Donnerstag, 27. Dezember 2018

Teotihuacán

Heute hatten wir unseren Ausflug nach Teotihuacán. Unsere Reisegruppe bestand aus 9 Personen: 3 junge Schweizer, die 6 Wochen auf Rucksacktour sind, eine supernette amerikanische Familie aus Washington D. C. mit zwei kleinen Kindern und uns. Dazu kamen dann noch der Fahrer und der Guide. Der Kleinbus war also nicht ganz voll und wir hatten eine Dreierbank für uns alleine. Der erste Stop war der Platz der drei Kulturen, an dem man Grundmauern von aztekischen Pyramiden, eine Kirche aus der frühen Zeit der Spanier und moderne mexikanische Architektur direkt nebeneinander sehen kann.

Platz der drei Kulturen
Der nächste Stop war der für solche Touren obligatorische Halt bei einer Verkaufsstätte. Es war immerhin sehr interessant gestaltet: Zunächst wurde uns gezeigt, was man mit einem Kaktus alles machen kann, z. B. seine Milch sammeln und daraus das Getränk Pulque herstellen. Witzig fand ich auch die Nadel mit bereits eingefädeltem Faden: Im Herzen des Kaktus gibt es eine scharfe Spitze, die man herausbrechen kann. Daran hängt dann gleich eine Kaktusfaser, die sehr reißfest ist. Leider reicht das nur für grobes Gewebe, denn die Nadel ist doch recht dick. Im Laden durften wir anschließend sowohl Pulque als auch Tequila probieren. Beides hat uns nicht veranlasst, davon etwas zu kaufen. Pulque soll zwar gesund sein, aber so schmeckt es auch!

Dörte im Kaktusgarten
Wir haben im Laden schließlich doch noch etwas gekauft: Einen Magneten (endlich!) und ein Käppi für Dörte mit Klettverschluss. Später haben wir dann sogar noch einen zweiten, etwas schöneren Magneten gefunden. Es lohnt sich also heute einen Blick auf unsere Kühlschrankmagnetenseite zu werfen.

Dann ging es wirklich auf das Gelände der alten Stadt Teotihuacán. Diese Stadt war zwischen 100 und 650 nach Christus einmal eine der größten Städte der Welt und soll zeitweise bis zu 200.000 Einwohner gehabt haben. Um 750 nach Christus wurde die Stadt völlig aufgegeben, vermutlich weil sich das Klima verändert hatte und die Versorgung mit Nahrungsmitteln schwierig wurde. Erst Jahrhunderte später haben die Azteken die Stadt wiederentdeckt. Damals sah die Stadt nicht so aus, wie sie heute hergerichtet ist, sondern die Pyramiden waren überwucherte und bewachsene Hügel, die die Azteken für Grabhügel gehalten haben. Deshalb haben sie die Hauptstraße auch die "Straße der Toten" genannt.

Vor dem Tempel des Mondes
Der erste Eindruck, wenn man hier ankommt, ist einfach überwältigend. Es ist genau so, wie man sich Stufenpyramiden in Mittelamerika vorstellt, und dazu noch strahlendes Wetter. Der Guide hat uns zunächst den Tempel des Quetzalcoatl erklärt. Diese Gottheit ist meist als Schlange, geschmückt mit den Federn des Quetzalvogels, dargestellt. In dem Komplex durften nur Priester wohnen, deren Häuser wir ansehen konnten. Einige wenige Wandmalereien sind restauriert worden, besonders häufig wurde ein roter Jaguar dargestellt. Die Gebäude hatten ein ausgeklügeltes Drainagesystem, vermutlich hatten die Bewohner sogar ein WC. Die Räume hatten aber keine Fenster, sondern nur Türen. Um Licht zu haben, gab es Innenhöfe mit Wasserflächen, in denen sich nachts das Mondlicht spiegeln sollte. Gute Idee, aber reicht das?

Innenhof im Tempel des Quetzalcoatl
Außerhalb des Quetzalcoatl-Tempels wurde uns danach praktisch gezeigt, wie man die Farben aus Naturprodukten gewinnt. Man muss sich vorstellen, dass alle Mauern früher bunt angemalt waren. Außerdem wurden uns Obsidian-Scheiben gezeigt. Diese polierten Scheiben aus vulkanischem Gesteinsglas kann man als Filter nehmen, um die Sonne zu beobachten. Wir hätten fast so eine Scheibe gekauft, aber zum Transport wäre sie doch etwas schwer gewesen und vielleicht wäre sie auch zerbrochen.

Naturfarben
Danach hatten wir noch zwei Stunden Zeit, um das Gelände auf eigene Faust zu erkunden. Die wichtigsten Tempel waren natürlich der Tempel des Mondes, den man bis zu einem Drittel seiner Höhe besteigen durfte, und der Tempel der Sonne, auf den man ganz nach oben durfte. Leider war wegen der Ferienzeit die Schlange für den Aufstieg auf den Sonnentempel so lang, dass wir nicht nach oben kommen konnten. Das war vielleicht auch ganz gut so für meinen lädierten Fuß.

Schlange vor dem Sonnentempel
Da wären wir gerne hochgegangen!
Auf den Mondtempel bin ich aber raufgekraxelt und Dörte hat mich von einem gegenüberliegenden kleineren Tempel fotografiert. Ohne Tele-Objektiv ist es aber ein Suchbild geworden.

Dörte vor dem Mondtempel.
Wo bin ich auf dem Mondtempel zu sehen?
Nhs qre Zvggr qre Gerccr, fvrogr Fghsr iba bora.
Oben vom Mondtempel hat man einen guten Überblick über die gesamte Anlage. Man kann sich gar nicht satt sehen, so beeindruckend ist das!

Blick vom Mondtempel
Auf dem Gelände gab es sogar einige Geocaches, von denen wir zwei gefunden haben. Sie lagen etwas abseits und wir fielen gar nicht auf, als wir dort suchten. Auf dem großen Gelände verteilt sich der Besucherandrang auch in Ferienzeiten gut.

Auf der Suche nach Geocaches
Nach einem Halt in einem Restaurant ging es zurück. Das letzte Ziel war Unsere Liebe Frau von Guadalupe, ein Wallfahrtsort mit einem Gnadenbild Marias. Hier gab es eine Kirche auf einem Hügel (wohl der ursprüngliche Ort der Marienerscheinung), eine alte Basilika, von der man den Eindruck hat, dass sie langsam nach vorne kippt, und eine neue, hallenförmige Basilika, in der jetzt das Gnadenbild aufbewahrt und verehrt wird.

Die alte Basilika hat eine spürbare Schräglage nach rechts
Die neue Basilika ist von der Architektur her um dieses Bild gebaut worden: Man kann es von allen Plätzen aus hinter dem Altar gut sehen. Gleichzeitig gibt es einen Graben zwischen Altar und dahinterliegender Wand mit dem Bildnis, auf dem die Touristen mit einem Förderband vorbeifahren können, ohne die oben abgehaltene Messe zu stören.

Das Gnadenbild Marias
Das Förderband vor dem Bildnis.
Die meisten Leute fotografieren, aber einige beten auch!
Sonstiges:

Wir sind heute früh im Fahrstuhl stecken geblieben, wurden aber glücklicherweise schon nach 3 Minuten befreit.

Wir sind auch eine Stunde zu früh aufgestanden, weil ich die Zeit, zu der wir abgeholt werden sollten, falsch im Kopf hatte. Dörte war nicht erfreut.

Wir haben auf der Rückfahrt mit den beiden kleinen Kindern Sprouts gespielt. Eigentlich ein Spiel für Mathestudenten, aber Joshua (6 Jahre) und Anna (4 Jahre) waren begeistert und haben auch manche Partie gewonnen. Ob die Eltern nachher auch noch so begeistert waren, ist dagegen nicht so klar. Wir haben jedenfalls viel Spaß auf der Fahrt miteinander gehabt.

Auf dem Gelände wurden faustgroße Geräte verkauft, mit denen man perfekt das Fauchen eines Jaguars nachmachen kann. Mehrfach haben Verkäufer Dörte damit erschreckt. Ich war kurz davor, mir auch so ein Teil zu kaufen, um Dörte morgens besser wecken zu können ...

Anmerkungen von Dörte:

Wenn Jan so ein Jaguarfauchen gekauft hätte, wäre ich wiederum nicht erfreut gewesen.

1 Kommentar:

  1. Hallo ihr 2, vielen Dank für die tollen Berichte! Euch beiden einen wunderbaren Jahreswechsel, egal wo ihr auch seid. Jan, deinem Fuß wünsche ich gute Besserung und euch beiden noch gaaaaanz viel Spaß. Liebe Grüße, Jörg

    AntwortenLöschen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.