Donnerstag, 13. September 2018

Nordkapp

Nein, nicht um das Nordkapp in Norwegen geht es hier, sondern um das nördlichste Kapp der Insel Olchon. Das war heute nämlich unser Ziel, nur etwa 38 km Luftlinie entfernt. Vorher haben wir aber erst einmal gefrühstückt - und das war diesmal reichlich: Omelett, 2 belegte Scheiben Brot und ein Cupcake.
Nach dem Frühstück hatten wir noch Zeit und suchten einen Geocache. Auf der gesamten Insel gibt es nur 2 Geocaches, einen praktisch vor der Haustür und den anderen am Nordkapp. Den vor der Haustür konnten wir auf der einsamen Dorfstraße jedenfalls gut finden.
Jan hat Vorfahrt
Um 11 Uhr ging es los, diesmal mit einem Chevrolet Niva mit mehr Bodenfreiheit. Und die wurde auch wirklich gebraucht. Anatoli war unser Fahrer und er fuhr nach dem Prinzip: Je schneller man über die Schlaglöcher fährt, umso weniger spürt man sie. Er ist 60 km/h gefahren, wo wir uns nur ca. 20 km/h zugetraut hätten. Er hatte aber ein gutes Gespür und wusste meist genau, bei welchen Schlaglöchern er doch vorher abbremsen musste. Wir waren jedenfalls fasziniert, wie er sich auch aus den vertracktesten Matsch-Situationen wieder befreien konnte. Im Steppenteil der Fahrt waren die matschigsten Stellen natürlich die Talsohlen und dort verbreiterte sich die Menge der Fahrspuren enorm. Im Zweifel hat sich jeder Wagen seine eigene Spur gemacht. Hier stellte sich für mich die Frage, ob nicht doch eine asphaltierte Straße am Ende schonender für die Natur wäre.
Matsch in der Talsohle
Am ersten Aussichtspunkt konnten wir die schroffen Klippen des westlichen Baikalufers sehen. Darüber türmten sich Regenwolken, von denen wir hofften, dass sie sich alle dort abregnen würden. Bis etwa 14:30 Uhr ist dieser Wunsch auch in Erfüllung gegangen. Ganz besonders haben uns an diesem Aussichtspunkt die unterschiedlichen Farben der Felsklippen gefallen.
Farbspiele an den Klippen
Beim zweiten Stop kamen wir auch direkt an das Seeufer. Hier gab es eine sehr ausgedehnte Sanddüne, das Gelände hat von den Dreißigerjahren bis 1956 als Gulag gedient. Heute steht dort ein Minimuseum und ein Souvernir-Shop. Am Ufer standen Gestelle für Zelte zum Eisfischen im Winter. Der Bootssteg war aber abgebaut.
Danach ging es durch einen Wald aus Lärchen und Kiefern. Hier konnten die Autos natürlich nicht beliebig neue Spuren finden, weil da ja Bäume im Wege stehen. Durch den Regen waren die vorhandenen Fahrspuren aber stark ausgewaschen, sodass es wirklich schwer war, einen Weg zu finden. Schieflagen von 30 Grad im Auto waren normal!
Man beachte auch den Riss in der Windschutzscheibe!
Das Nordkapp heißt eigentlich Kap Choboi und ist ebenfalls ein heiliger Ort. Dementsprechend gibt es dort wieder die bunten Bänder.
Ich habe natürlich gleich begonnen, den zweiten Geocache der Insel zu suchen, wurde von Dörte aber zurückgepfiffen. Das sei zu gefährlich. Zum Glück wusste Dasha, was Geocaching ist, und hat den Cache für uns geborgen.
Dann hat Dasha uns die Aussicht und die Felsen erklärt. In dem einen Felsen konnte man eine Frau erkennen. Der Sage nach ist das die Tochter eines Schamanen, die böse geworden ist und alles verhext hat. Solange, bis der Vater davon Wind bekam und sie in einen Felsen verwandelt hat. Zumindest solange, bis es keine Grausamkeiten mehr auf der Welt gäbe.
Danach gab es Mittagessen: Anatoli hatte Fischsuppe gekocht. Dazu gab es Salat von Tomaten, Paprika und Gurken aus Anatolis eigenem Garten. Zuerst wussten wir nicht, wie wir den einfach nur in Stücke gehackten Fisch essen sollten, aber nachher ging das ganz gut. Und es hat auch sehr gut geschmeckt! Zum Nachtisch gab es Tee mit Lebkuchen. Wobei Dasha geheimnisvolle einheimische Kräuter in den Tee streute, was ihn noch besser machte.
Nach dem Essen sind wir zu einem weiteren nahegelegenen Kapp gefahren. Die beiden Felsen dort besucht man, wenn man sich Kinder oder Enkel wünscht. Den linken für ein Mädchen, den rechten für einen Jungen. Die Chinesen sind alle nach rechts gegangen, Dörte und ich haben die linke Seite gewählt. Dörte musste dafür ganz schön ihre Höhenangst bezwingen!
Die Rückfahrt wurde dann rutschig, weil es anfing zu regnen. Anatoli hat das aber bravourös gemeistert. Den letzten Aussichtspunkt haben wir dann bei Regen nur noch aus dem Auto genossen. Gegen 16:30 Uhr waren wir zurück und jetzt trinken wir erst einmal Tee.

Anmerkungen von Dörte:

Ein kurzer Hinweis zum Wetter: In Irkutsk hat es heute geschneit!

Anatoli legte Wert darauf, dass das  Mittagessen aus eigenem Anbau bzw. aus eigenem Fang stammt. Die meisten Einwohner haben Gewächshäuser, in denen sie Gemüse ziehen. Von den Tomaten hatte er allerdings in diesem Jahr nicht viele ernten können. Er hatte wohl ganz viele - aber eine der frei herumlaufenden Kühe ist eingebrochen und hatte die meisten mit Wonne gefressen.

Wir haben heute auch nachgefragt, was die Löcher in den hölzernen Zäunen bedeuten: Hier steckt der Tankwagen seinen Rüssel rein, wenn er Wasser liefert. Mir war tatsächlich noch nicht aufgefallen, dass die Wasserversorgung aus einem Tank erfolgt. Jetzt fallen mir auch die dicken Plastikrohre auf, die zu den Klos und den Duschen führen. Aufgefallen war mir allerdings die Satellitenschüssel. Durchmesser ungefähr 2 Meter. Das nenne ich mal eine Satellitenschüssel!!


1 Kommentar:

  1. So tolle Eindruecke - danke fuers Teilen!
    Euch eine schoene Weiterreise, bei hoffentlich nicht zu kaltem und regnerischem Wetter!
    Beste Gruesse aus Paris
    Carola (and family)

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