Sonntag, 28. Oktober 2018

Der Fluss der 1000 Lingas

Mit dem Titel "Fluss der 1000 Lingas" wurde unser Ausflug für heute zu den Kulen Hügeln angekündigt. Als Erstes fragte ich daher unseren Tourguide (er hieß übrigens Pi), was denn überhaupt Lingas seien. Etwas schüchtern kam die Antwort: Penisse. In der Tat sind Lingas unter anderem auch Phallussymbole aus der Hindu-Kultur und wir waren gespannt, was uns am Fluss erwartete. Wir wurden mit einem Auto abgeholt, weil wir nicht mehr in den Kleinbus hineinpassten. Mit uns im Auto saßen noch zwei Italienerinnen, mit denen wir uns gut verstanden haben. Zusammen mit den Kleinbus-Inassen bildeten wir eine Gruppe von ca. 15 Personen. Schon die Fahrt war interessant, denn innerhalb des Nationalparks ging es auf ungeteerten Straßen durch den Dschungel.


Der erste Stopp war ein Felsen mit einer liegenden Buddha-Statue. Früher wurde diese Statue vom Fuß des Felsens aus angebetet, in den 1990er-Jahren wurde an der Felsspitze ein Tempel um die Buddha-Statue herumgebaut. Dazu musste der Felsen recht aufwendig mit Treppen erschlossen werden.



An den Ständen vor der Buddha-Statue gab es Geldpakete mit neuen 100-Riel-Scheinen zu kaufen (100 Riel = ca. 2 Cent). Diese Geldscheine konnte man oben im Tempel dann opfern.



Nach der Besichtigung der Statue fuhren wir einen knappen Kilometer weiter zum Fluss der 1000 Lingas. Direkt davor gibt es Souvenirhändler und die führten tatsächlich auch Phallussymbole. Im Fluss selbst sieht man eingravierte Figuren, aber waren das Penisse? Irgendjemand sagte, die seien aber ziemlich klein. Und Dörte meinte, das Wasser sei vielleicht kalt und erzielte damit einen Lacher. Wie das früher einmal wirklich ausgesehen hat, konnten wir nicht endgültig klären.


Wir sind dann ein Stück flussaufwärts gegangen, bis wir auf eine der vielen Quellen gestoßen sind. Hier kann man sehen, wie das Wasser aus dem feinen Sandboden nach oben an die Oberfläche drückt. Das sieht dann so aus, als ob sich lauter kleine Sandwirbel am Boden bilden. Dieses Schauspiel hat man aber nur in der wasserreichen Zeit von Oktober bis Januar. Wegen dieses magisch wirkendes Effektes gilt dieses Wasser als glücklich machend und man badet z. B. seine Kinder darin.


Auf dem Rückweg zum Auto verdiente sich ein kleines Kind Geld damit, dass es für Fotos eine hübsche Schaukel hergerichtet hatte. Kinderarbeit hin oder her, für ein schickes Foto haben wir 200 Riel (4 Cent) gegeben.


Danach ging es weiter zum dritten Ziel, dem Wasserfall. Wir mussten etwas weiter entfernt parken und dann marschierten wir an vielen Marktständen vorbei. Wir haben unterwegs rote Bananen gekauft. An anderen Stellen hat es auch braune Bananen gegeben (nein, nicht die, die Ihr in Eurem Obstkorb vergessen habt, sondern solche mit natürlicher brauner Farbe). Der Unterschied zu den normalen Bananen ist nicht groß: Die roten Bananen sind etwas dicker und fester und dabei aber süßer als die gelben Bananen.


Der Wasserfall geht über zwei Terrassen. An der ersten haben wir nur einen Foto-Stop gemacht. Zum Schwimmen war es hier auch nicht tief genug.


Die zweite Terrasse war wesentlich weiter unten gelegen und man musste eine nur mäßig vertrauenerweckende Treppe von über 100 Stufen hinabsteigen. Unten konnte man aber tatsächlich baden! Es gab sogar eine Umkleide-Kabine (50 Cent) und eine Safebox, die man mit Schloss verschließen konnte (1 Dollar). Ich habe kurz überlegt, ob wir überhaupt baden sollten (Bilharziose-Gefahr), aber das Wasser sah genügend rein aus und wir waren oben im Gebirge, nahe an der Quelle. Und außerdem sollte das Wasser ja glücklich machen!


Von dort fuhren wir zum Mittagessen. Diese Fahrt war deshalb spannend, weil der junge Reiseleiter uns seine Lebensgeschichte erzählte. Er ist im Dorf aufgewachsen, kaum zur Schule gegangen und hat sich Lesen, Schreiben und Englisch praktisch selbst beigebracht. Dabei ist er von seinem Heimatdorf in die Stadt gezogen und hat dann eine ganze Reihe von Jobs (Barkeeper, Restaurantbedienung, Tuctucfahrer usw.) durchlaufen, bis er jetzt mit 27 Jahren als Tourguide arbeiten kann. Interessant war auch, wie hier mit dem Glauben an Wiedergeburt umgegangen wird. Das wirkt sich auch auf das praktische Leben aus, wenn eine Partnerin verstorben ist und man sich nicht sicher ist, ob sie bereits wiedergeboren wurde.

Gegen 16:30 Uhr waren wir wieder im Hotel und Dörte wollte nicht noch einmal los, um das Zentrum von Siem Reap zu erkunden. Morgen müssen wir nämlich wieder früh aufstehen, denn es geht mit dem Bus nach Bangkok.

Anmerkungen von Dörte:

Wenn jemand nämlich bei einem Unfall verstirbt, dann kriegt er das erst eine Woche später mit. Vorher erscheint er noch diversen Leuten.  So auch unserem Guide. Dass sie ihm auch nach dieser Woche noch im Traum erschienen ist, deutet darauf hin, dass noch was erledigt werden muss. Er überlegt, im Tempel etwas für sie zu opfern. So hab ich ihn jedenfalls verstanden.

Er erzählte auch vom Geist in der Kanne. Wenn keine frische Milch geholt wurde, wird der Geist böse und die Kanne fliegt den Kindern an den Kopf. Diese holen dann natürlich keine frische Milch, sondern verstecken sich. Dieser Glaube wäre aber heute nicht mehr verbreitet.

Das Hotel hier kann ich übrigens nur empfehlen: Nettes Personal und gute Küche und guter Pool. Was will man mehr. Jan hat jetzt mal einen Standard gesetzt!


Die Hängematte war beim Mittagsstop-Restaurant. Ist vernünftig für Fahrer, die zwischendurch ein Nickerchen machen wollen. Nur mit dem Aufstehen ist das so eine Sache.

1 Kommentar:

  1. Keine Sorge! Wenn ihr noch den Schlenker über Lingga macht, bekommt ihr bei der Anreise noch einen 1163 Meter großen Pillemann zu sehen.

    Und wo wir schon einmal beim Thema sind: Noch keine "Anaconda" gesehen?

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