrt war deshalb spannend, weil der junge Reiseleiter uns seine Lebensgeschichte erzählte. Er ist im Dorf aufgewachsen, kaum zur Schule gegangen und hat sich Lesen, Schreiben und Englisch praktisch selbst beigebracht. Dabei ist er von seinem Heimatdorf in die Stadt gezogen und hat dann eine ganze Reihe von Jobs (Barkeeper, Restaurantbedienung, Tuctucfahrer usw.) durchlaufen, bis er jetzt mit 27 Jahren als Tourguide arbeiten kann. Interessant war auch, wie hier mit dem Glauben an Wiedergeburt umgegangen wird. Das wirkt sich auch auf das praktische Leben aus, wenn eine Partnerin verstorben ist und man sich nicht sicher ist, ob sie bereits wiedergeboren wurde.

Gegen 16:30 Uhr waren wir wieder im Hotel und Dörte wollte nicht noch einmal los, um das Zentrum von Siem Reap zu erkunden. Morgen müssen wir nämlich wieder früh aufstehen, denn es geht mit dem Bus nach Bangkok.

Anmerkungen von Dörte:

Wenn jemand nämlich bei einem Unfall verstirbt, dann kriegt er das erst eine Woche später mit. Vorher erscheint er noch diversen Leuten.  So auch unserem Guide. Dass sie ihm auch nach dieser Woche noch im Traum erschienen ist, deutet darauf hin, dass noch was erledigt werden muss. Er überlegt, im Tempel etwas für sie zu opfern. So hab ich ihn jedenfalls verstanden.

Er erzählte auch vom Geist in der Kanne. Wenn keine frische Milch geholt wurde, wird der Geist böse und die Kanne fliegt den Kindern an den Kopf. Diese holen dann natürlich keine frische Milch, sondern verstecken sich. Dieser Glaube wäre aber heute nicht mehr verbreitet.

Das Hotel hier kann ich übrigens nur empfehlen: Nettes Personal und gute Küche und guter Pool. Was will man mehr. Jan hat jetzt mal einen Standard gesetzt!


Die Hängematte war beim Mittagsstop-Restaurant. Ist vernünftig für Fahrer, die zwischendurch ein Nickerchen machen wollen. Nur mit dem Aufstehen ist das so eine Sache.