Mittwoch, 24. Oktober 2018

Der Enkel des Königs

Heute früh hatten wir uns vorgenommen, den königlichen Palast zu besichtigen. Auf dem Weg dahin wurden wir von vielen Tuctuc-Fahrern angesprochen, aber für die 600 Meter lohnt das ja nicht. Ein Fahrer war aber besonders schlau: Er fragte, wohin wir gehen wollten, und berichtete uns dann, dass der Palast heute geschlossen sei. Der Enkel des Königs hätte heute den sechsten Geburtstag und dafür müsse gebetet werden. Dazu wäre das gesamte Palastgelände gesperrt und deshalb seien so viele Security-Leute unterwegs. Er bot uns dann an, uns zu einer anderen Sehenswürdigkeit zu fahren und wir entschieden uns für das Gefängnis S-21. Später haben wir dann mal versucht herauszufinden, ob er uns beschwindelt hat: Im Internet ist nichts davon zu finden, dass der König überhaupt Kinder, geschweige denn Enkel hat. Und Google berichtete, dass die nächste Veranstaltung, bei der der Palast geschlossen wäre, der Königsgeburtstag am 14. Mai 2019 sei. Da sind wir wohl wieder mal reingefallen ...


Das Gefängnis muss man sich eigentlich ansehen, wenn man sich auch für die jüngere Geschichte des Landes interessiert. Es ist ein altes Schulgelände, das von den roten Khmer in Phnom Penh von 1975 bis 1979 als Gefängnis genutzt wurde. Hier wurden die Insassen gefoltert, um Geständnisse zu erzwingen. Wer gestanden hatte, der wurde anschließend auf den Killing Fields hingerichtet. Von etwa 20.000 Insassen haben am Ende nur 10 überlebt. Die mit Stacheldraht verhauenen Zellen, die auf Bildern dargestellten Foltermethoden, Beispiele von Geständnissen und die Berichte der wenigen Überlebenden waren kaum zu ertragen. Dahinter muss ein riesiger Apparat gestanden haben, der zu immer mehr Denunziationen geführt hat. Furchtbar. Wir sind danach nicht noch zu den Killing Fields gefahren, wir hatten schon genug von diesem Teil der kambodschanischen Geschichte gesehen. 


Zurück haben wir es dann fast übertrieben mit dem Handeln mit den Tuctuc-Fahrern. Erst der vierte Tuctuc-Fahrer war bereit, uns für nur 2 Dollar zum Hotel zurückzufahren. Dort haben wir dann im selben Restaurant wie gestern Abend gegessen und Dörte ist bei ihrem köstlichen Auberginengericht geblieben. Danach gab's dann Mittagsruhe.

Leckere Auberginen!
Pünktlich erschienen wir zum Tanz-Workshop. Ich hatte extra meine Zip-Off-Hose angezogen, damit die traditionell gebundene Hose auch mir gut steht. Wir waren das einzige Paar, d. h. 4 Tänzer, eine Erklärerin und 2 Musiker kümmerten sich ganz alleine nur um uns. Der Workshop bestand aus drei Teilen: Klassischer Tanz, Volkstanz und Pop-Tanz. Vor dem klassischen Tanz galt es erst einmal den Körper zu dehnen. Völlig unmöglich für mich! Der junge Tänzer half mir zwar, meine Arme und Beine zu verknoten, aber dabei auch noch den Rücken gerade zu machen ging dann wirklich nicht mehr.


Wir lernten die 9 Formen der Handbewegung, die dem Zyklus des Pflanzenwachstums entsprechen: Einpflanzen, Wachsen, junges Blatt, Blüte, junge Frucht, reife Frucht, Frucht fällt zu Boden. Da fehlen jetzt natürlich zwei, an die ich mich nicht erinnern kann. Dann wurden uns die 4 Figuren des klassischen Tanzes erläutert: Frau, Mann, Riese (böse) und Affe. Jede Figur hat bestimmte Gesten, um Gefühle wie Neugier, Liebe oder Furcht auszudrücken.


Als Volkstanz wurde uns der Kokosnuss-Tanz gezeigt, den wir dann auch geübt haben. Davon wurde sogar ein kurzes Video gedreht. Auftrittsreif ist das nicht gerade, aber es hat einen riesigen Spaß gemacht. Zum Schluss gab es noch einen kambodschanischen Pop-Tanz, dessen Namen ich aber vergessen habe. Eins, zwei, drei, tip und dann wieder zurück. Aber die eleganten Handbewegungen asynkopisch zur Partnerin nicht vergessen, damit es auch kambodschanisch aussieht!


Am Abend sind wir dann in die Tanzshow gegangen. Das war jetzt mit vollen Kostümen, 15 Tänzern und 5 Musikern natürlich noch einmal eine ganz andere Nummer. Die Show beinhaltete viele verschiedene Elemente, die man auf nette Weise zu einer kleinen Geschichte verwoben hat. Wer nach Phnom Penh kommt, sollte sowohl den Workshop mitmachen als auch die Tanzshow besuchen. Wobei der Workshop natürlich das Highlight des Tages war.


Technische Anmerkungen:

Ich habe mich heute zum ersten Mal verbucht: Das Datum für eine Zugfahrt war falsch. Gegen eine Umtauschgebühr von 9 Euro ließ sich das aber reparieren.

Inzwischen sind mir zwei Mini-SD-Kartenleser ausgefallen. Das ist im Moment noch nicht schlimm, lässt aber keine Datensicherung mehr zu. Ich muss mir Ersatz besorgen.

Dörtes iPhone lässt sich seit einigen Tagen nicht mehr richtig laden. Wenn man es über Nacht anschließt, hat es am nächsten Tag nur etwa 30%. Wir haben jetzt ein neues Kabel und ein neues USB-Ladegerät gekauft. Mal sehen, ob's besser wird.

Anmerkungen von Dörte:

Handy ist mit dem neuen Kabel inzwischen auf 97 % ...

Heute war echt der Tag der Gegensätze. Das wunderbare Tanzerlebnis nach der furchtbaren Besichtigung. Fotos habe ich dort nicht gemacht. Wie andere Touristen sich in die Zellen knien und davon Selfies machen können, kann ich nicht verstehen. 

Abends haben wir dann unsere Wäsche zurückerhalten und festgestellt, dass diese teilweise vertauscht war!!! Glücklicherweise waren es nicht zu viele Teile, sodaß ich mich erinnern konnte, was noch fehlte: Meine Trendhose! Nach ein bisschen Recherche in meinen Fotos konnte ich darauf zeigen und die Dame erinnerte sich daran, dass sie es zu einem anderen Paket im gleichen Hotel gebracht hat. Also zurückgetauscht und alles in Ordnung. Mal sehen, ob Jans Jeans morgen zurückkommt. Das wäre sonst schwierig, hier Ersatz zu besorgen.

4 Kommentare:

  1. Das Tanzen sieht aber sehr froehlich aus :) Und die bunten Hosen stehen Euch gut :)

    Daumen fuer die Jeans sind gedrueckt!

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    1. Hallo Carola,
      genau genommen sind das gar keine Hosen: Ein Stück Stoff von etwa 80 cm mal 4 Meter wird an der schmalen Seite zusammengenäht, so dass ein Ring entsteht. Da steigt man dann rein und der nicht benötigte Rest wird vor dem Bauch zu einer Art Seil verdreht. Das wird dann durch die Beine nach hinten verlegt und mit einem Gürtel festgebunden. Könnte man bestimmt auch gut als Verkleidung beim Karneval tragen!

      Gruß Jan

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  2. Lieber Jan,

    leider funktioniert der Link auf das Kokosnuss-Tanz Video nicht mehr. Das ist doch sehr schade. Oder ist das Absicht weil ihr einen Auftritt beim Kido-Cup plant?
    Dörtes Instagram ist zu hip für mich - so modern bin ich nicht aber Franzi hat mal draufgeschaut. Ich muss hier noch einiges aufholen ;)

    Liebe Grüße,

    Marcus vom Go

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    1. Hallo Marcus,
      danke für den Hinweis. Keine Ahnung, wieso die Datei verschwunden war, ich habe sie wieder hingestellt.

      Beim Kido-Cup würde die richtige Kleidung fehlen, also lieber nicht ...

      Liebe Grüße
      Jan

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