Dienstag, 16. Oktober 2018

Der Bettenbus

Gestern Abend mussten wir ganz plötzlich aufbrechen. Der Transfer zum Bus kam etwa eine Viertelstunde früher als angekündigt. Dementsprechend sind wir in Hektik aufgebrochen und hätten fast unsere Smartphones und Ladegeräte vergessen, eine Hotelangestellte trug sie uns noch schnell hinterher. Das wäre wirklich ärgerlich gewesen! Im Kleinbus saßen außer uns nur Backpacker, die bereits viele Monate unterwegs waren. Die hauptsächliche Sprache war Spanisch und ich würde wirklich gerne wissen, wer mehr von der Konversation verstanden hat, Dörte oder ich. Nach 3 weiteren Stops an Hostels und 2 km später kamen wir zum eigentlichen Bus. Was soll ich sagen? Er sah tatsächlich aus wie auf der Webseite: 18 Doppelstockbetten in einen Bus montiert. Nur dass die Betten nur 1,5 Meter lang waren, denn man kann ja die Füße unter dem Kopf des Vordermannes verstauen.


Bereits beim Einsteigen mussten wir die Schuhe ausziehen und bekamen sie in einem Plastikbeutel in die Hand gedrückt. Diesen Beutel musste man nun zusätzlich zu seinem Tagesrucksack verstauen - problematisch, wenn man nur den Fußraum hat und der gerade mal für 2 Füße von Schuhgröße 45 ausreicht. Ich versuchte beim Einsteigen einen Platz unten (Sitzhöhe etwa 15 cm!) zu bekommen, aber die Plätze waren alle schon belegt. Am hinteren Ende des Busses gab es zwei Liegeflächen für jeweils drei Personen. Ein deutsches Paar, das schon mal mit einem solchen Bus gefahren war, sagte, dass der dritte Platz häufig nicht belegt würde. Darauf hofften wir und sicherten uns 2 Plätze auf der unteren Liegefläche, das andere Paar sicherte sich die obere Liegefläche. Als der Bus in Hanoi losfuhr, dachten wir schon, dass wir gewonnen hätten. Der Bus hatte aber noch andere Haltestellen, wo Leute zugestiegen sind, und schwupps hatten wir einen jungen Griechen zwischen uns liegen. Dörte hat sich mit ihm sofort instagram-angefreundet (live-acquirement of new followers) - das war der positive Teil. Der Nachteil war, dass ich nicht mehr wusste, wohin ich mit meinen Armen sollte, ohne den Mann zu sehr zu stören.


Gegen 21:30 Uhr machten wir 30 Minuten Pause fürs Abendessen. Es ist praktisch Pflicht auszusteigen, denn mit dem Ausschalten des Motors hört die Klimaanlage auf zu arbeiten und dann ist es schnell nicht mehr auszuhalten. Damit nicht alle ihre Schuhe wieder hervorkramen müssen, wird vor den Bus ein Teppich gelegt, auf dem ein Wäschekorb mit Pantoffeln steht. Ich wusste das nicht und habe meine Schuhe mitgenommen. Aber hätten die überhaupt Pantoffeln in meiner Größe gehabt? Ich weiß es nicht.

Danach wurde die Nacht über durchgefahren. Wir hatten aber eine Toilette an Board. Nach 3 Versuchen hatte ich auch raus, wie ich durch die Toilettentür passte ... Geschlafen habe ich immer nur maximal 10 Minuten am Stück. Meine Gedanken waren etwa so: Noch 88 Minuten, dann habe ich zwei Drittel der 16,5-stündigen Fahrt überstanden. Es war schon schön, endlich die Sonne aufgehen zu sehen. Wobei nicht wirklich viel zu sehen war - es war etwa so, als wenn 2 liegende Körper mir den Blick durch den Sehschlitz versperrten. Ich habe aber mitbekommen, dass es wenig über Autobahnen und viel durch urbane Gegenden ging.

Um 7 Uhr, 4 Stunden vor der geplanten Ankunftszeit, mussten wir in Hue alle aussteigen und unser Gepäck ausladen. Ein anderer Bus würde uns nach Da Nang bringen. Das gab natürlich Verwirrung und es dauerte eine halbe Stunde, bis alles aussortiert war. Wir konnten einen Kaffee trinken gehen und um 8:15 Uhr würde der neue Bus kommen. Wir freuten uns schon, denn jetzt tagsüber wäre ein Sitzbus für alle angenehm gewesen. Leider kam aber derselbe Bus zurück (er hat wohl Passagiere mit anderem Ziel zum Busbahnhof gebracht) und wir durften alles Gepäck wieder einladen. Und die Schuhe ausziehen. Diesmal ergatterte ich aber einen Sitz in der mittleren Reihe unten. Es scheint so, als ob man dort besser schlafen kann - zumindest Dörte ist das gelungen. Ich probierte, die Lehne möglichst aufrecht zu stellen. Das hielt für etwa 5 Minuten, dann gab die Konstruktion leider unter meinem Gewicht nach.


Ärgerlich war ein unnötiger Lunchstop etwa 30 Minuten vor Ankunft. Aber schließlich kamen wir an und auch der Taxifahrer benahm sich anständig und nutzte das Taximeter. Gegen halb zwölf waren wir im Hotel und dort hatte man auch schon ein Zimmer für uns fertig. Die Zimmer sind witzig, sie sind in Container eingebaut. Das klingt zwar nach blinder Passagier auf der Frachtschiffreise, ist es aber bei weitem nicht. Es ist nett gestaltet und alles macht eine aufgeräumten und sauberen Eindruck.

Nach einer Dusche haben wir dann den Nachmittag für einen Strandbesuch genutzt. Der Strand ist hier nur etwa 350 Meter entfernt. Feiner Sandstrand mit Palmen. Außer dem Schwimmverbot hat Dörte auch nichts zu Meckern gefunden. Naja, vielleicht war meine Miene nicht optimal, denn bekannterweise bin ich ja überhaupt kein Strandfan. Und es gelang mir wohl nicht, das zu verstecken.


Apropos Frachtschiffreise: Wir haben so viel Stress mit den Hafenbehörden von Jakarta, dass wir heute angefangen haben, umzuplanen. Wir starten dann mit der Frachtschiffreise in der Nähe von Bangkok.

Anmerkungen von Dörte:

Jan hat natürlich mehr von der Konservation mitbekommen - ich konnte ja schlafen, hah!

Ich muss jetzt mal was über Bauarbeiten hier in Vietnam erzählen. Bei unserer Unterkunft wurden Bodenuntersuchungen gemacht.


Das wäre in Deutschland nur mit einer Absperrung und Sicherungsmaßnahmen möglich gewesen. Hier jedoch blieb sogar die Hollywoodschauken stehen. Wenn einen der Lärm nicht störte, hätte man zusehen können. Und bei Feierabend wurde nicht einfach abgesperrt, sondern alles wurde fertig gemacht, damit das abendliche Geschäft nicht behindert wird.


Schwimmen war tatsächlich schwierig - die Strömung ist sehr stark und der Boden ist uneben und hat Löcher. Da wird man von den Füßen gezogen und das ist mit Brille unangenehm. Am Wasserrand zu sitzen schien mir angemessen. Aber das Wasser ist pottenwarm!!

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