Dienstag, 4. September 2018

Krustpils again

Die erste Nacht im Großraumliegewagen war spannend. Ich habe für uns immer Liegen am Gang gebucht, weil wir dann selbst entscheiden können, ob wir sitzen oder liegen wollen. Das hat aber auch Nachteile: Der Platz für Gepäck reicht nur knapp aus, die Liegefläche ist deutlich zu kurz für mich (es fehlen 20 Zentimeter und die Füße kann man nicht einfach auf den Gang raushängen lassen) und ich kann nicht - wie die russischen Männer - das Bettlaken vor dem Pseudoabteil aufspannen, damit sich meine Frau umziehen kann. Damit müssen wir jetzt leben, weitere 6 Nächte sind genauso gebucht ...

Wir haben uns, wie einige andere auch, auf der Toilette zum Schlafen umgezogen. Man trägt nachts tatsächlich Nachthemd und Schlafanzug. Das Schlafen war schwierig, für mich vor allem, weil es so heiß war. Dörte hat eigentlich ganz gut geschlafen, selbst von den beiden Grenzkontrollen hat sie kaum etwas mitbekommen. Problematisch war hier vor allem das Aufstehen um 5:30 Uhr, weil wir um 6:37 Uhr in Krustpils ausgestiegen sind. Wir wurden angeguckt wie ein Weltwunder und es wurde dreimal nachgefragt, ob wir wirklich in Krustpils aussteigen wollen. Wir waren auch die einzigen, die aus dem Zug von nur 3 Waggons ausgestiegen sind.
Am Bahnhof war alles abgeschlossen. Etwa 10 Personen warteten auf den ersten Morgenzug, danach waren wir fast allein. Eine Gepäckaufbewahrung gab es nicht, aber ein Café, das um 7 Uhr öffnete. Dörte war auch nach einem Kaffee noch zu nicht zu gebrauchen - es fehlte einfach der Schlaf. Gegen 8:30 Uhr hatten wir geregelt, dass  das Gepäck im Café bleiben darf und wir machten uns mit dem Stadtbus auf den Weg, Krustpils bzw. besser Jekabpils zu erkunden. Krustpils ist heute nämlich nur noch ein Stadtteil von Jekabpils (Jacobsstadt). Das erste Ziel war natürlich die Struve-Straße, an der der Struve-Park liegt und in dem sich wiederum der Struvebogenpunkt befindet. Schnell haben wir ein paar Fotos gemacht und uns über die gepflegte Anlage gefreut.

Anschließend warfen wir einen Blick auf den Fluss Düna (oder Daugova), der bei Riga in die Ostsee fließt. Dann zwei Geocaches und ein hübsches kleines Kloster. Auch hier wurden uns - diesmal von einer Nonne - in Englisch die größten Schätze des Klosters gezeigt. Hier war es die Kopie eines Ikonen-Bildes, welches Wunder bewirken soll.
Was jetzt noch fehlte, war ein Kühlschrankmagnet aus Lettland - damit wurden wir in der Touristeninformation fündig. Ein Ort so groß wie Reinbek und eine eigene Touristen-Information! Aber es gab schon Einiges zu sehen: Eine Outdoor-Galerie von Gemälden, einen Luchs als Wahrzeichen und ein hübsches Heimatmuseum als Freilichtmuseum. Über Letzteres sind wir auf dem Weg zu einem der 4 Restaurants der Stadt gestolpert und haben gleich einen ausführlichen spontanen Besuch gemacht. Auch hier wurde uns freundlich alles auf Englisch erklärt. Das Beste aber war wohl die Schaukel für Dörte in der Sonne.


Nach dem Mittagessen waren wir rechtzeitig wieder im Bahnhofscafé, um das Gepäck abzuholen. Um 19:18 Uhr geht es weiter mit einem Zug, der nicht mal auf den Abfahrtstafeln angezeigt ist.

Technische Anmerkung:
Das Tracking im Nachtzug hat sehr schlecht funktioniert. Ich habe den Track heute von Hand nachbessern müssen, weil das Senden der Signale aus dem Zug heraus nicht geklappt hat. Ich habe den Tracker mitten in das Fenster gehängt, was mir jetzt von Dörte schon verboten wurde. Er hat nämlich die ganze Nacht in ihre Augen geblinkt.

Anmerkungen von Dörte:
Ein paar kurze Infos noch zu den Pritschen, die Jan gebucht hat: Die Breite entspricht ungefähr meiner Hüftbreite im liegenden Zustand. Das macht das Liegen auf dem Rücken ein bisschen schwierig. Bei der (stabilen - ist besser, wenn man oben schläft) Seitenlage stößt man mit einem Knie entweder an das Fenster, welches dann die Vibrationen des Zugs direkt überträgt oder das Knie liegt auf der Sicherung auf, die die "Matratze" am Runterrutschen hindert. Die Lösung ist: Wolldecke über die Sicherung legen und das Hörnchen zwischen Fenster und Kreuz stopfen.

Im Freilichtmuseum fand übrigens eine Rallye für Schüler statt. Deshalb waren die Eimer auch gegen kindgerechte kleine Blecheimer ausgetauscht. Normalerweise fassen sie mehr als doppelt soviel Wasser. Dabei hatte ich hier schon zu tun. Wer sich das ansehen will, Jan hat mich dabei gefilmt. Die Datei kann unter diesem Link (10 MB!) heruntergeladen werden.

2 Kommentare:

  1. Struve-Bogen again. Das weckt Erinnerungen an die Radtour durch das Baltikum.
    Ein Satz zum gps-Tracker: programmiertechnisch klappt das offensichtlich sehr gut. Es gibt halt ein Problem mit dem Kontakt zum Satelliten. Ich finde die Darstellung des Providers auch bescheiden, war aber auf die Schnelle nicht in der Lage, etwas brauchbares zu programmieren. Mein perl-Skript von 2017 hat nicht mehr funktioniert. Offensichtlich hast Du das besser im Griff.

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  2. Dörte das nächste Mal geh lieber ein wenig in die Knie, so dass du das Joch auf die Schultern nehmen kannst, während die Eimer noch auf dem Boden stehen. Wenn du dich dann wieder aufrichtest, kannst du die Eimer ganz leicht anheben. Das ist einfacher als das Joch samt Eimern über den Kopf zu heben, da die Beinmuskulatur viel kräftiger ist als die der Arme ��

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