Sonntag, 25. November 2018

Warten vor Vungh Thau

Unser Alltag auf dem Schiff hat begonnen: Essen, Lesen, Schlafen und dann wieder Essen usw. Das Essen an Bord ist richtig gut, heute Mittag gab es für mich z. B. ein Super-Pfeffersteak und für Dörte ein vegetarisches Mousaka. Das Lesen mit den beiden Kindles funktioniert auch ganz ordentlich, das erste Buch habe ich schon durch. Es ist ein Südostasienkrimi mit dem Titel "Hanoi Hospital". Schön war vor allem, dass man viele der Schauplätze, die dort beschrieben werden, bereits kennt. Die Story dagegen war voller Zufälle doch recht konstruiert. Aber es war spannend genug, dass das Lesen Spaß machte.

Wir haben seit heute Mittag auch Internet, aber ziemlich teuer. Unsere Dollar-Bar-Reserven reichen nicht aus, um auch immer gleich Fotos hochzuladen. Die müssen wir nachreichen, wenn wir im Hafen sind. Wir werden täglich einmal meine E-Mail-Adresse kontrollieren, WhatsApp und Instagram müssen Pause machen. Dörte will eine Fotoserie machen "Blick um 15 Uhr aus dem Fenster" und hat damit heute begonnen. Ab dem nächsten Hafen wird dort wahrscheinlich immer derselbe Container zu sehen sein, denn es ist eine volle Beladung bis Los Angeles geplant.

25.11.2018 13:58 Uhr
Von dem angesagten Sturm haben wir außer Regenwetter bisher kaum etwas mitbekommen, es hat nicht mehr geschaukelt als auf der Überfahrt von Hirtshals nach Island. Das liegt aber auch daran, dass das Schiff seit heute morgen nur noch mit halber Kraft fährt und seit 15 Uhr überhaupt nicht mehr vorankommt. Auf meinem GPS sieht es so aus, als ob wir jetzt eine Schleife fahren. Der Hafen von Vungh Thau ist wegen des Taifuns zurzeit gesperrt und deshalb müssen alle Schiffe warten. Das betrifft nicht nur uns, sondern auch Schiffe, deren Container dann von uns weiterbefördert werden sollen. Mit dem Anlegen rechnen wir deshalb statt heute 15 Uhr mit morgen früh um 2 Uhr.


Ich habe mir eine ordentliche Erkältung aufgesackt. Das fing schon in Bangkok an, inzwischen ist die Halsschmerzphase fast vorbei. Deshalb habe ich heute Nacht nicht so gut geschlafen und der zusätzliche Morgen- und Mittagsschlaf bekommen mir ganz gut. Mit dem Laufband mache ich deshalb heute auch Pause. Gestern hatte ich es auch ein wenig übertrieben, ich hatte hinterher Schmerzen im Knie- und Fußgelenk. Also: Gaanz langsam wieder anfangen!

Das Tracking über mein SpotGen-Gerät funktioniert wunderbar, ich brauche das Gerät nur auf das Fensterbrett zu legen. Ob das weiterhin so gut funktioniert, wenn Container direkt vor unserem Fenster stehen, weiß ich natürlich noch nicht. Und ich habe auch noch keine Erfahrung mit der Netzabdeckung mitten im Pazifik. Das Gerät funktioniert nämlich nur, wenn es einen Satelliten sehen kann, der gleichzeitig auch eine Verbindung zu einer Bodenstation hat. Das Tracking mit meinem Account bei marinetraffic.com funktioniert dagegen ziemlich mau. Es gibt nur etwa eine Positionsmeldung am Tag, wenn das Schiff auf offener See ist. Mitten im Pazifik könnte das aber besser sein als beim SpotGen.

Der Kapitän legt die Route bei jeder Fahrt übrigens individuell fest. Einflussfaktoren sind Strömungen, Wettervorhersagen, erwartete Dichte des Schiffsverkehrs usw. Es ist sogar schon einmal vogekommen, dass sie nördlich durch den Ring der Aleuten gefahren sind. Darauf hoffen wir aber mal nicht ...

Heute beim Mittagessen wurde zwischen den rumänischen Offizieren kräftig diskutiert. Sie hatten erfahren, dass ein befreundeter Kapitän suspendiert worden ist. Die chinesische Kontrolle hatte festgestellt, dass in der Dokumentation der regelmäßigen Sicherheitsübung als Foto ein altes Foto verwendet wurde. Der Obermaat hat es ausgewählt, weil es hübscher als das aktuelle Foto sei. Die Übung hatte stattgefunden, nur die Dokumentation war nicht in Ordnung. Und die Verantwortung dafür musste der Kapitän übernehmen.

Anmerkungen von Dörte:

Wir haben jetzt Hoffnung, dass der blinde Passagier überlebt!
Beim Beladen war uns aufgefallen, dass ein kleiner Gecko auf dem Container direkt vor unserem Fenster (schräg links) herumkrabbelte. Er hat sich dann unter das Scharnier zurückgezogen. Kein Ahnung, wie dicht so ein Container ist? Und heute hat es ein wenig geregnet, sodass er irgendwo eine Pfütze finden könnte. Wovon er sich ernähren könnte oder wie lange ein Gecko fasten kann, ist mir allerdings unklar und ohne Internet auch nicht zu recherchieren.
Na, wir hoffen mal das Beste.

2 Kommentare:

  1. Geckos sollten in Gefangenschaft ca. 2-3 x die Woche 4 Insekten fressen. Ich denke also, der Gecko muss gut alle Container durchsuchen nach anderen "blinden Passagieren", damit er es bis LA schafft. Habt eine ruhige Überfahrt!

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  2. Also, ich weiß gar nicht, was ihr gegen die Aleuten habt. OK, eure Ankunft in L.A. könnte sich etwas verzögern und es könnte etwas frisch und/oder nass werden, aber der Blick über Unalaska scheint ganz hübsch zu sein.

    Laut Geoloino naschen Geckos auch gerne an reifen Früchten. Also einfach mal was vom Nachtisch übriglassen. Hättet ihr mal was von den Viechern vom Nachtmarkt eingesteckt ...

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