Donnerstag, 4. April 2019

Recoleta

Heute haben wir eine Walking Tour durch den Stadtteil Recoleta mitgemacht. Der Treffpunkt war am Opernhaus von Buenos Aires, einem 1908 eingeweihten Prachtbau. Weil die Architekten zweimal gewechselt hatten,  ist der Stil nicht gerade einheitlich - aber mir gefällt der Bau trotzdem. Laut Pavarotti soll er den Opernsaal mit der besten Akustik der Welt beherbergen.

Teatro Colón - das Opernhaus von Buenos Aires
Recoleta ist ein reicher Stadtteil von Buenos Aires. Er ist um 1870 gewachsen, als die Bevölkerung vor Gelbfieberepidemien auf das Land floh. Hier siedelten sich die reichen Leute an, die dann prächtige Häuser bauten. Viele Häuser sind richtige Paläste, die heute noch erhalten sind. Früher wohnten dort die reichen Familien, aber spätestens in den 50er-Jahren konnten sie sich das nicht mehr leisten. Meistens wurden die Paläste dann an den Staat verkauft und werden heute als Botschaften, Ministerien, Repräsentationsräume oder Museen genutzt. Beim G20-Gipfel hat wohl jeder Teilnehmer in einem eigenen Palast gewohnt - den von Donald Trump haben wir gesehen.

Palacio San Martin
Rechts befindet sich die Botschaft des Vatikan.
Im mittleren Palast hat Trump beim G20-Gipfel gewohnt.
Nicht weit vom Opernhaus entfernt steht die große Synagoge. Wir waren etwas überrascht, dort eine Darstellung des Spock-Grußes aus Startrek zu finden. Es ist aber natürlich umgekehrt: Die Geste ist eine jüdische Segnungsgeste und Leonard Nimoy hat vorgeschlagen, sie als Gruß der Vulkanier zu verwenden.

Spock-Gruß an der Synagoge?
In die Glanzzeit des Viertels fielen auch die 100-Jahr-Feiern des Mai-Aufstandes und der Unabhängigkeit Argentiniens. Dazu hat Argentinien von anderen Staaten Kunstwerke geschenkt bekommen wie Brunnen oder Skulpturen. Viele davon sind in Recoleta aufgestellt worden. Großbritannien sendete einen Uhrenturm, der an Big Ben erinnert. Heute befindet sich genau gegenüber ein Denkmal für die 649 gefallenen argentinischen Soldaten des Krieges um die Malvinas.

Britischer Uhrenturm - die argentinische Fahne weht über dem
Ehrenmal für die Gefallenen des Krieges um die Malvinas/Falklands
Das war Anlass genug, dass uns Maru, unsere Tourleiterin, von der argentinischen Position dazu berichtete. Man müsse zwei Dinge trennen: Erstens den Anspruch Argentiniens auf die Inselgruppe - der sei gerechtfertigt. Und zweitens den Krieg um die Inseln - der sei von einer Militärdiktatur angezettelt worden, um von innenpolitischen Problemen abzulenken. Der Verlust des Krieges habe zur Re-Demokratisierung des Landes geführt. Heute sei niemand mehr böse auf die Briten, aber man solle doch lieber nicht von Falkland reden oder mit einer britischen Flagge vor dem Denkmal auftauchen. Das würde man als Provokation empfinden.

Wir hatten noch ein weiteres ernstes Thema: Die Gedenkstätte für den Anschlag auf die israelische Botschaft 1992. 1994 gab es nicht allzu weit entfernt noch einen weiteren Anschlag auf ein jüdisches Gemeindezentrum. Beide Attentate sind juristisch noch nicht völlig aufgearbeitet.

Die Tour endete auf dem Friedhof La Recoleta, in dem sehr viele prächtige Mausoleen auf engstem Raum stehen. Hier ist auch Evita Perón begraben - nachdem ihr Leichnam zwischenzeitlich gestohlen und für mehrere Jahre versteckt worden war.

Eingang zum Friedhof La Recoleta
Ein Mausoleum neben dem anderen
Gedenktafeln am Grab von Eva Perón
Auf dem Rückweg zum Hotel haben wir zunächst die Buchhandlung El Ateneo Grand Splendid besucht. Das Gebäude war ursprünglich ein Theater, wurde später als Kino genutzt und ist heute eine Buchhandlung. Die Logen dienen als Lese-Ecken, auf der Bühne ist ein Café eingerichtet und alle baulichen Elemente des Theaters sind wunderschön restauriert. Sehenswert!

El Ateneo - eine der schönsten Buchhandlungen der Welt!
Vor dem Obelisken - dem Wahrzeichen von Buenos Aires
Kurz vor unserem Hotel waren wir dann bei dem Cache, den Friederike uns empfohlen hat: Es sind dort Tangoschritte auf dem Gehsteig aufgemalt. Wir hatten viel Spaß bei unseren Versuchen und ich bin Dörte auch nur einmal auf den Fuß getreten ...

Anleitung für Tango auf dem Gehsteig
Wir hatten viel Spaß dabei!
Anmerkungen von Dörte:

In der Nähe der Synagoge gibt es übrigens auch einen koscheren McDonald’s.
Live Long and prosper!
🖖 

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