Sonntag, 21. Oktober 2018

Cu Chi Tunnel

Für heute hatten wir einen Ausflug zu den Cu Chi Tunneln gebucht. Das ist ein Tunnelsystem, in dem sich vietnamesische Partisanen während des Vietnamkrieges versteckt hielten. Der Ausflug ging aber erst mittags los, deshalb konnten wir vorher noch einen kurzen Spaziergang machen. Zunächst haben wir den Abfahrtspunkt für unseren Bus nach Phnom Penh am Dienstag früh überprüft. Er ist nur 350 m vom Hotel entfernt, da können wir bequem zu Fuß hingehen. Dann suchte ich nach einer Display-Schutzfolie für mein neu erworbenes GPS-Gerät. Es war natürlich wie immer: Sonst gibt es Hunderte von Handy-Shops und hier gab es nur Modegeschäfte. Dörte ist schon ins Hotel gegangen und ich habe noch ein wenig weiter gesucht, bis ich eine Ecke mit 10 Handy-Geschäften auf 100 Meter gefunden hatte. Aber alle hatten keine Display-Schutzfolie. Es gab zwar allen möglichen Schnickschnack wie Smartphone-Hüllen usw., aber keine Display-Schutzfolien. Wie beim Stopfgarn! Jetzt muss wieder das Gewebeband ran, mit dem ich eine durchsichtige Plastikfolie aufs Display geklebt habe - sieht besch... aus.

Wir wurden pünktlich abgeholt. Unser Reiseleiter war Nam, ein kleiner quirliger Vietnamese, der uns mit gut verständlichem Englisch alles erklärte. Die Fahrt zu den Tunneln dauerte 90 Minuten, allerdings unterbrochen von einem Besuch einer Fabrik für Intarsienarbeiten, wo man originale Arbeiten natürlich kaufen konnte. Wir kauften nichts, aber die Führung war durchaus interessant. Hier wird nicht nur Perlmutt verwendet, sondern z. B. auch zerstoßene Eierschalen. Echte Filigran-Arbeit.


Während der weiteren Fahrt habe ich mich darauf konzentriert, wie es wohl wäre, hier selbst mit dem Rad längs zu fahren. Eigentlich ist das nicht so wahnsinnig viel anders als in der Stadt: Die Dichte von Motorrollern ist unheimlich hoch. An Hauptstraßen gibt es eigene, mit kleinen Mauern abgetrennte Spuren, wo man sich als Radfahrer den Weg mit den Motorrollern teilen muss.


Auf kleineren Nebenstraßen, die manchmal nicht einmal asphaltiert sind, findet man trotzdem keinen einzigen Moment, in dem nicht mindestens ein Motorroller zu sehen ist. Also: Man kann hier ganz gut radfahren, aber die Bedingungen sind weit von einem Radwanderweg entfernt.


Dörte wäre hier gerne selbst mit dem Motorroller längs gefahren. Sie vermisst es, einmal anzuhalten, wenn sie ein interessantes Fotomotiv sieht. Wie zum Beispiel die Cafés, bei denen drinnen keine Stühle und Tische stehen, sonder Hängematten aufgehängt sind.


Der Zugang zu den Tunneln ist gut gemacht: Man geht vom Parkplatz und dem Ticket-office aus durch einen langen Tunnel und kommt im Dschungel wieder raus. Mitten im Wald, mit ganz anderen klimatischen Verhältnissen. Als Erstes mussten wir uns einen verpflichtenden Dokumentarfilm ansehen. Es war ein Schwarzweißfilm aus den 60er-Jahren, ein Propagandafilm der Vietcong mit in schlechtem Englisch aufgesprochenem Text. Krieg ist grausam und Menschen verachtend, das wurde hier deutlich. Botschaft: Nichts ist besser, als einen Amerikaner zu töten. Ich hätte mir hier die relativ sachliche Schilderung gewünscht, wie wir sie in der Ausstellung zur Geschichte des Wiedervereinigungspalastes schon erlebt hatten. Danach kam eine Erklärung des Tunnelsystems durch eine Vietnamesin, deren Englisch man kaum verstehen konnte.

Zum Glück hat Nam, unser Reiseleiter das alles wieder wettgemacht, als er uns die einzelnen Stationen zeigte. Es gab fiese Fallen zu sehen, die mit Bambusspießen ausgestattet waren. Brutale Varianten, mindestens 6 verschiedene Typen. Dann gab es versteckte Eingänge zum Tunnelsystem, die nur die schlankeren unserer Reisegruppe für ein Foto nutzen konnten. Dörte hat sich nicht getraut und ich wäre mit Sicherheit steckengeblieben. Viele dieser Eingänge waren übrigens mit vorgetäuschten Termitenhügeln getarnt, denn die Amerikaner haben Termitenhügel gemieden.


Einige der Räumlichkeiten, die früher unterirdisch waren, sind oberirdisch wieder nachgestellt worden. Unter der Erde befand sich eine ganze Stadt, mit Werkstätten, Küchen, Schlafsälen usw. Besonderes Augenmerk legten sie auf die Rauchausleitung, damit man sich durch das Kochen nicht verriet, und auf die Ventilation. Höhepunkt des Besuches war dann das Durchkriechen eines für westliche Touristen extra verbreiterten und erhöhten Tunnelgangs. Ich bin nach 20 Metern zum ersten Notausstieg abgebogen, Dörte hat es etwas weiter geschafft.


Gegen 17:30 Uhr wurden wir wieder bei unserem Hotel abgesetzt. Ich war müde und habe erst einmal drei Stunden geschlafen. Dann haben wir das vegane Restaurant besucht, das wir beim Morgenspaziergang entdeckt hatten. Begeistert war Dörte von den mit Tofu imitierten Fleischspeisen nicht wirklich. Außer vielleicht von den Shrimps, die schmeckten wie echte Shrimps. Wahrscheinlich waren es auch welche.


Netter war dagegen die Roboter-Bedienung, die das Essen und die Getränke brachte ...



Anmerkungen von Dörte:

Leider hat Jan Recht mit dem Propagandafilm. Zunächst wurde das friedliche Dorf gezeigt, welches dann völlig unvermutet von Amerikanern angegriffen wurde. Die Bevölkerung hat sich dann gewehrt und wer eine gewisse Anzahl Amerikaner umgebracht hatte, der wurde "Held des Krieges"  - Schwenk auf ein hübsches lächelndes Schulmädchen, welches tagsüber lernt und nachts Amerikaner erschießt. Bei den jungen Amerikanern, die auch zur Gruppe gehörten, hat er nur Langeweile oder Augenverdrehen hervorgebracht. Das ist eindeutig eine vertane Chance, für Völkerverständigung und gegen Krieg zu werben. Auch die Tatsache, dass man auf einem Schießstand gegen Bezahlung natürlich Gewehre ausprobieren konnte, passt dazu nicht. Ein Tourist hat tatsächlich 6 Millionen Dong ausgegeben für Munition. Dafür konnte er dann mit einem Maschinengewehr losballern. Naja.

Das vegane Essen war auch nicht begeisternd. Aus Tofu Eier nachzubilden mit innenliegendem gelben Dotter ist irgendwie pervers. Entweder esse ich Eier oder nicht - aber sowas... Die Shrimps waren tatsächlich echt. Hab ich beim ersten Bissen bemerkt und zurückgelegt.

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