Mittwoch, 19. September 2018

Ab in die Wüste

Dieser Blog erscheint erst mit Verspätung, da es hier weder Mobilfunkverbindung noch Internet gibt. So wird es wohl auch die nächsten Tage sein. Immerhin gibt es für einige Stunden Strom, damit wir das Netbook aufladen können.

Um 9 Uhr ging es los: Wir bestiegen einen russischen Minibus, wie wir ihn auf Olchon schon gesehen hatten (dort Buchanka genannt, weil er wie ein Laib Brot aussieht). Unsere Führerin ist Gerlee und unser Fahrer Soyloo. Gerlee spricht gut Englisch und Soyloo versteht ein paar Brocken. Bis wir aus Ulan Bator raus waren, dauerte es eine dreiviertel Stunde für die ersten zwei Kilometer. Der Stau ist unglaublich, es wird gedrängelt auf Teufel komm raus. Wir haben gefragt, ob irgendwas gegen den täglichen Stau getan wird: An Werktagen soll es jeweils Fahrverbote für Autos mit 2 bestimmten Endziffern geben. Ich versuchte herauszufinden, welche Ziffern das heute, am Mittwoch waren. Wahrscheinlich hält sich keiner an das Verbot, denn ich habe alle 10 Endziffern entdeckt.

Außerhalb von Ulan Bator haben wir dann erst einmal getankt. Da das Auto 2 Tanks hat (auf jeder Seite einen), mussten wir zwischen den Tankvorgängen wenden. Außerdem wurde Mineralwasser in großen Mengen gekauft.

Die Landstraße war gut ausgebaut, die Gegend um uns herum bestand aus sanften Hügeln mit erstaunlich viel Grün. Wir konnten Herden von Pferden, Rindern, Schafen und Ziegen sehen, die offensichtlich reichlich zu grasen hatten. Die fünfte Art Vieh bekommen wir dann wohl später: Kamele. Wir haben gelernt, dass Großvieh (Kamele, Pferde, Rinder) genau wissen, zu welcher Herde sie gehören. Wenn diese Herden sich vermischen, dann trennen sie sich später wieder von alleine. Bei Kleinvieh (Schafe und Ziegen) ist das nicht so, deshalb muss man mehr auf sie achten. Ställe für den Winter gibt es auch nur für Kleinvieh.


An einer Distriktgrenze war ein Schamanenzeichen aufgestellt, wie üblich mit bunten Bändern bestückt. Um den örtlichen Gott um Glück für den Weg zu bitten, musste man dieses Zeichen dreimal im Uhrzeigersinn umrunden und einen Stein auf den Haufen werfen. Das haben wir natürlich auch getan.


Um 12:30 Uhr haben wir Mittag an einer Raststätte gemacht. Wir haben uns noch für schwarzen Tee entschieden, aber nächstes Mal versuchen wir auch den Milchtee, der im großen Samowar bereitsteht: Milch, heißes Wasser und etwas Salz. Ich hatte Nudeln mit Fleisch in einer Schüssel und Dörte hatte Reis mit Ei und Gemüse. Toiletten gab es als Plumpsklos auf der anderen Straßenseite ...


Nach knapp 200 Kilometern ist Soyloo plötzlich von der Landstraße abgebogen und wir sind die restlichen 50 km auf einem Feldweg gefahren. Hier wurde die Landschaft plötzlich Gelb, weil das kurzgefressene Gras verdorrte.

Soyloo, unser Fahrer
Gerlee, unsere Reiseführerin
Unser Ziel war ein kleines Gebirge, wo uns eine kleine Höhle und eine Tempelruine gezeigt wurde. An der Höhle sollte ein Geocache liegen, aber es war nicht klar, ob der nun am Ende der Höhle war (da hätte man reinkriechen müssen) oder etwas exponiert oberhalb. Ich habe gar nicht erst versucht, Dörte dazu zu überreden, diesen Cache mit der Geländewertung 3,5 intensiver zu suchen. Stattdessen haben wir lieber die Aussicht fotografiert.




Der buddhistische Tempel wurde in der Sowjetzeit in 1937 zerstört. Er war bis dahin der wichtigste Tempel der Gegend. Er bestand aus zwei Steinbauten, zwischen denen zwei Jurten standen. Heute steht dort ein kleines Birkenwäldchen.


Auf dem Weg zum Jurtencamp haben wir kurz bei einem anderen Geocache gehalten. Zuerst wollte er sich nicht zeigen, obwohl Gerlee und Soyloo, die noch nie etwas von Geocaching gehört hatten, mitsuchten. Die Freude war groß, als ich die Dose dann doch noch fand.

Jetzt sind wir im Jurtencamp und warten auf das Abendbrot, das Gerlee für uns zubereitet. Wir haben ein 6-Betten-Zelt für uns alleine und wegen der Kälte jeder zwei Schlafsäcke bvekommen. Damit wir nicht so frieren, soll gleich ein Feuer im Zelt gemacht werden.


Der lange Weg vom Klo zurück zu unserer Jurte
Anmerkungen von Dörte:

Nachtrag von gestern: Ich habe mit der Tochter von Urnaa das Knochenspiel gespielt. Dazu braucht man echte abgekochte Schafswirbel. Die werden geworfen und wenn die glatte Seite des Wirbels oben ist, hat man einen Punkt.


Ich hatte mich gewundert, dass die Haare des Mädchens niedlich zurechtgemacht, aber recht kurz sind. Die Erklärung kam heute: Bei Mädchen werden im Alter von 2,  bei Jungen im Alter von 4 die Haare abgeschnitten. Soll aus nicht weiter erklärbaren Gründen Glück bringen.

Wir haben auch noch viel mehr gelernt: Nicht nur, dass Kuhdung gesammelt wird zum Heizen, nein, die Schafe fressen im Winter auch die gesammelten Pferdeäpfel. Hier wird nichts verschwendet.

Den Kuhdung brauchen wir heute auch. Eigentlich ist keine Heizung in dieser Jurte, aber bei beginnendem Schneefall (ja, es gibt Niederschlag in der Gobi) wurde in Loch in die Decke geschnitten, das Ofenrohr durchgesteckt und der Ofen auf eine hitzebeständige Platte in die Mitte gestellt. Das gibt eine enorme Wärme, die aber leider schnell ausbrennt. Wir haben uns freiwillig! geeinigt, morgen um 6.00 Uhr aufzustehen! Dann wird nochmal eingeheizt.

Video

Das Englisch von Soyloo ist übrigens wie folgt: Er fasst Jan an ein etwas fleischigeres Stück des Oberarms und sagt:"You much - no cold!" Jan heißt hier Big Man.

2 Kommentare:

  1. Mein Wanderführer empfiehlt den "Weißen See" Tsagaan Nuur und den Vulkan Khorgo sowie den Khan Khentii Nationalpark und die Khogno-Khaan-Berge mit Saurierskeletts.

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  2. Ich kenne ein ähnliches Knochen-/Würfelspiel aus meiner Kindheit in Frankreich. Kein Witz. Es wird mit "nachgemachten" Knochen aus Plastik gespielt, die rot und weiß sind. Das Spiel heißt "les osselets", es geht darum, die Knochen zu werfen und seine Geschicklichkeit zu zeigen. Hier ein youtube-Video dazu:
    https://www.youtube.com/watch?v=Uw0Qk8vaaSk
    Herzliche Grüße aus Braunschweig, Brigitte

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