Mittwoch, 3. Oktober 2018

High Speed Train

Heute ging es weiter nach Shanghai. Um 10 Uhr sollte unser Superschnellzug am Pekinger Südbahnhof abfahren und uns mit bis zu 350 km/h superschnell nach Shanghai bringen. Wir sind um 7:30 Uhr beim Hostel losgegangen und haben die Metro genommen. 5 Stationen ohne Umsteigen an einem Ferientag sehr früh, da kann man auch die Metro nehmen. Um 8:10 Uhr kamen wir am Bahnhof an - gerade rechtzeitig für Dörtes Geschmack. Unser Zug stand noch nicht einmal auf der Abfahrtstafel ...

Es war trotzdem gut, früh da zu sein, denn die Security-Kontrollen benötigen doch etwas Zeit. Danach darf man in den zweiten Stock in eine riesige Wartehalle, von der man dann wie beim Check-in am Flughafen mit Ticket- und Reisepass-Check auf den Bahnsteig gelassen wird. Es war wirklich viel los hier, trotzdem lief alles zügig und geordnet ab.


Die Chinesen sind zu recht stolz auf diesen Zug: 1318 Kilometer fahrplanmäßig in 4 Stunden und 28 Minuten, das macht einen Schnitt von 295 km/h. Und dabei hält der Zug unterwegs sogar noch zweimal, in Jinan und Nanjing. Der Zug war superpünktlich und lief unglaublich ruhig. Zum größten Teil sind die Schienen auf einer Brückentrasse verlegt. Vermutlich ist die Gründung der Pfeiler einfacher als einen Bahndamm aufzuschütten. Teilweise liefen sogar zwei solcher zweigleisigen Hochgeschwindigkeitsstrecken parallel nebeneinander.


Für meinen Geschmack hätten die Sitze ein wenig breiter sein können, aber das gilt eigentlich bisher für fast alle Verkehrmittel. Dörte fand die Sitze zuerst unbequem, bis ich ihr zeigte, wie man die Lehne zurückstellen kann.


Die Stewardessen ordneten das Gepäck im Gepäckfach wie beim Handgepäck im Flugzeug: Nichts durfte überstehen. Im Sanitärbereich gab es in jedem Wagen je eine normale und eine Steh-Toilette, ein zusätzliches Waschbecken im Gang und eine Heißwasserversorgung. Einige haben sich auch ihre Tütensuppen zurecht gemacht. Der Zug endete in Shanghai Hongquiao und wir ließen uns erst einml Zeit und stiegen fast als letzte aus. So bekamen wir noch mit, wie die Sitze für die Rückfahrt alle umgedreht wurden (man fährt hier wohl immer in Fahrtrichtung!). Hongquiao ist ein Verkehrsknotenpunkt: 3 Metro-Linien, 1 Flughafen mit 2 Terminals, 1 Magnetschwebebahn zum anderen Flughafen. Dementsprechend waren viele Menschen unterwegs und ich musste schon mal ca. 20 Minuten anstehen, um die Metro-Tickets am Automaten zu kaufen. Dann nochmal 10 Minuten für die Sicherheitskontrolle der Metro. Ich befürchtete schon das Schlimmste, aber wir haben uns Sitzplätze in der Metro erobert.

Wir mussten etwa 15 Stationen fahren, aber leider klappte das nicht: An unserer Zielstation fuhr die Bahn einfach durch. Prompt sind wir mit der nächsten Bahn zurückgefahren, doch auch diese fuhr einfach durch unsere gewünschte Station durch. Wir haben später herausgefunden, dass manche Stationen an Ferientagen geschlossen werden, weil dort zu viel Betrieb wäre. Also ungefähr so, als ob man den S-Bahnhof Stellingen schließt, wenn der HSV spielt ...

Erster Eindruck von Shanghai: Große Kontraste zwischen Alt und Neu
Wir mussten etwa 900 Meter bis zu den von Booking.com angegebenen Koordinaten laufen. Das ging ja noch, aber dann war das Hotel gar nicht an den angegebenen Koordinaten! Die Sucherei und Fragerei ging los, bis wir herausfanden, dass das Hotel 3 Straßen und ungefähr 600 m weiter liegt. Schließlich haben wir es aber gefunden und konnten uns etwas ausruhen. Hier bleiben wir 3 Nächte und dann geht es mit dem Nachtzug nach Hongkong.

Gegen 19 Uhr sind wir noch einmal rausgegangen, eigentlich wollten wir nur etwas essen. Unser Hotel liegt aber quasi an der Fußgängerzone und da schwappen in der goldenen Woche die Menschenmassen. Wir wurden vom Strom mitgerissen und konnten kaum anders, als bis zum Fluss mitzulaufen. Dort gibt es eine Uferpromenade mit dem Namen "The Bund", auf der die Polizei einen Einbahnstraßenverkehr geregelt hatte. Von dort hatte man einen phantastischen Ausblick auf die Skyline von Shanghai bei Nacht.



Besonders gefallen hat uns natürlich der Slogan "I SH", wobei wir SH mal mit Schleswig-Holstein gleichgesetzt haben. Gemeint war aber wohl Shanghai ...


Nach etwa 2 Stunden kamen wir mit dem Menschenstrom wieder bei unserem Hotel vorbei. Auf dem Weg haben wir noch schockgefrorene Krokantkugeln probiert: Die werden in flüssigem Stickstoff gebadet, damit es aus dem Mund einen Kältedampf gibt, wenn man sie isst. Sie schmecken aber leider nach gar nichts, etwa so wie schlechte Eiswaffeln.

In den Topf wird regelmäßig flüssiger Stickstoff nachgegossen!


Wir haben noch schnell einen Supermarkt gefunden und sind dann doch noch essen gegangen. Ich hatte Aal mit Reis und fand es lecker. Wir müssen mal sehen, was wir in Shanghai in den nächsten Tagen so unternehmen wollen. Wenn alles so voll ist wie heute Abend, dann müsssen wir uns etwas einfallen lassen ...

Anmerkungen von Dörte:

Man lernt ja auch schlechte Dinge - zu drängeln zum Beispiel. Ich habe mich (für Euch!!) an der Aussichtsplattform vier Reihen nach vorne gekämpft um einmal das Panorama als Video aufzunehmen! Aber es hat sich auch gelohnt.

Übrigens habe ich mal die Art von Buggy fotografiert, der hier viel für Kinder, aber auch für alte Leute benutzt wird. Die sitzen dann nicht drin, sondern drauf und werden geschoben. Habe zwar auch Rollstühle gesehen, aber dies scheint die Billigversion zu sein.


Ich hatte im Restaurant übrigens Spaghetti Bolognese bestellt. Ganz eigenartig - die Nudeln sind kross frittiert und das Fleisch in Streifen darübergestreut. Kann man aber gut essen. Irgendwie ist es wie mit dem englischen Bier. Man darf nicht Bier erwarten, dann schmeckt es auch.

4 Kommentare:

  1. Glaubt mir, bis samstag wird es voll bleiben. Sa dann aber sehr ruhig sein im Vergleich, da die meisten Chinesen die ausgefallenen Arbeitsstunden aufholen.

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  2. Ich habe soeben etwas von 24,18 Millionen Einwohnern (Stand 2017) gelesen. Da darf man sich nicht wundern. Peking klang dagegen recht entspannt. Was gibt's denn da für einen U-Bahn-Takt? Alle 30 Sekunden? Wenn ich mir 5x Ruhrgebiet vorstelle, klingt das alles andere als reizvoll. Trotzdem habe ich Peking wegen eurer Berichte schon mal als Option auf dem Wrg nach Neuseeland notiert.

    Jan, wenn Du mir in Zukunft die gebuchten Unterkünfte schickst, checke ich die Koordinaten gegen und suche eine Haltestelle raus. Ich hatte bei diversen Campingplätzen schon ähnliche Erlebnisse.

    Für Hongkong hat mein Wanderführer ein paar Empfehlungen. Dazu schicke ich Dir etwas per Mail.

    In Shanghai gibt es übrigens nur 1 Virtual. Also hin, aber bitte nicht spoilern. Vielleicht überwinde ich ja doch noch meine Mega-Stadt-Phobie.

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  3. Die Buggies sind nicht unbedingt die Billig-Variante (sind oft aus der Schweiz...), sind nur einfach praktischer, weil klein zusammenfaltbar...
    Wollten wir auch mal fuer Leo haben, aber letztlich hatte ich dann doch keine Lust immer komisch angeschaut zu werden ;)

    Liebe Gruesse und geniesst das chinesische SH!
    Carola

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  4. Mir war so, als wolltet ihr irgendwann im September auf Reise gehen, und während ich noch auf die Abschiedsparty warte, ist es plötzlich Oktober...
    Aber jetzt bin ich dabei und kann mich schön rückwärts durch den spannenden Blog lesen.

    Schöne Grüße und viel Spaß
    Ralf

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