Sonntag, 16. September 2018

Ein Sonntag in Irkutsk

Nach dem Schneefall in den letzten Tagen hatten wir schon das Schlimmste erwartet, aber wir hatten heute einen wunderschönen sonnigen Tag mit 18 Grad. Die Irkutsker haben das schöne Wetter auch ausgenutzt, d.h. die Parks und Promenaden waren gut besucht. Im Park am Kirov-Platz hat eine Organisation ähnlich wie das THW Reklame gemacht und einen Hindernisparcour für Familien aufgebaut: Der Mann musste mit übergroßen Schuhen den Fußball zwischen Hütchen durchspielen und dann einen Kegel schnappen und zurücklaufen.


Dann war die Frau dran und musste mit übergroßen Schwimmflossen an den Füßen den nächsten Kegel holen. Das Kind war dann mit Seilspringen an der Reihe und musste den Fußball zwischen den Knien haltend zurückholen. Als nächstes waren wieder die Eltern dran und mussten in zusammengenähten Hosen laufen. Und so weiter ...



Die Feuerwehr hatte auch einen eigenen Stand für Kinder und hier musste man eine kleine Feuerwehrübung machen (Schlauch ausrollen usw.). Die teilnehmenden Kinder hatten teilweise Uniformen an, das wirkte richtig niedlich.


Nun aber zu den Häusern von Irkutsk: Es gibt hier unheimlich viele tolle Holzhäuser, die 150 Jahre und älter sind. Leider sind sie nicht alle gut gegründet und versinken langsam im Boden - einige mehr und andere fast gar nicht. Manchmal hat man einen Graben zwischen Haus und Bürgersteig erstellt, damit noch Licht durch die Fenster kommt.



Wenn es unglücklich läuft, dann versinkt das Haus nicht gleichmäßig und kommt in Schräglage. Irgendwann werden diese Häuser dann auch endgültig aufgegeben und verfallen dann. Schade!


Wir hatten uns eigentlich vorgenommen, der grünen Linie zu folgen. Die war auf den Boden gemalt und sollte von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten führen. Dort gab es dann meistens eine Infotafel mit russischem, chinesischem und englischem Text. Die meisten Sehenswürdigkeiten hatten wir vorher schon gesehen, aber einiges haben wir auch neu entdeckt. Z. B. dass die Wachkompanie an der ewigen Flamme nicht aus Soldaten sondern aus Schülern besteht. Dörte hatte so etwas ja schon vermutet.


Irgendwann entschlossen wir uns abzuweichen und sind mit der Straßenbahn zur Kasan-Kathedrale gefahren. Die Straßenbahn gibt es seit 1947 und es sieht so aus, als ob sie die Wagen nie erneuert haben. Es wird immer noch von der Schaffnerin kassiert - 15 Rubel pro Fahrt. Das sind so ungefähr 20 Cent.


Die Kathedrale hatten wir auf der Rückfahrt von Olchon gesehen. Sie ist wohl die größte in Irkutsk, liegt aber etwas außerhalb des Zentrums. Erbaut wurde sie kurz vor 1900 und sie ist eindeutig die Kirche in Irkutsk, die von außen am schönsten aussieht. Innen ist sie natürlich auch prächtig!


Auf dem Rückweg sind wir an dem Markt ausgestiegen, den wir während der Straßenbahnfahrt entdeckt hatten. Zuerst waren wir bei den Lebensmitteln, da gab es ähnlich große Markthallen, wie wir sie schon von Riga kannten. Dann sind wir auf die andere Straßenseite gegangen und haben uns den Markt für Kleidung angesehen. Auf Drängen von Dörte habe ich mir noch eine Wollmütze für die kalte Mongolei gekauft (400 Rubel, etwa 5 Euro).


Nach einer kurzen Mahlzeit in einem Schnellrestaurant sind wir noch zur Ausflugsinsel Yunosti gegangen. Bereits am Angara-Ufer wurden wir von Musik empfangen, eine Kapelle spielte zum Tanz auf. Dörte hat davon sogar ein kleines Video gedreht. Leider hörte die Kapelle nach drei Liedern auf und wir sind über die Brücke auf die Insel gegangen. Anders als vor 5 Tagen war hier jetzt wahnsinnig viel los: Go-Kart- und Tretboot-Verleih, Klettergarten für Kinder, Eisverkäufer, ein Riesenrad in Betrieb. Es war ungefähr so wie im Gorki-Park in Moskau. Wir hatten Spaß beim Zuschauen und haben uns auf eine Bank gesetzt und den in der Markthalle gekauften Kuchen verspeist.


Auf dem Rückweg haben wir noch den Cache gefunden, den wir vor 5 Tagen vergeblich gesucht hatten. Und plötzlich war da wieder die grüne Linie, die uns noch zu einem Denkmal für den Regisseur Gaidai und den Film "Entführung im Kaukasus" geführt. Diesen Film scheint hier jeder zu kennen, es ist einer der Filme aus dem Teigtaschenlokal in Moskau. Es soll die beste russische Filmkomödie des Jahres 1967 sein. Wenn Ihr also mal einen russischen Abend machen wollt, besorgt Wodka und schaut euch den Film bei YouTube an!


Anmerkungen von Dörte:
Heute musste ich ausnahmsweise mal an die Arbeit denken. Alle Architekten scheinen die Angewohnheit zu haben, mit Fingern und sonstigen Dingen (vorzugsweise Kugelschreiber oder Autoschlüssel) in das Holz der Fenster zu bohren. Irgendwie musste ich das bei den Häusern hier auch probieren. Oh Ha! Bei einem Haus war das nur noch Papier. Es ist schade, dass nicht mehr von diesen Häuser restauriert werden (können). Dafür wurde ein ganzes Viertel mit Fake-Sibirienhäusern gebaut - genutzt als Touristenzentrum.

Wegen des Filmes kann ich Jan übrigens nur unterstützen - allerdings solltet ihr ihn nur ansehen, wenn ihr die Reihe SchleFaZ gut findet (schlechtester Film aller Zeiten). Man kann prima spekulieren, welcher absolut vorhersehbare Gag als nächstes kommt.

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