Samstag, 22. September 2018

Kamelreiter und Wüstenbezwinger

Die letzte Nacht war wieder anstrengend für mich. Wir hatten ein kleines Zelt, das nach dem Feuermachen so brüllend heiß war, dass an Schlaf nicht zu denken war. Ich habe mich dann zu den Mongolen in den Aufenthaltsraum gesetzt, die aufmerksam die Judo-Weltmeisterschaft in Baku verfolgten. Danach ging es besser.

Wir haben beide festgestellt, dass wir erstaunlich kurzatmig sind. Es fühlt sich an, als ob wir ohne Akklimatisation auf 3000 m Höhe wären - dabei sind es doch nur etwa 1500 m. Wir wissen nicht, woran das liegt - vielleicht an der trockenen Luft, die uns Flüssigkeit über die Atemluft ausscheiden lässt oder an dem Rauch in den geheizten Jurten, der die Lungenkapazität reduziert? Es ist aber noch nicht kritisch, Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen.

Geheizt wird hier übrigens mit Holz statt mit Kuhdung. Hier gibt es nämlich tatsächlich Bäume! Die Art heißt Saxaul (die kennt bestimmt keiner von Euch) und sie zeichnet sich durch eine besonders dicke Rinde aus, bei der man durch Zusammenpressen Wasser gewinnen kann.

Nach dem frühen Frühstück (7:30 Uhr!) sind wir zu den Flaming Cliffs gefahren. Das sind wirklich beeindruckende Klippen und mit dem Sonnenschein im Rücken konnten wir auch Schattenspiele fotografieren.



Die Beine und die Körper gehören zusammen!
An diesen Klippen soll ein Earthcache liegen. Den entsprechenden Punkt haben wir mit dem Auto angesteuert. Eigentlich wollte ich dazu auf dem Beifahrersitz Platz nehmen, aber das Hochklettern auf diesen Beifahrersitz war mir nicht möglich, ohne dass meine Hose gerissen wäre. Vielleicht ist dieser russische Minibus doch keine gute Idee als Ersatz für den Renault Trafic. An dem Punkt angekommen, war uns unklar, welches Motiv wir im Hintergrund des obligatorischen Fotos haben sollten (es war nichts Interessantes in der Nähe). Auch das Museum zu den dort gefundenen Sauriereiern konnten wir nicht finden. Später fand ich heraus, dass es wohl in einem Truck beheimatet ist, der jetzt irgendwo anders steht. S0yloo war ganz enttäuscht, er ist schon richtig heiß darauf, eine weitere Dose zu finden.

Nichts zu entdecken!
In dem Ort Bulgan (nein, nicht das Bulgan, das Ihr bei Google Maps findet, sondern das hier, welches bei Google nur "Postamt" heißt) hatten wir kurz Internet und konnten die letzten beiden Blogeinträge noch ohne Fotos schnell hochladen. Unsere Technik versagte, aber wir durften das WLAN von Soyloos Handy nutzen. Die Fahrt ging über Holperstrecken weiter, bis wir schließlich an ein Gebirge kamen. Hier führte der Track über einen Pass von 2000 m Höhe.


Auf der anderen Seite bekamen wir den ersten Ausblick auf die große Sanddüne Khongoryn Els. Gerlee berichtete, dass sie 180 km lang und bis zu 26 km breit sei. Die deutsche und die englische Wikipedia machen da unterschiedliche Angaben, die etwas kleiner sind. Egal, die Düne ist wirklich beeindruckend.


Am Rand der Düne liegt unser heutiges Camp. Überraschenderweise haben wir hier mit unserer mitgebrachten Technik Internet und konnten die letzten Blogeinträge mit Fotos vervollständigen. Nach dem Mittag (die unfallträchtigen mit der Hand zu essenden Teigtaschen, die wir vom Weg zum Baikalsee schon kannten) konnten wir uns eine Stunde ausruhen, dann stand Kamelreiten auf dem Programm. Meine Güte sind diese Tiere groß! Ich bin nur mit Hilfe in den Sattel gekommen. Und dann stand das Kamel plötzlich auf, d. h. meine Sitzhöhe betrug ca. 2,20 Meter! Immerhin wurden die Steigbügel angepasst, sodass ich etwas sicherer sitzen konnte. Krampfhaft hielt ich mich am vorderen Höcker fest und zwang mir ein Lächeln fürs Foto ab.


Es ging etwa 2 km durch die karge Landschaft. Mir taten schnell die Oberschenkel weh und ich hatte Angst vor dem Absteigen. Das ging dann aber einfacher als gedacht, denn zwei starke Männer zogen mich einfach runter. Ich hatte mir schon überlegt, dass ich mich vielleicht einfach zur Seite runterfallen lasse ...

Später sind wir dann noch an den Rand der Sanddüne gefahren und haben eine Düne bestiegen, um den Sonnenuntergang zu genießen. Ist ist wirklich Sand, wie man ihn sich in der Wüste vorstellt - wie bei den Dünen in der Nähe von Arcachon. Nur gigantischer!



Anmerkungen von Dörte:

Wenn ich mir vorstelle, dass man bei einer Karawanentour den ganzen Tag auf einem Kamel sitzt, dann ist das tatsächlich anstrengend. Mein Kamel lief immer hinter Jans hinterher und ich hatte somit ständig den Ausblick auf ein verdrecktes Hinterteil.

Die Gegend hier an der Düne ist übrigens ziemlich touristisch (für mongolische Verhältnisse): Es gibt fünf Camps mit einigen Jurten und auf den Dünen waren auch die Spuren diverser Besucher zu sehen. Es ist aber immerhin noch nicht so touristisch, dass Duschen nicht ein Abenteuer wäre. Es gibt eine gesonderte kleinere Jurte mit einer selbstgebastelten Konstruktion, die es erlaubt, das durch die Sonne erwärmte Wasser sich über den Kopf laufen zu lassen. Viel darf es aber nicht sein, immerhin wird jeder Liter aus über hundert Kilometer angeliefert. Ansonsten heißt es seit einigen Tagen: Wasser sparen und Katzenwäsche oder wie der Plattdeutsche sagt: So´n beeten afspuddeln...

Hinter den Waschbecken sind die Duschen
Warmwasser kommt aus Kanistern auf dem Dach


2 Kommentare:

  1. Das mit dem Earthcache klang eigentlich recht eindeutig:

    a) Take a picture of you and/or your GPS in front of the formation you see on the spoiler foto.

    ...

    Spoiler:

    https://s3.amazonaws.com/gs-geo-images/09dea004-5f84-4253-b76f-1ca69de901da_l.jpg

    Letzten Monat gab es auch noch ein entsprechendes Foto. Die Fels-Formation scheint also noch da zu sein.

    Die letzten beiden "Found it"-Logger haben allerdings nur irgendein Foto angehängt. Das scheit dem österreichischen "Owner" wohl auch zu genügen, wenn man die übrigen Fragen korrekt beantwortet. Beweismaterial sollte ja ausreichend vorhanden sein.

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  2. Ansonsten bekomme ich gerade auch wieder Lust auf die Mongolei. Das ist so ein Kindheitstraum gewesen. Die Seite aus Papas Atlas habe ich damals sehr häufig angesehen.

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