Sonntag, 31. März 2019

Mit der dreckigen Wäsche zum Parlament

Gestern Abend gab es natürlich nicht nur einen einzelnen Tango zu hören. Es wurde ein Sainete des Autors Ivo Pelay gespielt. Ein Sainete ist eine einaktige Komödie mit viel Musik, Tanz und Klamauk. Von der Handlung haben wir nur die Hälfte mitbekommen, aber die Musik und das Ambiente in dem alten Theatersaal haben uns gut gefallen.

Heute standen zunächst zwei Dinge auf dem Programm: Eine Wäscherei und einen urugayischen Geocache finden. Der Wäscheservice des Hotels hat am Wochenende geschlossen, deshalb hat der Portier uns zu einer Wäscherei zwei Häuserblocks weiter geschickt. Leider war diese Wäscherei auch nicht geöffnet. Google Maps schlug dann eine Wäscherei etwa acht Blocks weiter vor. Bei den meisten Wäschereien stand "Geschlossen", bei dieser zum Glück nicht. Als wir dort ankamen mussten wir allerdings feststellen, dass es diese Wäscherei schon gar nicht mehr gibt. Es drängte sich auch der Verdacht auf, dass nur deshalb kein "Geschlossen" bei Google Maps stand, weil bei Google überhaupt keine Informationen über die Öffnungszeiten vorlagen. Nächster Versuch: 10 Blocks weiter, Google Maps sagt: "Schließt um 14:30". Das klang vielversprechend, nur vor Ort mussten wir feststellen, dass die Wäscherei doch sonntags geschlossen hat.

Inzwischen waren wir etwa 2 Kilometer Luftlinie von unserem Hotel entfernt und schon deutlich näher an dem angepeilten Cache. Also haben wir unsere dreckige Wäsche mit zum Parlament geschleppt, denn dort sollte der Cache versteckt sein. Es war formal ein Rätselcache, von der Anlage her aber eher ein Multicache, bei dem man an verschiedenen Orten etwas ablesen oder abzählen musste, um an die eigentlichen Koordinaten zu kommen. Das hat Spaß gemacht und wir haben die Dose auch gefunden.

Mit dem Sack dreckiger Wäsche am Parlamentsgebäude
Das Parlamentsgebäude
Auf dem Weg kamen wir an einem Schloss-Brunnen vorbei
Nach dem Cachen haben wir erst einmal die Dreckwäsche wieder ins Hotel gebracht und uns in der Eckkneipe gegenüber gestärkt. Am Nachmittag sind wir dann die Rambla, die Uferstraße am Rio de la Plata, längs gelaufen. Von einem Fluss kann man hier gar nicht sprechen, denn das gegenüberliegende Ufer liegt schon hinter dem Horizont. Die Rambla ist viele Kilometer lang und zu unserer Unterhaltung gab es immer wieder Info-Tafeln zur Entstehung des Lebens auf unserem Planeten. Ein Meter auf der Rambla entspricht 10.000 Jahre zurück in die Vergangenheit. Also z. B. 200 Meter bis zu der nächsten Tafel, die über die Ereignisse weitere 20 Millionen Jahre zurück berichtet. Erstaunt hat uns, dass die Reptilien erst nach den Sauriern aufkamen.

Auf der Rambla, 350 Millionen Jahre vor unserer Zeit
Viele kommen mit dem Fahrrad zur Rambla
An der Rambla gibt es viele Bänke, auf denen man sich sonnen kann. Der Fußweg ist sehr breit und lädt zum Radfahren, Skaten und Joggen ein. An einem Sonntagnachmittag ist hier natürlich viel los. Es gibt sogar einen kleinen Strand mit künstlich angelegten Dünen und Jahrmarkt auf der anderen Straßenseite.

Sportplatz an der Rambla
Strand in Montevideo
In einem Park gab es zwei weitere Caches zu finden, aber nur bei einem von diesen hatte ich Erfolg. Während ich mich um die Caches kümmerte, hat Dörte sich gemütlich auf einer Bank gesonnt und auf ihrem Kindle gelesen - bis der Akku alle war.

Park mit Palmen
Für den Abend hatte ich einen Kinofilm rausgesucht, der auf Englisch mit spanischen Untertiteln läuft: Van Gogh - An der Schwelle zur Ewigkeit. Mir hat der Film nicht gut gefallen: Der Erzählfluss war mir zu langsam und es gab zu viele Bildsequenzen. Teilweise waren die Bilder bewusst unscharf, was der Regisseur damit darstellen wollte, habe ich nicht begriffen.

Anmerkungen von Dörte:

Nur zur Erläuterung: Mit Bildsequenzen meint Jan nicht van Goghs Bilder, sondern "Eschen von unten mit Sonne und Kameraschwenk und so". Langsame Erzählflüsse sind nicht so sein Ding. Ich verweise da auf die Krimis mit Mama Ramotswe, die er tödlich langweilig fand. Dabei sind sie super!

Samstag, 30. März 2019

Tango auf der Straße

Die Fahrt im Bus war so angenehm, wie eine Busfahrt über Nacht nur sein kann: Komfortable Liegesitze, Reisepässe wurden abends eingesammelt und morgens mit den nötigen Stempeln wieder ausgeteilt. Es gab sogar ein wenig zu essen und ein WC war auch an Bord. Wie Dörte so häufig sagt: "Ich liebe es, erster Klasse zu reisen!"

Um kurz nach 9 Uhr kamen wir am Busbahnhof in Montevideo an und haben erst einmal Geld getauscht. Die Fahrt mit dem Taxi zum Hotel war etwas ärgerlich, denn der Fahrer schlug den Weg zum Hotel erst ein, als ich auffällig mit meinem GPS rumfummelte. Aus 4 Kilometern hat er glatt eine Stadtrundfahrt von 12 Kilometern gemacht. Der Hotelportier war dagegen superfreundlich und hat uns schon morgens um 10 Uhr ein Zimmer besorgt. Das war gut, wir konnten erst einmal ausruhen.

Um 14 Uhr haben wir eine Free Walking Tour mitgemacht. Wir waren eine Gruppe von fast 20 Leuten und Rodrigo hat uns einiges über Geschichte und aktuelle Politik in Uruguay erzählt. Wir lernten zum Beispiel, dass die Briten mit den Argentiniern und Brasilianern 1828 einen Vertrag geschlossen hatten, um einen unabhängigen Pufferstaat zwischen Argentinien und Brasilien zu schaffen. Damals konnten die Briten noch Verträge schließen und ihre Handelsinteressen wahren! Das erscheint heute, am ersten Tag nach dem ursprünglichen Brexit-Termin, nicht mehr möglich zu sein.

Startpunkt war der Unabhängigkeitsplatz mit dem Wahrzeichen von Montevideo, dem Palacio Salvo. Wirklich ein beeindruckendes Gebäude! Auf dem Platz selbst gibt es außerdem eine große Statue für den Nationalhelden Artigas. Darunter befindet sich ein umstrittenes Mausoleum, das in der Zeit der Militärdiktatur gebaut wurde.

Palacio Salvo
Artigas-Statue
Wir spazierten durch die Altstadt mit Fußgängerzone (angelehnt an den Walk of Fame in Hollywood mit Sternen, aber viel kürzer), Theater, Kathedrale und Markthalle.

Ehrung für die Rolling Stones, weil sie hier mal ein Konzert gegeben haben!

Die Markthalle ist eigentlich eine Bahnhofshalle, die nie als Bahnhof genutzt wurde. Heute gibt es hier vor allem Restaurants. Dort endete die Tour und wir haben in einem der Restaurants gegessen. Dabei haben wir auch eine Montevideo-Spezialität probiert: Champagner mit Weißwein gemischt.


Voll vegetarisch!
Auf dem Rückweg haben wir am Theater Karten für heute Abend besorgt. Es läuft das Stück "La Cumparsita" über den Tango aller Tangos. Wir sind gespannt. Kurz vor unserem Hotel haben wir dann auf einem kleinen Platz gesehen, wie abends spontan zu Musik Tango getanzt wird (Video).

Anmerkungen von Dörte:

Keine Zeit. Muss noch unter die Dusche und Umziehen fürs Theater!

Freitag, 29. März 2019

Technik-Museum geschlossen

Nach dem Frühstück haben wir unser Gepäck im Hotel untergestellt und die Walking-Tour von gestern wieder aufgenommen. Zunächst haben wir den Mercado Público erkundet. Gegenüber anderen Märkten, die wir in Lateinamerika gesehen haben, ist er sehr großzügig angelegt. Er ist auch nicht sonderlich groß (ca. 100 mal 100 Meter), man könnte ihn als Markt für Feinkost bezeichnen. Daneben gibt es Cafés und Stände mit Handarbeiten. Dort wurde Dörte fündig und hat eine neue Mütze gekauft - für die 70er-Jahre-Party an Bord des Kreuzfahrtschiffes.

Mercado Público: Kioskreihen in einer großen Halle
Neue Mütze
Dann ging es in die etwas höher gelegene Altstadt. Die meisten Sehenswürdigkeiten waren um den Praça da Matriz angesiedelt. Das ist ein schöner Platz, an dem Dörte vor allem die Dackel-Statuen gefielen. Dabei steht dort auch eine Kathedrale, die durch die außen angebrachten Mosaike auffällig ist. Außerdem gibt es ein Theater, einen Gouverneurs-Palast und eine Statue für Júlio de Castilhos, einen Politiker aus dem 19. Jahrhundert, der die Verfassung des Bundesstaats geschrieben hat. Sein Haus befindet sich auch in der Nähe - dort hat seine Frau im Jahre 1905 Selbstmord begangen und soll heute noch herumspuken.

Es gibt hier 2 Dackel-Statuen
Kathedrale mit Außenmosaiken
Praça da Matriz mit Statue und Kathedrale
Dichter und Denker im Centro Historico
Danach war es Zeit für die Mittagspause. Diesmal habe ich endlich "Eisenbahn Pilsener" probiert, das war mir schon länger ins Auge gefallen. Kann man gut trinken ...

Kann man gut trinken ...
Danach fing der Tag an, ein wenig schief zu laufen. Ich hatte vorher mehrere Möglichkeiten für den Nachmittag überlegt, wir entschieden uns für das Technik-Museum. Der Versuch, ein Uber-Taxi zu rufen, scheiterte: Der Fahrer war so blöd, zunächst zum Ziel zu fahren statt an den Abholort. Wir sind dann in ein richtiges Taxi gestiegen und der Fahrer verstand "Science Museum" nicht. Also habe ich es gegoogelt und die Adresse rausgesucht. Los ging's und mein Blick fiel auf Googles Bemerkung eine Zeile tiefer: "Heute geschlossen". Mein Portugiesisch hat nicht ausgereicht, um den Taxifahrer zu veranlassen, uns zu einem anderen Museum zu fahren. Stur suchte er seinen Weg aus der Stadt raus in das etwas entfernt an der Uni liegende geschlossene Museum.

Der Saurier vor dem geschlossenen Museum
Dort angekommen stellten wir fest, dass es hier eigentlich nichts Interessantes gibt. Ich suchte eine Busverbindung zurück in die Stadt und hatte irgendwie dicke Finger beim Bedienen von der App von Google Maps. Wir haben jedenfalls zwei Busse verpasst und der dritte machte vor dem Losfahren erst einmal 10 Minuten Pause. Wenn es nicht läuft, dann läuft es eben nicht!

Danach lief aber wieder alles rund: Wir haben noch einen Spaziergang im Farroupilha Park gemacht und uns vor der kommenden Nachtfahrt mit dem Bus ausgeruht. Der Park ist ziemlich groß und liegt relativ nahe am Zentrum. Der Name erinnert vermutlich an die Farrapen-Revolution von 1835, als sich Rio Grande vom Kaiserreich Brasilien trennen wollte.

Inzwischen sind wir am Busbahnhof und haben unsere Fahrkarten. Zunächst stand ich in zwei langen Schlangen jeweils am falschen Schalter und wartete etwa 40 Minuten, aber dann ging es am richtigen Schalter ganz fix. Wir sind gespannt auf Uruguay, das letzte Land unserer Reise, das wir noch nie besucht haben.

Typisch für Porto Alegre: Xis, ein Riesen-Hamburger-Brötchen
Anmerkungen von Dörte:

Irgendwie verliert ein Polizist seine Autorität, wenn er seinem Polizeipferd zwischendurch die Haare flicht...

Donnerstag, 28. März 2019

Seniorenrabatt

Gestern Abend habe ich noch ein wenig die Kenntnisse über Novo Hamburgo und brasilianischen Fußball vertieft. Es gibt in Novo Hamburgo nämlich auch einen Fußballverein und der spielte gestern ein Lokalderby im Stadion des SC Internacional Porto Alegre. Das wurde natürlich im Lokalsender live übertragen. Novo Hamburgo hat sogar auswärts 1:0 gewonnnen, aber das reichte nicht, denn das Hinspiel hatte Internacional mit 2:0 für sich entschieden. Das alles passierte im Viertelfinale der Gauchó-Meisterschaft, der Staatsmeisterschaft von Rio Grande del Sul. Der brasilianische Fußballverband scheint für diese Staatsmeisterschaften bestimmte Termine reserviert zu haben: 12 Termine für die Vorrunde und dann eine Endphase nach dem KO-System. Im Fernsehen gibt es auch Berichte über die Meisterschaft von São Paulo und anderer Bundesstaaten. Und unser Verein, Palmeiras, ist ins Halbfinale der Paulista eingezogen.

Das alles war ein wenig Ablenkung von meinem Hexenschuss, der sich aber bis in den Morgen sehr bemerkbar machte. Ich war echt stolz, dass ich es geschafft habe, allein zu duschen und mich anzuziehen. Im Laufe des Tages ist es dann deutlich besser geworden, ich hoffe, dass diese Entwicklung anhält.

So richtig viel haben wir uns von Porto Alegre nicht versprochen, deshalb waren wir von den Erlebnissen heute positiv überrascht. Die Touristeninfo am Mercado Público haben wir schnell gefunden und dort bekamen wir eine Karte mit einem empfohlenen Weg vom Mercado bis zur Usina do Gasômetro mit ungefähr 10 eingezeichneten Sehenswürdigkeiten. Das ist ja fast so gut wie eine Walking Tour. Noch besser aber war, dass gleich der Stadtrundfahrtbus vorbeikam und wir dafür Seniorenrabatt bekamen. Die Walking Tour haben wir uns für später aufgehoben und sind erst einmal auf das obere Deck des Doppeldeckerbusses gestiegen.

Auf dem offenen Deck bei der Stadtrundfahrt
Rathaus von Porto Alegre
Mercado Público
Die Erklärungen waren leider nur auf Portugiesisch, davon bekamen wir nicht so viel mit. Aber wir genossen die Sonne und die Aussicht. Erste angesteuerte Station war das Gasometer. Wieso eigentlich Gasometer? Und warum sieht es nicht wie ein Gasometer aus? Es handelt sich um ein ehemaliges Kohlekraftwerk, das an einem Standort gebaut wurde, an dem früher einmal ein Gasometer stand. Es sieht aus wie eine Fabrik mit einem 117 Meter hohen Schornstein daneben und gilt als Wahrzeichen der Stadt. Ein komisches Wahrzeichen, aber es steht an einer markanten Ecke und wenn man mit dem Schiff kommt, dann sieht man es quasi als Erstes von Porto Alegre. Es wird als Kulturzentrum genutzt, ist aber derzeit wegen Umbaus geschlossen.

Usina do Gasômetro
Weiter ging es zum Fußballstadion vom Match gestern Abend, zur neuen Einkaufsmeile im Süden der Stadt, zum großen Park in der Stadtmitte und an der Kathedrale vorbei wieder zum historischen Zentrum mit dem Mercado Público und dem Rathaus. Es ist ein wenig wie mit São Paulo, die Nicht-Hochhäuser muss man ganz schön suchen. Aber es lohnt sich!

Graffiti am Fußballstadion
Wir sind im Bus sitzen geblieben bis zum Gasometer, denn wir wollten die Walking Tour rückwärts machen. Zunächst haben wir uns dort aber den Uferbereich des Rio Guaíba angesehen: Es ist ein hübsch gestalteter Park, der von Radfahrern und Joggern genutzt wird. Es ist angeblich ein beliebter Platz, um sich den Sonnenuntergang anzusehen. Wir haben das spektakuläre Restaurant genutzt, wo wir üppig und gut gegessen haben.

Uferpark für Radfahrer und Jogger
Witzige Skulptur im Uferpark
Restaurant mit Aussicht - sogar durch den Glasboden auf die Wellen!
Eistorte zum Nachtisch - voll vegetarisch!
Direkt vor dem Gasometer fuhren Touristenboote zu einer Ausflugstour ab, das haben wir gleich ausgenutzt. Natürlich mit Seniorenrabatt! Wie das Unternehmen auf seine Kosten kommen will, weiß ich nicht: 10 Fahrgäste, die maximal 5 Euro bezahlen - das reicht ja nicht einmal für den Treibstoff. Wir sind an der Stadt entlang zu ein paar Inseln gefahren. Was davon Rio Jacuí und was Rio Guaíba war, das wissen nur die Geographen. Der Guaíba entsteht ziemlich genau an dieser Stelle aus dem Zusammenfluss von 5 Flüssen, von denen der Rio Jacuí der größte ist. Und eigentlich ist der Rio Guaíba auch kein Fluss, sondern eher eine Lagune, die zu einer noch viel größeren Lagune des Atlantiks gehört.

Die moderne Großstadt hinter historischen Lagerschuppen
Usina do Gasômetro von der Wasserseite
Wir hatten jedenfalls einen schönen Ausblick auf die Stadt, die hinter einer Reihe alter Hafenschuppen steht. Irgendwie hat mich das an die Speicherstadt in Hamburg erinnert. Der zweite Teil der Bootsfahrt ging dann durch einen Kanal zwischen zwei Inseln durch. Das war richtig idyllisch!

Kanal zwischen zwei Inseln
Wieder am Gasometer haben wir die Walking Tour begonnen. Der Höhepunkt war sicherlich die Kirche Nossa Senhora das Dores: Es ist eine einschiffige Kirche, die durch ihren Hochaltar beeindruckt. Dieser ist in neun Stufen mit geschickt gewählter Perspektive gestaltet - so etwas hatten wir vorher noch nirgendwo gesehen.

Vor der Kirche Nossa Senhora das Dores
Hochaltar mit Stufen
Ricardo André Frantz (User:Tetraktys) [CC BY-SA 3.0],
via Wikimedia Commons
Einen Teil der Walking Tour haben wir uns für morgen übrig gelassen und sind noch etwas durch die Einkaufsstraßen geschlendert. Wir haben sogar etwas gefunden: Ein Ersatzkäppi für Dörte, die ihr Mexiko-Käppi wohl gestern im Taxi hat liegen lassen.

Ein Kulturzentrum mit Kino in einem schön restaurierten Gebäude
Schild für einen Taxistand - nicht mehr ganz aktuell ...
Anmerkungen von Dörte:

Englischkenntnisse sind nicht so richtig weit verbreitet. Aber wir haben es geschafft, in der Apotheke ein ABC-Pflaster zu kaufen. Mit Zeichensprache. Zukünftig sind wir bei Scharade unschlagbar.

Mittwoch, 27. März 2019

Busfahrt nach Porto Alegre

Heute waren wir den ganzen Tag mit dem Bus nach Porto Alegre unterwegs. Porto Alegre ist die Hauptstadt des Bundesstaats Rio Grande do Sul und eine der größten, aber auch abgelegensten Städte in Brasilien. Wir haben sie als Zwischenstop ausgewählt, weil sie einfach auf dem Weg liegt. Eine Walking Tour gibt es hier nur am Samstag, wir werden die Stadt also morgen und übermorgen auf eigene Faust entdecken.

Die Fahrt war wieder ausschließlich über Autobahnen, d. h. es ging ruhig und mit gleichmäßigem Tempo voran. Wir sind hauptsächlich durch landwirtschaftliche Gebiete gefahren, ab und zu gab es einen bewaldeten Hügel. Einige Male ging es auch direkt am Ufer eines großen Sees längs. Dörtes Kommentar dazu: "Das sieht ja aus wie bei uns, wenn man mal die vereinzelten Palmen weglässt."

Immer nur Autobahn ...
Wir haben zwei Freiheitsstatuen am Wegesrand gesehen,
als Werbesymbol für eine Kaufhauskette
Gesundheitlich ging es mir heute nicht so gut, der Hexenschuss ist schlimmer geworden. Ich konnte so gerade eben noch meinen Rucksack tragen. Normalerweise wäre ich den Kilometer vom Busbahnhof zum Hotel zu Fuß gelaufen, aber das ging heute nicht. Dörte sagt: "Schmerzmittel,leichte Bewegung und Wärme!" Das mit der Bewegung war heute schlecht im Bus, vor allem, wenn man an allen möglichen Stellen den Kopf einziehen muss. Ich bin aber guten Mutes, dass es bald wieder besser geht.

Kurz vor Porto Alegre sahen wir einen Wegweiser nach Novo Hamburgo. Das musste ich natürlich gleich einmal googeln: Es ist eine Vorstadt von Porto Alegre, die sich wegen der Leder-Industrie als "Hauptstadt des Schuhs" bezeichnet. Novo Hamburgo ist nicht von Hamburgern sondern von Hunsrückern besiedelt worden, die allerdings alle in Hamburg ihre Schiffsreise angetreten haben. Es gibt hier sogar eine deutsche Minderheitensprache, das "Riograndesische Hunsrückisch".

Der Bus kam mit einer halben Stunde Verspätung an, gegen 18 Uhr waren wir im Hotel. Abends haben wir noch etwas die Gegend erkundet: Ein paar Bars, eine Einkaufsstraße, zwei Supermärkte und ein urbaner Busbahnhof. Wir haben uns in eine Bar gesetzt und mutig habe ich mal was Neues bestellt: "Xis Calabrese". Es stellte sich als eine Art Hamburger mit besonders großem Brötchen ("Pão de Xis") heraus. Dörte bestellte ihre Version ohne Fleisch und nach dem Entfernen einer Scheibe gekochten Schinkens passte es auch für sie.

Pão de Xis, anscheinend eine Spezialität in Porto Alegre
Anmerkungen von Dörte:

Jan hat das Bier vergessen, das gefroren serviert wurde. Auf den Hinweis, dass es so nicht zu trinken sei, wurde die Flasche ins warme Abwaschwasser gestellt.

Dienstag, 26. März 2019

Jakobsweg in Brasilien

Dass es in Brasilien überhaupt einen Jakobsweg gibt, habe ich nicht erwartet. Wir haben ihn heute entdeckt, als wir am letzten ganzen Tag auf der Insel einen Spaziergang gemacht haben. Ich hatte im Internet den Trilha da Feiticeira, den Wanderweg auf den Berg des Hexenmeisters, entdeckt. Bei Tripadvisor habe ich herausgefunden, dass es dort zwei Wege gibt: Einen bequemen Weg, der auch für Kinder und Senioren geeignet ist und durch den Wald geht. Der andere Weg geht an der Küste entlang, ist teilweise ausgesetzt und erfordert Kletterei. Wir haben uns für den bequemen Weg entschieden - schon allein deshalb,  weil mich seit ein paar Tagen ein Hexenschuss plagt. Da passt Wandern noch, aber Klettern ist dann doch zu viel.

Dass dieser Weg dann Teil eines Jakobswegs ist, hat uns doch etwas überrascht. Dahinter steckt die Idee, dass man zuhause bereits ein wenig pilgert, bevor man die Strecke La Coruña - Santiago in Spanien läuft. Der Weg in Spanien ist nämlich knapp unter 100 Kilometern und das reicht für eine Compostela nicht aus. So gibt es also einen 21 Kilometer langen Jakobsweg in Brasilien, auf dem wir heute in umgekehrter Richtung ein Stück gewandert sind.

Wirklich ein Jakobsweg (aufgenommen am Ziel der Wanderung)
Der Weg war eher ein Urwaldpfad als ein bequemer Weg und bei Steigung und Hitze kamen wir ganz schön ins Schwitzen. Mückenmittel war zwingend notwendig, anderes Getier außer Mücken, Ameisen und Schmetterlingen ist uns zum Glück nicht begegnet. Der Weg war sehr schmal, aber er war immer gut zu finden und stimmte auch mit dem Pfad auf meinem GPS-Gerät überein.

Der Anfang in Inglese war noch leicht
Hier mussten wir in den Wald abbiegen
Teilweise ging es steil nach oben
Vor und nach dem Urwaldpfad waren wir natürlich an den jeweiligen Stränden. Wir mussten feststellen, dass der Strand Praia Brava nicht ganz so toll ist wie der Strand Praia de Inglese. In Praia Brava gibt es nämlich etwa ein kleines Steinchen oder eine Muschel auf 5 Quadratmeter Strandfläche. Ist das nicht furchtbar, wie schnell man sich an Luxus gewöhnt?

Flussmündung ins Meer
Strandläufer
Eine funktionierende Bierdusche am Strand
Praia Brava, unser Ziel für heute
Zurück sind wir mit dem Bus gefahren und haben dabei noch durch Kreuz- und Querfahrten den Norden der Insel ausgiebig kennengelernt. Nach etwas über einer Stunde waren wir wieder in Inglese und haben in derselben Hamburguesa wie gestern und vorgestern gegessen. Diesmal gab es einen Sieg von Brasilien gegen Tschechien live im Fernsehen zu beobachten.

Anmerkungen von Dörte:

In der Hamburguesa hat Jan sich dann von seinem Freund, dem Kellner, verabschiedet. Es ist schon interessant, dass Männer Freundschaften schließen können, indem sie sich Namen von Fußballspielern an den Kopf werfen und „oho, jaaa!“ dazu sagen...