Freitag, 5. Oktober 2018

Maglev

Heute hat es den ganzen Tag über leicht genieselt, typisch Hamburger Herbstwetter (aber bei 20 Grad). So richtig lohnte es sich nicht, das Regenzeug rauszuholen. Aber immerhin konnte man sehen, wie Mopedfahrer hier damit umgehen: Am Moped installierte Regenschirme mit einer rechteckigen Schirmform.


Unser heutiges erstes Ziel war der Yu-Garten. Wir gingen dahin zu Fuß, denn Dörte wollte noch einige der Hinterhöfe fotografieren, die wir vorgestern bei der Suche nach dem Hotel gesehen hatten. Die sehen teilweise sehr pittoresk aus, an manchen Ecken sogar sehr gepflegt mit Bänken und Sportgeräten für Senioren.



An anderen Ecken sieht es dann doch sehr alt und sanierungsbedürftig aus, hier würde ich nicht so gerne wohnen wollen.


Von der Metro-Station Yuyuan Garden folgten wir einfach den Menschenmassen und landeten in einer vermutlichen Altstadt, in der in historisch aussehenden Häusern eine Einkaufsstraße betrieben wurde. Ein älterer Chinese klärte uns auf: Das ist hier alles nur nachgemacht.


Vor 20 Jahren war hier noch eine einstöckige Bebauung, die dann völlig plattgemacht wurde. Der Chinese führte uns durch das Gassengewimmel zum Eingang des Gartens und zeigte uns dabei noch den besten Teigtaschenladen Chinas. Da muss man zwar 2 Stunden anstehen, aber es lohne sich! Naja, so stark war mein Appetit auf Teigtaschen nun doch nicht.

Das linke Gebäude ist 200 Jahre alt - das rechte ist nachgemacht!
Der Yu-Garten stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist ein Meisterwerk der chinesischen Gartenarchitektur. Mit 2 Hektar ist er recht klein und besteht aus einer Reihe von 6 kleineren Gärten, die durch Mauern voneinander getrennt sind. Die Durchgänge zwischen den Mauern sind jeweils mit prächtigen Drachenköpfen verziert.


Jeder Garten hat seinen eigenen kleinen Pavillon. Diese Holzbauten sind mehrfach zerstört worden und stammen zumeist aus dem späten 19. Jahrhundert. In den 60er-Jahren sind sie dann noch einmal renoviert worden, als der Park für die Öffentlichkeit freigegeben wurde.


Die Gärten wurden mit Wasser, Brücken, Höhlen und künstlichen Felsen angelegt. Obwohl die Gärten klein waren und es immer noch goldene Woche ist, war die Anlage nicht überfüllt. Am Einlass gab es zwar noch Warteschlangen, aber in den Gärten selbst fand man problemlos Platz, um sich hinzusetzen und die künstlich angelegte Landschaft zu genießen.


Außerhalb des Gartens, in der nachgemachten Altstadt, haben wir dann irgendwo zu Mittag gegessen. Es regnete immer noch und wir überlegten uns, was wir unternehmen könnten. Da meldete sich der Eisenbahnfan in mir, denn hier gibt es die Möglichkeit mit der derzeitig einzigen kommerziell betriebenen Magnetschwebebahn in der deutschen Transrapid-Technik zu fahren. Schnell sind wir zur Metro-Station "LongYang Road" gefahren, von dort startet der Maglev (Magnetic Levitation Train) zum Flughafen Pudong. Für 80 Yuan (10 Euro) kann man hin- und zurückfahren. Nur zur Hauptverkehrszeit fährt der Zug mit der vollen Geschwindigkeit von 430 km/h, da waren wir gerade rechtzeitig! Damit ist er der schnellste kommerziell betriebene Zug der Welt!


Der Zug fährt für meinen Geschmack ziemlich unruhig, da bin ich vom High Speed Train von Peking nach Shanghai Besseres gewohnt. Die zusätzlichen 80 km/h bringen es nicht, wenn der Komfort darunter leidet. Und wirklich gut kann dieses Gerumpel ja auch für die Mechanik des Zuges nicht sein. Die Chinesen wissen wohl schon, warum sie die volle Geschwindigkeit nur für 2 Stunden am Tag durchziehen.


Beeindruckend fand ich den Windstoß, als sich die beiden Züge begegnet sind. Obwohl der Zug ja doch recht lang ist, dauerte es nur Sekundenbruchteile, bis der Gegenzug vorbei war. Die Geschwindigkeit ist wohl auch ein Problem für die Frontscheibe: Die war jedenfalls schon beschädigt. Das dürfte auch so etwa wie eine Kanonenkugel sein, wenn ein Vogel vom Zug erwischt wird ...

Die Weichen sehen nicht gerade elegant aus ...
Jetzt ruhen wir uns im Hotel aus und bereiten schon mal die nächste Station unserer Reise vor. Morgen fahren wir nämlich mit dem Nachtzug knapp 2000 km weiter nach Hongkong.

Anmerkungen von Dörte:

Männer bleiben doch Kinder! Der Zug war ungefähr zur Hälfte mit Frauen und Männern besetzt, aber nur Männer haben sich neben die Tempoanzeige gestellt und sich bei Tempo 430 fotografieren lassen. Die Geschwindigkeit schwankt leicht. Leider ist es mir nicht gelungen, 430 zu erwischen, das Foto zeigt nur 429!!! Seufz...

Dann haben wir noch chinesiche 1-Euro-Läden, die hier merkwürdigerweise 10-Yuan-Läden heißen, gesehen. Jan hätte fast die "Skulptur" mit den vier Towern gekauft - einer davon als Flaschenöffner nutzbar! Suuuuper.


Auch Gesichtscreme gibt es zu kaufen in einer Verpackung, die impliziert, dass auch schon die alten, bzw. damals jungen Konkubinen sie benutzt haben. Wirklich hübsche Verpackung, aber ob ein halbes Pfund Creme für 1 Euro gut ist????


Übrigens habe ich mir eine Umhänge-Halterung für mein Handy gekauft. Jetzt kann ich mir das um den Hals hängen. Ratet! Ja, ein Hello-Kitty-Band!!!


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