Sonntag, 9. September 2018

Transsibirische Eisenbahn, Tag 2

In der zweiten Nacht konnten wir schon etwas besser schlafen. Probleme bereitet ein wenig, den richtigen Zeitpunkt zum schlafen gehen zu finden. Irgendwann wird das Licht ausgeschaltet und alle anderen liegen schon - dann wird es wohl auch für uns Zeit, selbst wenn wir noch nicht müde sind. Jeden Tag verschiebt sich dieser Zeitpunkt um 1-2 Stunden nach vorne. Im Zug wird immer nur Moskauer Zeit angezeigt, aber die Sonne will sich einfach nicht danach richten.

Dörte ist gut mit ihrem Kindle versorgt, wenn sie nicht gerade Candy Crush auf ihrem Smartphone spielt. Ich kümmere mich darum, dass die Strecke trotz fehlendem Tracker auf der Tracking-Seite richtig angezeigt wird. Für den laufenden Tag kann ich das nicht machen, weil der Track immer wieder automatisch mit "Ich hab keine Daten!" überschrieben wird. Aber für die abgeschlossenen Tage (nach UTC, um genau zu sein) geht das mit etwas Getrickse schon. Bis Tjumen ist die Strecke also heute bereits zu sehen, das liegt schon in Asien. Aber auch in Asien sehen wir vor allem Birkenwälder, unterbrochen von Ackerflächen, Heide und Mooren.

Ansonsten vertreiben wir uns die Zeit mit Go-Spielen und Kniffeln. Beim Kniffeln hat Dörte mehr Glück, ich dafür beim Go-Spielen. Zumindestens bisher ...
Mit den Mitfahrern sind wir heute besser ins Gespräch gekommen. Eigentlich eher in den Modus, gegenseitig Fragen und Antworten in die Übersetzungs-App zu tippen. Praktischer wäre die Sprachaufzeichnung, aber die funktioniert anscheinend ohne gute Internet-Verbindung nicht. Und wenn man mal Internet hat, dann ist es leider nur selten schnelles Internet. Olga und Tonya sind zwei rüstige Rentnerinnen, die auch bis nach Irkutsk fahren. Sie sind neidisch auf unsere Tour und haben uns gefragt, was wir in Irkutsk machen wollen. Der Vorschlag war: Mit dem Helikopter zum Shumak, aber das ist wohl nur was für neureiche Russen.

In Omsk hatten wir eine richtig lange Pause und konnten sogar den Bahnhof verlassen, um einzukaufen. Jetzt haben wir russisches Brot, russische Wurst, Omsker Äpfel und Nussschokolade. Damit halten wir auch morgen noch durch.

Wer will, kann ja mal gucken, ob er im Fahrplan herausfindet, wann wir in Omsk nach Moskauer Zeit, Lokalzeit und Irkutsker Zeit fahrplanmäßig angekommen sind.

Lösung (Rot5): Moskau - 68:70; Lokal - 61:70: Irkutsk - 63:70
PS: Noch kurz ein Bericht vom Speisewagen, den wir eben zum ersten Mal besucht haben: Der hat den Namen nicht verdient, es ist nur ein Imbisswagen. Einrichtung, Preise und Übersichtlichkeit der Portionen passen da eher. Und es müffelt nach Desinfektionsmitteln, wie auf dem Klo. Wir bleiben lieber bei unseren mitgebrachten Konserven, obwohl die Preise OK sind.

Anmerkungen von Dörte:

Was man so aus dem Fenster sehen kann: Also direkt an der Bahnstrecke ist offensichtlich mal gerodet worden, da ist Aufwuchs zu sehen, für mich undefinierbar, aber mit Sicherheit sind kleine Birken dabei. Dahinter ist eigentlich immer eine dichte Reihe von erwachsenen Birken in allen Stadien: Ausgewachsen, umgefallen, tot. Dann gibt es auch wieder Strecken, die wie die Heide ohne Heidschnucken aussehen (also mehr Gestrüppzeug als in der Lüneburger Heide). Das Highlight war das Holzhaus mit der alten Frau am Brunnen. Insgesamt erinnert die Aussicht mich an die Bücher über Mama Ramotswe, die Privatdetektivin aus Botswana. Diese Bücher haben einen langsamen Erzählfluss, Jan nennt sie langweilig.
Manchmal kann man aber auch durch die Birken sehen und erblickt dahinter Moor! Und manchmal auch ein grosses Feld.
Dass wir in Asien sind, erkennt man auf den Bahnhöfen übrigens daran, dass immer mehr Leute sich entspannt auf die Fersen hocken, um eine Zigarette zu rauchen. Ihr wisst schon - die Position, in der zumindest ich unweigerlich auf den Po fallen würde, wenn ich denn überhaupt so weit runterkäme....

3 Kommentare:

  1. In die Knie runter würde gehen aber wieder hoch läßt mich befürchten sie würde zeitgleich zerspringen!

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  2. Ich glaube, ihr müsst noch einmal zurückfahren, denn ihr scheint den Obelisken verpasst zu haben, der bei Kilometer 1777 ab Moskau die Grenze zwischen Europa und Asien markiert.

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    1. Hallo Nadine, wenn ich in Rente bin, fahr ich da einfach nochmal mit dem Fahrrad hin!

      Liebe Grüße
      Jan

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