Donnerstag, 20. Dezember 2018

Tombstone

Wir sind gestern schon etwas zu weit gefahren und mussten heute nochmal für 50 Kilometer umkehren. Die größte Touristenattraktion in Süd-Arizona ist nämlich der Schauplatz des Gun-Fights am O.K. Corral in Tombstone. Wir haben uns gestern Abend ein wenig schlau gemacht über die Sehenswürdigkeiten und erwarteten eine wiederaufgebaute Westernstadt mit einem Museum und einer Rekonstruktion der Schießerei durch Schauspieler.

So ähnlich kam es auch, aber nicht ganz: Die Westernstadt war wieder aufgebaut, wie man sich so eine Stadt im wilden Westen vorstellt (allerdings mit Flatscreen TV im Saloon). Durch die Straßen fuhr ein Bus, der auf Tram aus dem Anfang des 20. Jahrhundert getrimmt war. Wir parkten erst einmal unser Auto und haben Tickets gekauft. Statt der erwarteten 10 $ pro Person für Museum und Rekonstruktion der Schießerei bezahlten wir 15 $ für eine Gunfight-Show und die Rundfahrt mit der Tram. Da wussten wir noch nicht, dass man in jedem Haus extra Eintritt bezahlen sollte und dass wir nicht an die Gunfight-Show geraten sind, die wir eigentlich sehen wollten. Wir sind halt nicht an die Museumsleute als Erstes geraten, sondern an Festus von dieser anderen Gunfight-Show.

Ich bekam von Festus einen Revolver in die Hand gedrückt
mit den Worten "Let's get him dressed!"
Wir folgten dem Rat von Festus und konzentrierten uns auf das Bird Cage Theatre und das Court House. Das sind die beiden einzigen aus jener Zeit erhaltenen Gebäude. Durchaus sehenswert, macht aber nochmal 12 $ und 7 $ Eintritt pro Person. Tombstone ist gegründet worden, weil man hier Silber gefunden hat. Es ist um 1880 schnell bis auf 15.000 Einwohner gewachsen und war damit eine echte Großstadt, gleich hinter San Francisco. Das Theater war 9 Jahre in Betrieb und soll legendär gewesen sein. Sogar die New York Times berichtete über dieses Theater. Hinter der Bühne gab es eine Treppe nach unten zum Hinterzimmer und zum Bordell. Hier steht der Pokertisch, an dem angeblich die längste Pokerpartie der Geschichte (8 Jahre, 5 Monate und 3 Tage) stattgefunden hat.


Hübsch restauriert!
Das Court House war noch interessanter: Hier waren das Büro des Sheriffs, das Gefängnis, der Galgen und der Gerichtssaal zu sehen. Außerdem gab es viele Ausstellungsstücke zum Leben von Wyatt Earp und zu der berühmten Schießerei. Anhand von Originalzeugenaussagen hat man versucht, die Schießerei exakt zu rekonstruieren. Herausgekommen sind zwei Versionen - eine mit Bildern illustriert und die andere basierend auf forensischen Ergebnissen. Die Schießerei dauerte nur 30 Sekunden, aber wirklich genau kann man sie wohl nicht mehr rekonstruieren.

Court House
Gerichtssaal: Über dem Richterstuhl wurde in Filmszenen
über eine zweite Schießerei am O.K. Corral berichtet.
Fast hätten wir den Beginn der Gunfight-Show verpasst, weil wir unsere Uhren immer noch auf kalifornische Zeit eingestellt hatten. Dörte hat den Fehler gerade noch rechtzeitig bemerkt. Die Gunfight-Show war eine große Enttäuschung: Es war ein alberner Klamauk mit 3 Schauspielern. So schlecht und so platte Witze, dass wir ernsthaft daran dachten, vorher die Tribüne zu verlassen. Bei nur ca. 15 Zuschauern haben wir uns das aber nicht getraut und haben brav die 30 Minuten durchgehalten. Auf die Tram-Fahrt hatten wir dann keine Lust mehr, es war sowieso schon reichlich spät.

Klamauk-Show
Auf dem Weg zu unserem heutigen Tagesziel Las Cruces haben wir noch zwei Stops gemacht: In Bowie haben wir John Rambo Tribut gezollt, dies ist sein Heimatort.

Tankstelle in Bowie, John Rambos Heimatort
Der zweite Stop war in Steins bei Lordsburg. Dort gibt es eine kleine Geisterstadt, die aber auf Privatgelände liegt und heute geschlossen war. Ein bisschen konnten wir aber immerhin durch den Zaun gucken.

Geisterstadt Steins
Las Cruces ist kein kleines Nest, sondern eine richtige Stadt. Bis 1854 verlief hier die Grenze zwischen den USA und Mexiko. Damals kaufte die USA zusätzliches Land von Mexiko, heute ist es ein Teil des Staates New Mexico. Deshalb gibt es in Las Cruces einen Stadtteil mit dem Namen Mesilla, der früher mexikanisch war und auch noch heute mexikanisch aussieht. Als wir ankamen, war es schon dunkel - trotzdem haben wir uns den Marktplatz dieses Stadtteils noch einmal angeguckt. Das gibt uns schon einen Vorgeschmack auf Mexiko!

Seit 1854 gehört Mesilla zur USA
Sonstiges:

Wir haben die Automiete um einen Tag verlängert. Ursprünglich wollten wir den Wagen heute schon in El Paso abgeben.

Jetzt hat es mich erwischt: Der Windows-10-Update für 1809 steht an. Heute hat der PC schon mal für 1,5 Stunden gehangen bei "Windows-Updates werden vorbereitet - 0%", bevor der Update von selbst abgebrochen wurde.

Der Fuß ist noch dran, es geht ihm unwesentlich besser. Immerhin!

Anmerkungen von Dörte:

Ein Beispiel für die Grottenwitze? - „Du bist zwei Jahre mit Butch Cassidy geritten? Und wann hast du ein eigenes Pferd bekommen?“

Ansonsten ist man hier in the middle of nowhere. Die Straße geht schnurgerade, die Eisenbahnschienen begleiten uns und die Straßenschilder informieren über das Verhalten bei Sandstürmen: Rechts ran, Motor aus, keine Bremse, angeschnallt bleiben. Das hat wohl den Vorteil, dass der Wagen sich bewegen kann, wenn jemand auffährt.

Da es in den letzten Tagen offensichtlich ein bisschen geregnet hat sieht die Landschaft ein wenig nach Salzsee aus:



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