Freitag, 1. März 2019

Stadtführung Sucre

Heute früh haben wir es wirklich ruhig angehen lassen. Nach dem Frühstück haben wir erst noch einmal gelesen oder gedöst. Wir sind so spät zu unserem Ziel, dem Viewpoint über Sucre aufgebrochen, dass wir unterwegs in unserem vegetarischen Restaurant zu Mittag gegessen haben. Auf dem Weg bin ich nicht ganz ungeschoren am Karneval vorbeigekommen.

Erwischt!
Im Restaurant haben wir dann festgestellt, dass dort um 15 Uhr eine Stadtführung angeboten wird. Prompt haben wir umdisponiert, und das war gut so. Lucio hat uns und einem anderen Paar aus Marburg die Stadt so nahe gebracht, dass Dörte schon fast überlegt, hier zu bleiben. Zunächst hat er uns in einen Laden für Webereien geführt, um uns die Webtechniken und Webmuster zweier der 36 Kulturen in Bolivien zu erläutern. Sie unterscheiden sich deutlich: Die Muster der Jalq'as-Kultur sind nur in Rot und Schwarz gehalten, während die Muster der Yampara-Kultur bunter sind und Comic-Strip-artig eine Geschichte erzählen. Wie etwa die von dem Fuchs, der sich vom Kondor in den Himmel tragen ließ, aber nicht wie vereinbart wieder mit herunter wollte. Es endete tragisch für den Fuchs, aber gut für die Menschen, denn so kam der Quinoa-Samen auf die Erde.

Yampara-Hut der Männer
Yampara-Hut für verheiratete Frauen
Webstück mit der Legende von Fuchs und Kondor
Weiter ging es über den Hauptplatz, wo uns auch etwas zur Geschichte und zur Gegenwart Boliviens erzählt wurde. Wie in Honduras gibt es Probleme mit einem Präsidenten, der laut Verfassung nicht mehr gewählt werden dürfte, aber dennoch zur Wahl antritt.

Diese Freiheitsglocke wurde zu Beginn der Revolution
so stark geschlagen, dass sie zerbrochen ist
Das Staatswappen: Über allem schwebt der Kondor,
der Berg ist der Silberberg von Potosi, 9 Sterne für die 9 Provinzen
Weiter ging es über den Markt, wo wir Paquay und Cherimoya probiert haben. Diese Früchte kannte ich noch nicht. Außerdem gab es ein leckeres Würstchen (natürlich nicht für Dörte).

Paquay, eine große Hülsenfrucht
Unten rechts findet man Cherimoya
Zum Ende der Tour sind wir mit dem Bus zum Aussichtspunkt gefahren. Zunächst haben wir aber hoch oben über der Stadt noch den Rosa Palast und eine Chicheria besucht. In dem Rosa Palast haben wir den Endpunkt eines großen Tunnelsystems gesehen, das einst alle Kirchen miteinander verband. Reingetraut haben wir uns aber nicht.

Eingang ins Tunnelsystem
Rosa Palast
Die Chicheria war illegal (sonst zahlt man zu viel Steuern). Die Chicha wird zu Ehren von Pachamama in einem Krug mit runden weiblichen Formen ausgeschenkt. Getrunken wird aus kleinen Schalen, sogenannten Tutumas. Schmeckt ungewöhnlich, etwas sauer, aber lecker. Wir wurden von den Stammgästen eingeladen, auch noch den lokalen Wein zu probieren.

Bolivianische Chicha
Schließlich kamen wir am Aussichtspunkt an. Davor liegt La Recoleta, ein großer Platz, an dem die Gründung von Sucre stattfand.

Aussicht über die Altstadt
Anmerkungen von Dörte:

Naja, hierbleiben will ich zwar nicht, aber eigentlich gefällt es mir großartig hier. Obwohl die Karnevalskapellen, die heute vermehrt durch die Straßen zogen, immer schlechter wurden. Vielleicht lag es ja an der fortgeschrittenen Tageszeit, dass, wie Jan es formulierte, der Rhythmus noch einigermaßen zu erkennen war. Ach ja, der singende Elferrat der Germanen - das waren noch Zeiten. Auf jeden Fall spielen alle immer das Gleiche, Dabadadadadabada, dabadadadadabadam usw
Wie ging doch unser Hauptschlager damals? "Der kleine Kiel müsst voll Kümmel sein, der Kieler Hafen voll Bier, dann wär ganz Kiel voller Sonnenschein, voller Sonnenschein wären auch wir!"

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