Donnerstag, 28. März 2019

Seniorenrabatt

Gestern Abend habe ich noch ein wenig die Kenntnisse über Novo Hamburgo und brasilianischen Fußball vertieft. Es gibt in Novo Hamburgo nämlich auch einen Fußballverein und der spielte gestern ein Lokalderby im Stadion des SC Internacional Porto Alegre. Das wurde natürlich im Lokalsender live übertragen. Novo Hamburgo hat sogar auswärts 1:0 gewonnnen, aber das reichte nicht, denn das Hinspiel hatte Internacional mit 2:0 für sich entschieden. Das alles passierte im Viertelfinale der Gauchó-Meisterschaft, der Staatsmeisterschaft von Rio Grande del Sul. Der brasilianische Fußballverband scheint für diese Staatsmeisterschaften bestimmte Termine reserviert zu haben: 12 Termine für die Vorrunde und dann eine Endphase nach dem KO-System. Im Fernsehen gibt es auch Berichte über die Meisterschaft von São Paulo und anderer Bundesstaaten. Und unser Verein, Palmeiras, ist ins Halbfinale der Paulista eingezogen.

Das alles war ein wenig Ablenkung von meinem Hexenschuss, der sich aber bis in den Morgen sehr bemerkbar machte. Ich war echt stolz, dass ich es geschafft habe, allein zu duschen und mich anzuziehen. Im Laufe des Tages ist es dann deutlich besser geworden, ich hoffe, dass diese Entwicklung anhält.

So richtig viel haben wir uns von Porto Alegre nicht versprochen, deshalb waren wir von den Erlebnissen heute positiv überrascht. Die Touristeninfo am Mercado Público haben wir schnell gefunden und dort bekamen wir eine Karte mit einem empfohlenen Weg vom Mercado bis zur Usina do Gasômetro mit ungefähr 10 eingezeichneten Sehenswürdigkeiten. Das ist ja fast so gut wie eine Walking Tour. Noch besser aber war, dass gleich der Stadtrundfahrtbus vorbeikam und wir dafür Seniorenrabatt bekamen. Die Walking Tour haben wir uns für später aufgehoben und sind erst einmal auf das obere Deck des Doppeldeckerbusses gestiegen.

Auf dem offenen Deck bei der Stadtrundfahrt
Rathaus von Porto Alegre
Mercado Público
Die Erklärungen waren leider nur auf Portugiesisch, davon bekamen wir nicht so viel mit. Aber wir genossen die Sonne und die Aussicht. Erste angesteuerte Station war das Gasometer. Wieso eigentlich Gasometer? Und warum sieht es nicht wie ein Gasometer aus? Es handelt sich um ein ehemaliges Kohlekraftwerk, das an einem Standort gebaut wurde, an dem früher einmal ein Gasometer stand. Es sieht aus wie eine Fabrik mit einem 117 Meter hohen Schornstein daneben und gilt als Wahrzeichen der Stadt. Ein komisches Wahrzeichen, aber es steht an einer markanten Ecke und wenn man mit dem Schiff kommt, dann sieht man es quasi als Erstes von Porto Alegre. Es wird als Kulturzentrum genutzt, ist aber derzeit wegen Umbaus geschlossen.

Usina do Gasômetro
Weiter ging es zum Fußballstadion vom Match gestern Abend, zur neuen Einkaufsmeile im Süden der Stadt, zum großen Park in der Stadtmitte und an der Kathedrale vorbei wieder zum historischen Zentrum mit dem Mercado Público und dem Rathaus. Es ist ein wenig wie mit São Paulo, die Nicht-Hochhäuser muss man ganz schön suchen. Aber es lohnt sich!

Graffiti am Fußballstadion
Wir sind im Bus sitzen geblieben bis zum Gasometer, denn wir wollten die Walking Tour rückwärts machen. Zunächst haben wir uns dort aber den Uferbereich des Rio Guaíba angesehen: Es ist ein hübsch gestalteter Park, der von Radfahrern und Joggern genutzt wird. Es ist angeblich ein beliebter Platz, um sich den Sonnenuntergang anzusehen. Wir haben das spektakuläre Restaurant genutzt, wo wir üppig und gut gegessen haben.

Uferpark für Radfahrer und Jogger
Witzige Skulptur im Uferpark
Restaurant mit Aussicht - sogar durch den Glasboden auf die Wellen!
Eistorte zum Nachtisch - voll vegetarisch!
Direkt vor dem Gasometer fuhren Touristenboote zu einer Ausflugstour ab, das haben wir gleich ausgenutzt. Natürlich mit Seniorenrabatt! Wie das Unternehmen auf seine Kosten kommen will, weiß ich nicht: 10 Fahrgäste, die maximal 5 Euro bezahlen - das reicht ja nicht einmal für den Treibstoff. Wir sind an der Stadt entlang zu ein paar Inseln gefahren. Was davon Rio Jacuí und was Rio Guaíba war, das wissen nur die Geographen. Der Guaíba entsteht ziemlich genau an dieser Stelle aus dem Zusammenfluss von 5 Flüssen, von denen der Rio Jacuí der größte ist. Und eigentlich ist der Rio Guaíba auch kein Fluss, sondern eher eine Lagune, die zu einer noch viel größeren Lagune des Atlantiks gehört.

Die moderne Großstadt hinter historischen Lagerschuppen
Usina do Gasômetro von der Wasserseite
Wir hatten jedenfalls einen schönen Ausblick auf die Stadt, die hinter einer Reihe alter Hafenschuppen steht. Irgendwie hat mich das an die Speicherstadt in Hamburg erinnert. Der zweite Teil der Bootsfahrt ging dann durch einen Kanal zwischen zwei Inseln durch. Das war richtig idyllisch!

Kanal zwischen zwei Inseln
Wieder am Gasometer haben wir die Walking Tour begonnen. Der Höhepunkt war sicherlich die Kirche Nossa Senhora das Dores: Es ist eine einschiffige Kirche, die durch ihren Hochaltar beeindruckt. Dieser ist in neun Stufen mit geschickt gewählter Perspektive gestaltet - so etwas hatten wir vorher noch nirgendwo gesehen.

Vor der Kirche Nossa Senhora das Dores
Hochaltar mit Stufen
Ricardo André Frantz (User:Tetraktys) [CC BY-SA 3.0],
via Wikimedia Commons
Einen Teil der Walking Tour haben wir uns für morgen übrig gelassen und sind noch etwas durch die Einkaufsstraßen geschlendert. Wir haben sogar etwas gefunden: Ein Ersatzkäppi für Dörte, die ihr Mexiko-Käppi wohl gestern im Taxi hat liegen lassen.

Ein Kulturzentrum mit Kino in einem schön restaurierten Gebäude
Schild für einen Taxistand - nicht mehr ganz aktuell ...
Anmerkungen von Dörte:

Englischkenntnisse sind nicht so richtig weit verbreitet. Aber wir haben es geschafft, in der Apotheke ein ABC-Pflaster zu kaufen. Mit Zeichensprache. Zukünftig sind wir bei Scharade unschlagbar.

2 Kommentare:

  1. Das Taxischild gefällt mir. Als ich vor 30 jahren in Mexiko war, waren die Zaxen tatsächlich alle Käfer mit einem ausgebauten Beifahrersitz. Ansonsten sieht langsam eine Großstadt wie die andere aus und es fällt mir schwer Südamerika von Asien oder Osteuropa zu unterscheiden. Gibt es denn noch VW Käfer in Brasilien? Es hieß doch dort wären sie noch viele Jahre weitergebaut worden.

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    1. Hallo Elke,
      ja, es gibt noch VW-Käfer auf den Straßen. Eher selten, aber wenn man am Straßenrand einer großen Straße steht, hat man eine gute Chance, innerhalb von 10 Minuten einen zu entdecken. Das gilt eigentlich für ganz Lateinamerika, besonders für Mexiko und Brasilien.

      Dass alle Städte gleich aussehen, finde ich nicht. Irgendetwas Besonderes gibt es eigentlich immer, wie hier das Gasometer und die Hafenschuppen. Schade ist es nur, dass die meisten Hochhäuser eher eintönig sind. Dass es auch anders geht, zeigt z. B. das neue Stadtviertel in Shanghai: Modern, funktional und trotzdem sehenswert.

      Liebe Grüße
      Jan

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