Samstag, 3. November 2018

Höhlen

Heute galt es erst einmal die üblichen Dinge in einem neuen Land bzw. an einem neuen Ort zu erledigen: Wäscheservice finden, Geld umtauschen, einen ersten Geocache finden. Und natürlich: Festlegen, welche Sehenswürdigkeiten man sich ansehen will. Die Petronas-Zwillingstürme sind in Kuala Lumpur wohl ein Muss und als wir sahen, dass die Online-Tickets für morgen schon fast weg waren, haben wir schnell noch Tickets bestellt. Schweineteuer, 17 Euro für eine Viertelstunde. Da wir aber ja in Shanghai schon auf das Aussichtsdeck verzichtet hatten (der Tower dort hätte auch in den Wolken gelegen), werden wir das Thema Aussichtsplattform nun morgen angehen.

Bei den anderen Tätigkeiten zeigten sich bei mir Verwirrtheitserscheinungen. Ich habe Himmelsrichtungen beim Geocachen falsch im Kopf gehabt, bin mehrfach gestolpert und sogar fast in ein Gulliloch reingefallen. Ich hatte wohl die zweite Nacht nacheinander schlecht geschlafen und das merkt man dann doch schon. Dörte hat mir eine Cola light verordnet, dann ging es etwas besser. Irgendwie hat alles dann doch noch geklappt und trotzdem war ich mit Kuala Lumpur noch nicht so richtig versöhnt.

Wir haben spontan beschlossen, aus der Stadt raus zu den Batu Caves zu fahren. Das war eine gute Entscheidung, wie sich später herausstellen sollte. Doch zuerst galt es die Tücken des Nahverkehrssystems zu überwinden. Es gibt hier verschiedene Nahverkehrssysteme nebeneinander, z. B. KTM-Komuter oder RapidKL. Die haben jeweils eigene Züge, eigene Gleise und eigene Fahrkartenautomaten. Wenn man zwischen den Systemen umsteigen will, muss man eine Fahrkarte zum Zwischenziel kaufen, diese beim Verlassen des ersten Systems abgeben und sich für den zweiten Teil der Fahrt eine neue Fahrkarte kaufen.

Dazu kommt dann die Komplexität der Fahrkartenautomaten: Auf der Übersichtskarte sind Stationen und Liniennummern angegeben. Ganz unten im Kleingedruckten steht in der Legende eine Übersetzung des Farbcodes in Liniennamen. Diese Liniennamen und nur diese Liniennamen findet man dann auf den Fahrkartenautomaten wieder. Nicht etwa Endstationen, Nummern oder Farbcodes, nein nur diese Liniennamen. Zweistellig abgekürzt und um die Nummer der Haltestelle dieser Linie ergänzt, gibt das einen 4-stelligen Code für die Haltestelle. Dieser Code wird bei Wegweisern innerhalb der Station verwendet. Außerhalb der Station verwendet man dagegen den Systemnamen (RapidKL, Komuter usw.) oder einen ganz anderen dreistelligen Buchstabencode für den Zugtyp (z. B.: LRT = Light Rail Transit).

Kuala Lumpur Public Transport

Wir sind jedenfalls gut bis zu den Batu Caves, etwa 10 km nördlich von Kuala Lumpur, gekommen und waren gespannt, was es dort zu sehen gab. Zuerst einmal: Es gab überall Affen, die auf Leckereien aus waren.


Die erste Höhle, die wir besichtigten, war die Ramayana Cave. Sie kostete 5 Ringit Eintritt, etwa 1 Euro. Das Ramayana ist ein hinduistisches Volksepos und handelt von der Geschichte von Rama und Sita. Diese Geschichte wird innerhalb der Höhle mit farbenprächtigen Figuren nachgestellt. Ein Drama mit Liebe, Verrat, bösen Dämonen, Verbannung, Entführung, Krieg und am Ende einer Keuschheitsprüfung. Da die einzelnen Stationen auf Schildern unter den Darstellungen kurz beschrieben waren, konnte man der Geschichte auch folgen.

Rama spannt den Bogen und bekommt Sita zur Frau
Der Riese Kumbhakarna wird geweckt, um mitzukämpfen
Die Höhle war sehr hoch und am Ende gab es einen Treppenaufstieg von ca. 150 Stufen. Oben gab es nur einen Stalagmiten zu sehen, der als "natural linga" angekündigt wurde.


Wieder draußen machten wir uns auf zur zweiten Höhle, nicht ohne vorher die große goldene Statue zu bestaunen. Sie stellt den Gott Murugan dar.


Am Ende der großen bunten Treppe (272 Stufen) befindet sich die Tempelhöhle. Sie kostet keinen Eintritt, nur die Mühe des Treppensteigens. In der Tempelhöhle gibt es Bänke zum Ausruhen, eine Reihe von Kiosken und natürlich einen hinduistischen Tempel. Für unsere Augen ziemlich grellbunt. Und am Ende der Höhle gibt es eine Treppe zu einer weiteren Ebene mit einem weiteren Tempel. Diese zweite Ebene hat ein Loch nach oben und bekommt dadurch etwas natürliches Licht.



Wir dachten schon, dass wir jetzt mit den Höhlen durch wären, und freuten uns aufs Mittagessen, als wir beim Abstieg ungefähr bei Stufe 245 (also fast noch ganz oben) ein Schild "Dark Cave" sahen. "Wenn schon, denn schon" sagten wir uns und besichtigten auch diese Höhle. Diesmal wieder mit Eintritt, 35 Ringit (ca. 7 Euro) pro Person.  Es handelt sich um eine Naturhöhle, die nur auf den ersten 400 m zur Schauhöhle ausgebaut ist. Das war früher wohl mal wie in Europa üblich mit Beleuchtung, aber die Beleuchtung wurde vollständig entfernt. Wir wurden mit Schutzhelm und Taschenlampen ausgerüstet und dann ging die Tour los. Die Taschenlampen durften wir nicht über Augenhöhe scheinen lassen, um die vielen Fledermäuse nicht zu stören. An Durchbruchstellen mit freiem Blick zum Himmel  konnten wir Fledermäuse über uns fliegen sehen. Außerdem hörten wir sie die ganze Zeit. Uns wurden aber auch andere Tierarten vorgestellt, die in der Höhle leben. Hier führt man nämlich Forschungen zum Ökosystem in der Höhle durch. Interessant fand ich, dass es hier eine 2 m lange blinde Würgeschlange geben soll, die die Wände hochklettern kann. Wir sind ihr aber nicht begegnet ...


Anschließend aßen wir gegen 17 Uhr zu Mittag und sind dann zum Hotel zurückgefahren, wo wir gegen 19:30 Uhr ankamen. Wir haben uns etwas ausgeruht und dann kam Dörte auf die Idee, doch noch ein Foto von den Petronas-Zwillingstürmen bei Nacht zu machen. Wir marschierten also 2 km durch den nächtlichen Regen und es gelangen uns tatsächlich die gewünschten Fotos.


Völlig durchgeregnet
Zurück ging es mit dem Nahverkehr (System: RapidKL, Zugsystem: LRT, Linie: KJ, Strecke: KJ10 bis KJ13). Dadurch waren wir so rechtzeitig zuhause, dass wir sogar in einem indischen Restaurant noch etwas zu essen bekamen.

Anmerkungen von Dörte:

Keine Ahnung, was ich bei dem Inder gegessen habe. Die Bestellung lautete: Irgendwas ohne Fleisch und no no no spicy. Das hat auch so halbwegs geklappt. War so eine Art ganz ganz dünnes Brot, gefüllt mit Kartoffelbrei und die Soßen waren extra. Wie so Kinderessen...

Unser Zimmer liegt im 15. Stock und hat nach längerer Zeit mal wieder eine gesonderte Dusche. Seit Hongkong hatten die Nasszellen immer gefühlt maximal 2 qm für Klo, Waschbecken und Dusche. Duschabtrennungen waren da nicht drin. Hier sind es jetzt rund 4 qm mit verschiebbaren Glaswänden.

Blick aus dem Fenster: Wie in Manhattan
Jan hat zwar etwas gefremdelt mit der Stadt, aber wenn er eine Herausforderung wie den Nahverkehr meistert, ohne die überall vorhandenen mit echten Menschen besetzten Schalter zu nutzen, dann geht es ihm schon besser.

Im Restaurant haben wir übrigens noch die neben uns sitzende Familie gefragt, wann denn die Kinder anfingen, Englisch zu lernen (sie haben zwischendurch mit ihnen Englisch gesprochen). Och, so mit 9 Monaten.....

7 Kommentare:

  1. Ich glaube, Jan und ich teilen genetisches Erbgut. Ich denke auch immer, dass es auch ohne Nachfragen gehen muss. Wozu werden schließlich die ganzen Netzübersichtspläne gedruckt!?! Meistens ist mein Umfeld aber zu ungeduldig oder zu misstrauisch.

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    1. Ich sehe aber den Unterschied, dass Du auf Dein Umfeld hörst, während bei mir dann eher Streitlust hochkommt ...

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  2. Diesen Geocache (in Wuppertal) solltet ihr inzwischen ohne Nachschlagen lösen können.

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  3. Möchte vor den Affen warnen: die leben in einer komplett anderen Kultur mit komplett anderer Wertvorstellung und komplett anderen Tabus: mir ist in Indonesien mal einen auf die Schulter gesprungen und hat angefangen, mit seinen kleinen Fingerchen den Reißverschluss vom Rucksack zu öffnen. Ein nebenstehender Amerikaner fand das total witzig, also bin ich zu ihm rüber und habe das Tier dort auf seine Schulter umsteigen lassen. Von dort ist er auf die Schulter seiner Frau, wo er erstmal im sitzen gepinkelt hat. Das scheint mir die eigentliche, oft unterschätzte Gefahr zu sein. Ob sich weibliche Affen besser benehmen, kann ich nicht sagen. Solltet Ihr diesbezüglich etwas rausfinden, so bitte ich um Nachricht.

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    1. Hallo Falko,
      keine Sorge, mit Tieren bin ich immer vorsichtig. Große Angst habe ich z. B. vor Papageien, die meine Glatze als Landeplatz ansehen. Im Ernst: Vermeidung von Infektionsgefahr ist wichtiger als ein tolles Foto. Und sei das Tier auch noch so niedlich!

      Liebe Grüße Jan

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