Samstag, 13. Oktober 2018

Puppentheater

Als wir heute früh auf die Straße gingen, war ich genervt. Der Verkehr ist so unglaublich stark und der Lärm so ungeheuerlich, dass ich damit irgendwie nicht zurechtkam. Wir steuerten dann die "Walking Streets" an und hofften auf eine Fußgängerzone. Also einen Bereich, wo man nicht dauernd um sein Leben fürchten muss. Für Hanoi-Verhältnisse könnte man das auch als Fußgängerzone bezeichnen: Von 100 Mopeds pro Minute sank der Verkehr auf etwa 20 Mopeds pro Minute. Mir ging es dort etwas besser, aber richtig wohl und sicher fühlte ich mich dort auch noch nicht.


Dörte war dagegen vollauf von Hanoi begeistert und schoss jede Menge Fotos. Der Lärm schien sie überhaupt nicht zu stören und die Mopeds ignorierte sie einfach. Sie traute sich gar nicht recht, ihre Freude zu zeigen, weil ich die Mundwinkel so nach unten hängen ließ. Immerhin konnte ich einen ersten Geocache in Vietnam finden - Land Nummer 51!



Wir gingen dann zum Hoan-Kiem-See, weil ich mir da etwas Ruhe erhoffte. Das klappte auch und wir konnten uns auf eine Bank am Ufer setzen. Wir lasen die Tips zu Hanoi von Martin und Petra noch einmal in Ruhe durch und stellten fest, dass das Puppentheater ganz in der Nähe ist. Dörte ist hingegangen und hat rausgefunden, wann Vorstellungen sind, während ich mich noch weiter auf der Bank ausruhte. Plötzlich fing der alte Herr, der neben mir auf der Bank saß, an zu turnen! So richtig mit Liegestützen, Armschwingen und Kickboxbewegungen. Er bedeutete mir mit den Fingern, dass er schon 98 Jahre alt sei. Ganz schön fit, diese Vietnamesen! Danach kamen zwei Schülerinnen auf mich zu, um ihr Englisch zu üben. Langweilig war mir auf der Parkbank jedenfalls nicht.

Dörte berichtete, dass es zwei Nachmittagsvorstellungen im Puppentheater gab, und eine davon wollten wir besuchen. Karten gab es in der mittleren Platzkategorie für 150.000 Dong (etwa 6 Euro). Die Zeit bis zum Vorstellungsbeginn nutzten wir für einen Besuch des Tempels auf der Insel im See und für ein Mittagessen in dieser Gegend.

Tempel auf der Insel im See
Mittagessen im 5. Stock mit Blick über den See
Die Vorstellung im Puppentheater war grandios. Die Bühne besteht aus einem See und die Puppen werden mittels Gestänge unter Wasser gespielt. Wie das genau passiert, ist uns nicht klar geworden, aber es sah faszinierend aus, wenn ein Fischer im Boot mit einem Fisch kämpfte, den er fangen wollte. Oder wenn die Feuer- und Wasser-speienden Drachen unterwegs waren. Wer nach Hanoi kommt, sollte sich das nicht entgehen lassen!



Unter anderem wurde im Puppentheater auch die Legende vom zurückgegebenen Schwert dargestellt: Eine goldene Schildkröte, die im See lebt, hat einem Fischer ein unbesiegbares Zauberschwert gegeben. 10 Jahre später hatte er die Feinde besiegt, Vietnam befreit und war König geworden. Dann forderte die Schildkröte das Schwert zurück und dabei verwandelte sich das Schwert in einen großen Jadedrachen, der im See versank. Aus Dankbarkeit baute der König dann den Schildkrötenturm.

Die Schildkröte aus Jade im Tempel
Unser nächstes Ziel war die Long-Bien-Brücke, die von Gustave Eiffel konstruiert wurde. Sie war wichtig im Vietnam-Krieg, denn sie war damals die einzige Brücke über den roten Fluss. Heute ist sie nicht wirklich eine Sehenswürdigkeit, sondern eher baufällig. Der Autoverkehr ist schon lange auf andere Brücken umgeleitet, aber Mopeds, Züge und Fußgänger benutzen die Brücke noch. Wir sind etwa bis zur Hälfte auf die Brücke gelaufen und bei jedem Schritt hatte ich ein wenig Bammel, ob die Beton-Platten mein Gewicht auch noch halten.


Dann sind wir wieder zurückgegangen und haben uns im "Old Quarter" auf die Kinderstühle am Straßenrand gesetzt, um ein Bier zu trinken. Dabei haben wir den Mopedverkehr im Zentrum der Fußgängerzone beobachtet. Inzwischen hatte ich mich auch schon ein bisschen besser daran gewöhnt. Das muss ich auch, denn in weiteren asiatischen Städten wird es wohl ähnlich chaotisch zugehen!


Anmerkungen von Dörte:

Die große Relevanz der Brücke für Vietnamesen habe ich daraus geschlossen, dass sich diverse Personen auf den Schienen der darüber führenden Bahn und vor dem Schild mit dem Namen der Brücke fotografieren ließen - auch ein Brautpaar.

Wie das mit meinem Entschluss, kein Fleisch zu essen, funktioniert, weiß ich noch nicht. Irgendwie ist immer zumindest Chicken drin und die Kürbiscremesuppe, die ich heute Mittag bestellt habe, war zwar lecker, aber doch sehr! übersichtlich. Na, vielleicht führt das dazu, dass ich mir noch eine weitere Trendhose kaufen kann. Hab heute eine Freizeithose anprobiert - war noch zu eng. Die Verkäuferin sah da kein Problem und gab mir eine größere Nummer. Dass diese nun rund 10 cm zu lang war, war für sie auch kein Problem. Da müsse ich doch nur Highheels anziehen war ihr Ratschlag. Habe dann doch von einem Kauf abgesehen.

Die Bedienung im Restaurant an der Straße hat schon gesehen, dass Jan sich überlegte, ob er sich tatsächlich auf den Kinderstühlchen niederlassen wollte. Freundlich stapelte er zwei Stühlchen und erhöhte den Sitz somit um einige Millimeter. (Dass der Stuhl damit auch stabiler wurde, ist ein Gerücht) 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.