Montag, 8. Oktober 2018

Octopus

Wir hatten uns für heute ja die Tour "Hongkong in einem Tag" vorgenommen. Als Vorbereitung haben wir uns dazu jeder eine Octopus-Karte an unserer Metro-Station gekauft und mit 200 Hongkong-Dollar aufgeladen. Damit kann man nicht nur in der Metro und im Bus, sondern auch Schiffstickets, Seilbahntickets, Lebensmittel am Kiosk und sogar Cola Light am Automaten in unserem Hostel bezahlen. Da wir eine Odyssee mit unterschiedlichsten Verkehrsmitteln vor uns hatten, war das fast ein Muss. Busse zum Beispiel nehmen einen nur mit Octopus-Karte oder passendem Kleingeld mit.

Mit der Metro sind wir zum Pier für die Lantau-Fähre nach Mui Wo gefahren. Die Überfahrt dauerte eine gute Dreiviertelstunde mit schönen Aussichten auf alle möglichen kleinen Inseln und viele viele Schiffe. Leider war es etwas diesig, das trübte unsere Laune aber nur wenig. Schiffe und Wasser, das macht Dörte glücklich.


Gegenüber dem Zeitplan der Tour sind wir mit 80 Minuten Verspätung gestartet, in Mui Wo konnten wir das wegen des günstigeren Fahrplans auf 60 Minuten verkürzen. Von dort ging es mit dem Bus durch wirklich ländliche und hügelige Gegenden, vorbei an Stränden, einmal quer über die Insel Lantau nach Ngong Ping. Dort befindet sich ein Kloster und in der Nähe eine riesige Buddha-Statue auf einem Hügel. Im Sockel der Buddha-Statue wird eine Knochen-Reliquie aufbewahrt, dafür wurde die Statue in 1992 erbaut. Die Reliquie selbst ist allerdings mikroskopisch klein.


Anscheinend darf das Kloster keinen Eintritt nehmen. Deshalb hat man sich einen Trick ausgedacht: Wo sonst Tickets verkauft werden, werden hier Gutscheine für ein Essen im Kloster verkauft. Und nur wer 250 Stufen weiter oben seinen Essens-Gutschein vorweisen kann, wird auch auf die höchste Ebene des Sockels gelassen und darf die Reliquie sehen. Wir haben nur einen Gutschein für einen Snack für 5 Euro gekauft, aber das hat sich nicht wirklich gelohnt. Es gab nicht viel zu sehen und die Aussicht war auch nicht besser, das Essen später war dagegen schlecht und wir haben den größten Teil stehengelassen.


Der Besuch des Klosters selbst hat sich aber gelohnt. Es gab zunächst eine Eingangshalle mit 3 Buddha-Figuren und dahinter die Halle der 10.000 Buddhas. Und die waren wirklich alle da! Der Bereich war zum Beten eingerichtet und man sollte dort nicht fotografieren - deshalb gibt es hier nur eine Außenaufnahme dieser Halle.



Der Hinweg, den wir gewählt hatten, ist zu mühsam für die meisten Touristen. Deshab gibt es eine Seilbahn nach hier oben und an der Seilbahnstation gibt es ein nachgebautes Dorf mit Souvenirshops. Dörte war traurig, dass sie hier nur einen weiteren Kühlschrankmagneten erwerben durfte. Besonders die Glückskatzen mit dem Winke-Arm haben es ihr angetan!



Die Seilbahn ist etwa 6 km lang und bietet prächtige Aussichten. Für Landschaftsaufnahmen war es immer noch zu diesig (wirklich schade, mit diesen vielen kleinen Inselchen im Hintergrund), aber für den Flughafen und Hochhausviertel von oben reichte es schon.


Man hatte auch einen Blick auf die neue Straße, die Hongkong mit Macau und Festland-China verbinden soll. Sie ist schon fertig gebaut, man hat aber das Eröffnungsdatum noch nicht bestimmt.

Wir hatten jetzt ungefähr ein Drittel des Plans abgearbeitet und es war schon etwa 14 Uhr. Das Mittagessen haben wir ausfallen lassen. Der nächste Versuch, Zeit aufzuholen ging aber in die Hose: Die von mir ermittelte vermeintlich bessere Metro-Station war ungünstig und wir mussten 20 Minuten zusätzlich laufen bis zum Museum für die Geschichte Hongkongs. Dieses Museum wurde sehr empfohlen und das zu recht. Es sind ganze Straßenzüge aus vergangenen Jahrhunderten nachgebaut und man kann sich das Leben von damals richtig gut vorstellen. Hier hätten wir gerne noch mehr Zeit gehabt, aber wir wollten noch vor Sonnenuntergang mit der Peak Tram auf den Hausberg fahren.


Die Peak Tram ist technisch eine Standseilbahn mit zwei Waggons. An der Strecke gibt es sogar einige Zwischenhaltestellen. Eigentlich wollten wir zur Talstation mit dem Taxi fahren, aber der Taxifahrer hat "Peak Tram" nicht verstanden und bevor wir unsere Übersetzungs-App parat hatten, hat uns jemand anderes das Taxi weggeschnappt. Also haben wir doch die Metro genommen und sind ein ganzes Stück zu Fuß gelaufen. Als wir schließlich an der Talstation waren, mussten wir etwa 40 Minuten anstehen, bis wir nach oben fahren konnten.


Die Steigung geht bis auf 48% hoch - gefühlt ist es aber noch viel steiler. Man wird jedenfalls ganz schön in den Sitz gedrückt. Im unteren Bereich der Strecke wundert man sich, dass die Häuser gefühlt schräg stehen, und im oberen Bereich hat man einen tollen Ausblick auf die Hochhäuser von Hongkong und Kowloon.


Die Bergstation ist integriert in einen Sky-Tower von 13 Stockwerken. Natürlich wollten wir auf das Aussichtsdeck und natürlich kostete das noch einmal extra. Als wir oben ankamen, war die Sonne schon vor 10 Minuten unteRgegangen. In der Dämmerung hatten wir aber noch gute Aussicht - nur immer noch diesig.


Wir haben die Not zur Tugend gemacht und auf dem Aussichtsdeck gewartet, bis es richtig dunkel war.

Im Werbevideo für den Skytower wurde gezeigt,
dass man hier seinen Heiratsantrag machen solle ....
Hongkong und Kowloon bei Nacht
Auf die Abfahrt mit dem Minibus mussten wir dann noch einmal etwa eine Dreiviertelstunde warten - das wurde jetzt lang und nervig. Wieder unten haben wir nur noch zu Abend gegessen und sind ins Hotel gegangen. Ein toller Tag mit vielen Eindrücken, auch wenn wir nicht alles gemacht haben, was auf dem Plan stand. Morgen werden wir es dafür etwas ruhiger angehen lassen ...

Anmerkungen von Dörte:

Was aufladbare Tickets mit Meeresgetier zu tun haben, weiß ich auch nicht: In London Oyster, in Hongkong Octopus, in Hamburg irgendwann mal Scholle???

Hier gibt es übrigens Berufe, die ich sonst noch nicht gesehen habe: Abgesehen von dem Aufpasser / Anweiser, dass alle korrekt in die Metro einsteigen, gibt es auch Rolltreppenhandlaufdesinfizierer. Das erinnert doch sehr an Douglas Adams und seine Telefonhörerdesinfizierer (nachzulesen in "Per Anhalter durch die Galaxis")

3 Kommentare:

  1. Ich vermisse das "General und Krieger" Vergleichsbild von Instagram hier im Blog. ;-)

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  2. Ist vielleicht schon zu spät, aber eine Kollegin von mir, die hier auch mitliest (Hallo Katja!) und schon in Hong Kong war, hat den Central Mid-Levels Escalator
    https://de.wikipedia.org/wiki/Central_Mid-Levels_Escalator empfohlen.

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  3. Sieh trotz diesig beindruckend aus. Ein wenig wie Frankfurt am Main zu nah am Taunus.

    Octopus kann ich ja noch verstehen: Ein Metronetz gleicht einer vielarmigen Krake. Bei Oyster wird es schon schwieriger. Bei London könnte ich mir höchstens vorstellen, dass die Metro sehr wertvoll ist, weil ohne alles zusammenbricht. Wenn so eine Karte in Hamburg kommt - glaube ich nicht, das geht demnächst nur noch per Smartphone - gibt das bestimmt einen ganz langen bürokratischen Namen; ggf. aber mit hübschen Akronym. Bei "Elster" hat die Finanzverwaltung auf jeden Fall ein paar Lacher kassiert.

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