Sonntag, 30. September 2018

Hutongs

Heute haben wir es ruhig angehen lassen. Erst um 10 Uhr haben wir das Hostel verlassen und sind zur Metro gegangen. Dort haben wir einen Supermarkt gefunden, der tatsächlich auch Cola light im Sortiment hatte. Aber nicht nur Cola light sondern auch eine weiße Flache mit "Cola Fiber+" auf dem Etikett. Ich habe es probiert und es schmeckt für mich wie Cola light. Habe aber keine Ahnung, was da drin ist ...


Unser Ziel war heute der Trommelturm und anschließend wollten wir die Hutongs besuchen. An der angesteuerten Metrostation konnten wir aber keinen Turm entdecken. Dörte fragte einen jungen Chinesen, indem sie einen Turm und Trommeln andeutete und stieß auf völliges Unverständnis. 2 Minuten später kam er noch einmal zu uns zurück mit einer Übersetzungs-App auf seinem Handy. Und diesmal klappte die Verständigung, wir haben den Weg von seinem Handy abfotografiert. Unser Eindruck: Englisch versteht hier wirklich kaum jemand, aber alle sind sehr hilfsbereit.


Nach etwa 300 Metern stießen wir auf die zentrale Straße durch die Hutongs (Tip: Metro-Station Nanluoguxiang, Exit E!). Die Hutongs sind Straßen mit alten einstöckigen Häusern. Die zentrale Straße ist zur Einkaufsstraße geworden und praktisch Fußgängerzone. Alles ist mit roten Lampions geschmückt und häufig wird das Handwerk noch so gezeigt, dass man von der Straße sehen kann, wie die Dinge entstehen.


Zum Beispiel silberne Armreifen, Bonbons, Knödel oder Kartoffel-Türme. Letztere haben wir probiert: Es werden große Kartoffeln auf einen langen Holzstab gesteckt und dann mit einer Maschine zu einer langen Spirale zerschnitten. Das wird dann frittiert und gewürzt. Lecker!



Dörte war so froh, mich mal auf einer Einkaufsstraße zu haben, aber dann durften wir aus Gepäckgründen gar nichts kaufen. Eine billige Geldbörse aus Leder für Kleingeld ist es dann doch noch geworden. Und wir haben noch etwas mehr Streetfood probiert: Dünne Sticks mit hauchdünnen gebratenen Fleischstreifen. Die waren allerdings ganz schön scharf!


Kurze Zeit später hatten wir den Trommelturm und den Glockenturm erreicht. Eine Eintrittskarte für beides kostet 30 Yuan (etwa 4 Euro). Wenn Dörte gewusst hätte, wie anstrengend die Treppen sind (45 Grad mit Treppenstufen von etwa 30 cm Höhe!), dann hätte sie wohl auf den Glockenturm verzichtet.


Im Trommelturm gab es eine Vorführung der Trommeln, mit denen früher die Zeit angezeigt wurde. Dörte hat davon auch ein kleines Video gedreht.


Außerdem gab es dort einige schöne alte Instrumente zur Zeitmessung zu sehen. Am besten gefiel mir eine Installation aus Bronze mit vier kaskadierten Wasserbecken, aus denen kontrolliert das Wasser rauslief. Immer wenn eine Viertelstunde rum war, schlug durch eine Mechanik eine Figur acht Mal einen Ton an.


Die Aussicht von dort oben war schön. Die Türme stehen genau auf der zentralen Nord-Süd-Achse Pekings, wo sich früher alles abgespielt hatte. Die verbotene Stadt konnte man aber nicht sehen, weil dazwischen ein Hügel mit dem Pavillon des Immerwährenden Frühlings liegt. Dieser Hügel war nun unser nächstes Ziel und dabei wollten wir ein paar Caches einsammeln.


Aus den Caches wurde leider nichts. Entweder waren sie nicht zu finden, der Weg war abgesperrt oder ich durfte sie wegen Dörtes Höhenangst nicht suchen. Der Aufstieg zum Pavillon hat sich aber gelohnt, die Aussicht von dort oben ist phantastisch. Etliche Leute hatten sich versammelt, um von dort den Sonnenuntergang zu fotografieren - selbst bei bewölktem Wetter.

Aussicht nach Norden mit weiteren Palästen und dem Trommelturm

Aussicht nach Osten auf das moderne Beijing
Hübsche Frau und Aussicht nach Süden auf die verbotene Stadt

Hier ist der Mittelpunkt von Beijing!
Beim Abstieg hörten wir Gesang und gingen dem nach. Wir fanden zwei Gruppen von Sängern, die sich jeden Sonntag Abend hier treffen, um miteinander zu musizieren. Die einen hatten sozialistische Lieder mit eher russischer Intonation drauf, während die andere Gruppe eher traditionelle chinesische Volksmusik bevorzugte. Das alles erklärten uns zwei Chinesen, die damit bewiesen, dass es hier doch Leute gibt, die Englisch sprechen können. Wir bevorzugten die chinesische Musik und Dörte hat sogar mitgetanzt.


Das war mal wieder so ein Highlight, das man gar nicht einplanen kann. Wer selbst mal nach Peking kommt, kann ja mal gegen 17:30 Uhr im Jingshan-Park  sein Glück probieren. Wir sind danach zu Fuß zu unserem Hostel zurückgelaufen und genießen jetzt dort ein europäisches Abendessen, endlich wieder mit Messer und Gabel!

Anmerkungen von Dörte:

Jans Aussage, dass wir es heute ruhig angehen lassen, war eine reine Absichtserklärung aus der nichs geworden ist! Die durchschnittliche Anzahl der Schritte, die Jan pro Tag macht, liegt bei 20.000 - ich brauche entsprechend mehr.

Für gestern muss ich noch nachtragen, dass Eltern ihre Kinder hier mit Handschellen an sich fesseln. Die sind aus Plastik und mit dehnbaren Spiralbändern miteinander verbunden. Sehr praktisch, wenn man im Gedränge der Paläste ist.

Und die Polizisten haben Heugabeln dabei, um eventuelle Straftäter oder Aufrührer oder so von sich abzuhalten. Ich hab nachgefragt! So hat er es demonstriert.


Ansonsten ist mir immer wieder aufgefallen, dass die Straßen auch für erweiterte Wohnzwecke genutzt werden. Bei kleineren Häusern in diesem Viertel werden die Steppdecken morgens in die Abgase gehängt, es stehen auch mal Wäschetrockner auf dem Bürgersteig. Nicht jeder hat halt einen Innenhof.

1 Kommentar:

  1. Mein tägliches Highlight ist eure tägliche Berichterstattung. Die Ergänzungen von Dörte sind dabei das Sahnehäubchen. Es macht riesig Spaß euren Erlebnissen zu folgen und obwohl noch weiter weg, macht es schon Vorfreude auf mein eigenes Sabbatjahr.

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