Mittwoch, 12. September 2018

Schamanenfelsen

Zuerst einmal Dank an Burkhard: Es waren im Zug keine Pinienkerne, sondern Zedernkerne. Heute ging es los zum Baikalsee, zur Insel Olchon. Unsere Führerin war Dascha, die sehr gut Englisch spricht. Ihr gehört auch das kleine Unternehmen mit 2 Autos, wir fuhren in einem großen und bequemen koreanischen Auto mit Allradantrieb. Zumindest am Anfang war es noch bequem, denn da waren die Straßen noch Straßen.
Nach zwei Stunden machten wir an einer Raststätte halt, um Mittag zu essen. Ich bestellte auf Daschas Anraten große Teigtaschen mit einem Hackkloß drinnen. Die ißt man mit den Fingern, indem man zuerst die Brühe aus der Teigtasche trinkt. Ehrlich gesagt: Mir ist das bei keiner der drei Teigtaschen unfallfrei gelungen. Und die anderen beiden hatten ihren Spaß ...
Kurz nach dem Mittag bogen wir von der noch relativ guten Hauptstraße ab in Richtung Baikalsee. Von der Abzweigung sind es nochmal etwa 120 km bis zur Fähre. Unterwegs haben wir auf einer Passhöhe an der Grenze zum Olchon-Distrikt die ersten bunten Bänder gesehen, die von Schamanisten und Buddhisten hier zum Gebet aufgehängt wurden. Wir haben 2 Münzen dagelassen, das soll Glück bringen. Die Landschaft wurde nun immer spektakulärer: Der Wald verschwand und es gab steile Hügel, die mit einer Steppe bedeckt waren. Vor der Fähre mussten wir noch einmal tanken, denn auf der Insel gibt es weder eine Tankstelle noch irgendwelche Geldautomaten. Die Überfahrt dauerte nur etwa 10 Minuten und ist etwa einen Kilometer lang.
Auf der Insel selbst war die Straße nicht mehr asphaltiert. Mit maximal 10 km/h zottelten wir durch unzählige Schlaglöcher. Der Regen, der gestern gefallen war, hatte für riesige Pfützen und Schlammstellen gesorgt, so dass unser Auto nachher völlig verdreckt aussah. Aber die Aussicht war fantastisch!
Ja, über diese Rüttelpiste sind wir auch gefahren!
Gegen 16 Uhr kamen wir an in Khuzhir, mit etwas über 1000 Einwohnern der größte Ort auf der Insel. Wir übernachten hier 3 Nächte in einem hübsch angelegten Guest House (mit freiem, aber langsamem Internet!). Die Toiletten sind allerdings außer Haus und soweit entfernt wie bei einem Campingplatz. Außer uns übernachtet hier mindestens noch eine kleine Gruppe Chinesen. Mal sehen, was die sagen, wenn wir heute Abend Go spielen.


So sieht die Hauptstraße im Dorf aus!
Um 16:45 Uhr sind wir mit Dascha zum Schamanenfelsen gefahren. Obwohl es gerade jetzt anfing zu regnen, war es das Highlight des Tages: Es ist ein heiliger Ort des Schamanismus und dort sind 13 große Pfähle aufgestellt, an denen die bunten Tücher wehen. Das sieht prachtvoll aus! Außerdem hat man von hier einen tollen Ausblick auf den schönen Sandstrand, der übrigens auch ein heiliger Ort ist. Zur anderen Seite sieht man von der Anhöhe die eigentlichen Felsen. Ihr könnt Euch denken, dass dieses Motiv in der Reihe der Kühlschrankmagneten nicht fehlen durfte!




Anmerkungen von Dörte:

Die Münzen sind kleine Opfergaben. Es wurden von Leuten, die das Rauchen aufgeben wollen, auch geknickte Zigaretten hinterlassen. Die halb ausgetrunkene Wodkaflasche konnte ich nicht ganz interpretieren; vielleicht hat jemand sich nur sehr schwer davon trennen können??

In dem Teil von Sibirien, den wir hier durchquert haben, wird viel gebaut. Es gibt ganze Neubaugebiete, zu erkennen an den Strommasten, die in enger Reihe den Verlauf der Strasse andeuten, an der die Häuser mal stehen werden. Eine asphaltierte Straße gibt es vielleicht irgendwann einmal. Eine Straße bildet sich ja quasi von selbst durch die Fahrspuren der Allradfahrzeuge. An einzelnen Stellen stehen dann auch schon die Holzgerippe der neuen Häuser. Ich habe hier mal nachsehen können, womit gedämmt wurde: Zwischen den beiden Holzwänden befindet sich Stroh, Filz und an den Fenstern auch Steinwolle. Ob das bei uns von der Feuerwehr abgenommen würde? Ich weiß ja nicht. Auf jeden Fall werden wir es heute nacht warm haben. Das kleine zweizimmrige Haus der ebenfalls kleinen Gästeanlage wird geheizt durch einen im Flur stehenden Ofen. Und mein Bett steht natürlich an der warmen Wand!

2 Kommentare:

  1. Unglaublich! Jetzt seid ihr noch keine 14 Tage unterwegs, habt aber geschätzt schon ein Fünftel der Strecke gemacht. Am Baikalsee soll es auch Bären geben. Ich habe gelesen, dass Bären einen schlechten Schluckreflex haben sollen. Ein Mann konnte einmal seinen Kopf aus dem Maul eines Bären befreien, weil er noch eine Faust frei hatte, die er dem Tier tief in den Schlund gerammt hat.

    Gegenüber englischen Straßenverhältnissen würde ich die von euch gezeigten Hauptstraßen jederzeit vorziehen.

    Kann man die Kühlschrankmagneten nicht später selbst herstellen? Bestimmt gibt es einen Anbieter, bei dem man eigene Motive hochladen kann. Ihr bekommt dann bestimmt einen guten Rabatt. Ansonsten wird Dörte demnächst irgendwo steckenbleiben, weil sich die Magnetkräfte zur Stärke eines Elektromagneten wie auf dem Schrottplatz addiert haben.

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    1. Hallo Nadine,
      die Strecken gestern hätte ich mir ja noch mit dem Rad zugetraut. Auch wenn so mancher Fluch über meine Lippen gekommen wäre. Heute hätte ich dann wohl aufgegeben, das hätte bei den Steigungen und dem Matsch keinen Spaß mehr gemacht. Immerhin habe ich heute aber eine Reiseradlerin mit Gepäck gesehen.

      Liebe Grüße
      Jan

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