Montag, 1. Oktober 2018

Chinesische Mauer

Heute stand der Besuch der chinesischen Mauer auf dem Programm. Empfohlen hatte man uns eine Wanderung zu einem nicht restaurierten Teil der Mauer und dann Entlanglaufen auf der Mauer, bis man auf die Massen an Touristen trifft. Die verfügbaren Gruppenwanderungen waren aber alle mindestens vom Level 3+ (das traute Dörte sich nicht zu) und für eine private Führung waren die Guides ausgebucht. Wir haben dann über GetYourGuide eine Option gesucht, die preiswert, ohne verpflichtenden Shopping-Stop und mit genügend Zeit an der Mauer ist. Wir wurden an Travelgreatwall vermittelt und bezahlten etwa 37 Euro pro Person. Dazu kommt dann noch das Ticket für den Sessellift, noch einmal etwa 15 Euro pro Person.

Schön war, dass man nicht am Hotel abgeholt wurde. Das hätte nämlich bedeutet, zweimal eine zweistündige Rundfahrt durch die Innenstadt von Peking im Verkehrsstau zu machen. Stattdessen haben wir uns an einer Metro-Station im Nordosten Pekings getroffen, vor einem McDonalds-Restaurant um 9 Uhr früh. Wir waren so rechtzeitig da, dass wir bei McDonalds noch frühstücken konnten. Es gab dort diese Bestellautomaten und nach etwas hin und her brachten wir auch eine englische Menü-Auswahl zustande. Als wir aber bezahlen sollten, fiel uns die Klappe runter: Keine Kreditkarte, kein Bargeld, sondern nur WeChatPay, AliPay und Bezahlen per Gesichtserkennung. Dörte fragte einen jungen Chinesen am Nachbar-Terminal, der das Bezahlen schnell mit seinem Smartphone erledigte. Ich wollte ihm die 32 Yuan (etwa 4 Euro) bar in die Hand drücken, aber er weigerte sich! Er hat zwei arme westliche alte Leute, die nicht mal mit Smartphone zahlen können, zum Frühstück eingeladen! Die sind doch nett, die Chinesen, oder?

Die Fahrt erfolgte in einem Kleinbus: Wir waren 13 Passagiere, ein Fahrer und Emma, unsere Reiseleiterin. Emma erzählte uns, dass die Mauer 21.000 km lang sei und in vielen verschiedenen Dynastien aufgebaut und befestigt worden ist. Sie berichtete auch von der traurigen Legende einer Frau, deren Mann als Zwangsarbeiter für den Bau der Mauer verschleppt wurde und an der harten Arbeit starb. Er wurde - wie die anderen Opfer auch - in der Mauer begraben. Die Frau begab sich auf die Suche und ihr wurde schließlich davon berichtet. Da weinte sie so bitterlich vor Trauer, dass sich der Himmel öffnete und auf einen Schlag 400 km der Mauer zusammenbrachen und die Gebeine der Verstorbenen preisgaben. Sie fand dann die Gebeine ihres Mannes und beging danach Selbstmord.


Wir lernten aber auch andere Dinge, wie z. B. die Zahlzeichen mit den Fingern einer Hand (Daumen und Zeigefinger bedeutet 8! Lieber Zeige- und Mittelfinger nehmen, wenn man 2 Bier bestellen will!). Nach einem kurzen Stop an einem Geldautomaten (den Sessellift muss man bar bezahlen!) kamen wir nach etwa 2 Stunden am Mutianyu-Abschnitt der Mauer an. Zuerst gab es ein leckeres Essen, danach sammelte Emma das Geld zum Kaufen der Tickets für Seilbahn oder Sessellift ein. Sie hatte es uns vorher erklärt: Seilbahn zu Wachtturm 14 (weit oben), Sessellift zu Wachtturm 6 (so in der Mitte). Bei Wachtturm 6 kann man auch mit einer Rodelbahn wieder runterfahren. Dumm war nur, dass Seilbahn einerseits und Sessellift/Rodelbahn andererseits zu unterschiedlichen Firmen gehörte und es kein Kombi-Ticket gab. Statt 120 Yuan hätte man 2 Einzeltickets zu je 100 Yuan kaufen müssen, um die ganz leichte Tour zu machen: Rauf zu Turm 14 und runter von Turm 6. Wir entschieden uns für Turm 6: Sessellift nach oben und Rodelbahn wieder runter.


Oben gab es herrlichen Sonnenschein und eine phantastische Aussicht. Wir hatten wirklich Glück: Superwetter und trotzdem nicht zu viele Touristen. Und das am chinesischen Nationalfeiertag, an dem alle Chinesen frei haben! Von den Nationalitäten her würde ich sagen, dass es immer noch 75% Chinesen waren. Wir schossen viele Fotos und machten uns auf in Richtung Turm 14.



Einige wenige der Wachttürme konnte man auch besteigen und bekam dadurch eine noch bessere Aussicht auf die Mauer. Wer denkt, dass das ein leichter Spaziergang auf der Mauer sei, der täuscht sich. Auch der restaurierte Teil der Mauer verläuft natürlich auf und ab, dem Bergkamm folgend. Die dabei auftretenden Stufen sind von unterschiedlicher Höhe: Manchmal muss man Tippelschritte machen und manchmal ist es richtig anstrengend.


Die Unregelmäßigkeit der Stufen war Gift für unsere Knie. Wir waren jetzt ganz froh, keine Wanderung auf dem nicht restaurierten Teil der Mauer (teilweise ohne Brüstung!) gebucht zu haben. Ich ging zielstrebig weiter, weil es da oben auch einen Cache geben sollte. Dörte ließ mich ziehen und ging in ihrem Tempo weiter. Und ich habe kurz hinter Wachtturm 12 tatsächlich meinen zweiten Cache in China gefunden, hurra!


Beim Weg bergab gab es eine kleine Enttäuschung: Ich durfte nicht auf die Rodelbahn. Ob ich zu schwer oder zu alt war, konnte ich nicht herausfinden. Naja, dann haben wir bergab halt auch den Sessellift genommen. Ich fand die Tour, so wie sie gelaufen ist, super. Mit dem Wissen von heute hätte ich vielleicht auch nur einen Transfer von einer Metro-Station in Peking gebucht. Das hätte noch weniger gekostet und die Tickets hätte man sich am Ort am Schalter holen können. Warteschlangen haben wir da keine gesehen.

Anmerkungen von Dörte:

Die Chinesen sind tatsächlich zu uns sehr zuvorkommend. Habe gar nicht berichtet, dass beim Trommelturm (echt steile Treppe!!!) ein junger Chinese spontan meinen Arm gegriffen und mir hochgeholfen hat.

Alte weiße Leute scheinen sowieso die Attraktion zu sein. Ich hatte heute einen kleinen Jungen davor bewahrt, auf eine richtig dicke Raupe zu treten. Nachdem wir beide diese "gerettet" haben (mit nem Stock in einen nebenstehenden Baum befördert - hoffe, sie hat es überstanden) musste er sich mit mir fotografieren lassen. Und auch ein weiteres kleines Mädchen musste mit mir posieren.

Wir mussten natürlich warten, bis der Wind für die Fahne richtig stand!
Übrigens trinke ich jetzt auch Cola. Hier gibt es eine neue Sorte, die wirklich gesund ist und viele Ballaststoffe enthält. Cola Fiber. Man tut ja sonst nichts für seine Gesundheit.



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