Donnerstag, 20. September 2018

Familienbesuche

Die letzte Nacht begann damit, dass mein Bett zusammengebrochen ist. Als ich dann das nächste Bett ausprobieren wollte, machte das auch schon komische Geräusche. Daraufhin habe ich lieber gleich im zusammengebrochenen Bett mit der Matratze auf dem Boden geschlafen.


Um 20:30 Uhr wurde noch einmal der Ofen hochgefeuert. Das gibt dann etwa Wärme für 25 Minuten, in denen wir uns schnell schlafen gelegt haben. Optimistisch haben wir uns einfach nur mit den Schlafsäcken zugedeckt, aber nach dem ersten Klo-Gang war mir so kalt, dass ich 2 Schlafsäcke übereinander angezogen habe. Dass der Reißverschluss bei meinem Leibesumfang nicht zuging, könnt Ihr Euch ja vorstellen. Ich konnte also nur auf dem Rücken und auf der rechten Seite - der Reißverschlussseite - liegen, sonst habe ich zu sehr gefroren. Draußen waren es etwa -5 Grad und im Zelt natürlich auch. Dazu flatterte das Zeltdach im Sturm mit einer Lautstärke, die nicht zum Einschlafen einlud. Gefühlt habe ich gar nicht geschlafen, aber Dörte behauptet, dass sie mich beim Schnarchen erwischt hätte. Heute Nacht soll es noch einmal so kalt werden, danach wird's hoffentlich wieder wärmer.

Das Unternehmen VastMongoliaTour von Urnaa und Soyloo ist ein echtes Familienunternehmen. Heute Mittag haben wir bei Soyloos Schwester im Ort Mandalgobi Rast gemacht und dort hat Gerlee für uns eine traditionelle mongolische Nudelsuppe gekocht. Mandalgobi ist eine größere Stadt mit etwa 10.000 Einwohnern und dort bekommt man auch Internetverbindung. Wir haben die Pause also genutzt, um den Blogeintrag von gestern hochzuladen. Sehr schnell und sehr stabil war die Verbinduung nicht, aber es hat ja geklappt.

Soyloos Schwester war gar nicht da, sondern ihre Tochter. Die geht zur Schule, aber Schule ist hier von 13 bis 18 Uhr. Wir haben also noch mitbekommen, wie sie sich in ihrer Schuluniform fertig gemacht hat. Soyloos Schwester wohnt in einem richtigen Haus, mit richtigem WC - welch ein Luxus für uns. Während ich gebloggt habe, hat Dörte ein wenig Schlaf nachgeholt. Viel geschlafen haben wir in der letzen Nacht in der Jurte ja nicht.

Als wir vom Haus von Soyloos Schwester wieder losgefahren sind, hat niemand die Haustür abgeschlossen. Das scheint hier auf dem Lande (selbst in einer Stadt von 10.000 Einwohnern) noch normal zu sein. Besichtigt haben wir heute nichts, dafür sind wir recht früh bei Urnaas jüngerem Bruder angekommen. In der Mongolei führt der jüngste Sohn die Geschäfte des Vaters fort. Das ist also eigentlich Urnaas Zuhause. Hier leben zur Zeit Urnaas Bruder und ihre Mutter. Die Frau von Urnaas Bruder arbeitet als Lehrerin in dem 110 km entfernten Ort Mandalgobi und hat auch die kleinen Kinder dort. Urnaas Mutter ist im Frühjahr und Sommer hier, um zu helfen: Milchprodukte für den Winter herstellen und sich um die neugeborenen Lämmer und Ziegen kümmern. Die Kinder der Nomaden in dieser Gegend gehen übrigens alle in Mandalgobi zur Schule, ab 6 Jahren kommen sie ins Internat.

Nach der Ankunft durften wir erst einmal die Milchprodukte kosten: Milchtee, Milchcreme (ganz lecker auf Brot!), Käse und Joghurt. Dazu gab es Brot und selbst gebackene Kekse. Alles sehr lecker!


Das alles gab es in einer Jurte, die als Wohnküche eingerichtet ist. Mit Sofa, Küchenschrank, Ofen, Fernseher (über Solarstrom und Batterie betrieben) und Telefon. Richtig gemütlich! Hier wird heute Abend wohl auch unser Bett gerichtet. Daneben gibt es auch ein fest gebautes Haus, aber da lebt man wohl nicht.


Danach haben wir uns für eine Stunde hingelegt und jetzt bereiten Gerlee, Urnas Mutter und Dörte gemeinsam das Abendbrot vor: Teigtaschen.


Was habe ich unterwegs noch so gelernt: Es gibt hier auch Zäune. Die sind aber nicht dazu da, um die Tiere zusammenzuhalten, sondern um die Tiere von den für die Wintersaison gedachten Gebieten fernzuhalten.

Die dunklen Gebiete in der fast eintönig gelben Landschaft sind nicht - wie von mir vermutet - Ansammlungen von Gestrüpp, sondern einfach Wolkenschatten. Dörte hatte wieder einmal recht!

Anmerkungen von Dörte:

The middle of nowhere is nearly yellow!
Gobi ist geschwungen, hat abgeflachte Berge und ist vor allem von jetzt gelbem Gras bedeckt. Konturiert wird die Landschaft tatsächlich durch die Wolken, die dunkle Flecken darüber streuen. Dann gibt es noch Einsprengsel von grünem "20-Krankheiten-Gewächs" (Tee daraus hilft gegen fast alles) und manchmal eine Herde von Pferden, Schafen und Ziegen und auch mal ein paar Kühe.


Das Essen spielt hier eine zentrale Rolle. Wir haben mittags eine Nudelsuppe gegessen. Die anderen setzten sich im Schneidersitz auf den Boden. Wir hatten da schon etwas Schwierigkeiten und schließlich sagte Soyloo: "My babies - sit there" Wir haben also auf dem Sofa gesessen und einen kleinen Schemel erhalten um die Suppe abzustellen.


Heute abend hat auch nur Gerlee Teigtaschen gemacht. Die Mutter und ich haben gezuckerten Hüttenkäse in Lebkuchenförmchen (wie heißen noch die hölzernen baierischen Formen dafür?? Hmm...) gepresst. Die werden dann getrocknet und morgen gegessen.

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