Donnerstag, 29. November 2018

Südchinesisches Meer

Gestern Abend waren wir beim Ablegemanöver in Vungh Thau wieder auf der Brücke. Mit Schleppern wurden wir vom Kai weggezogen und haben dann ganz langsam gedreht. Danach ging es mit eigener Kraft aus der Flussmündung des Thị Vải raus. Die letzte Landmarke, die wir sahen, war die große Jesusstatue auf dem Berg.

Dies Bild stammt aus Wikimedia, da wir die Statue nur
in blauer und grüner Nachtbeleuchtung gesehen haben.
Von Chris Phan from Eugene, Oregon, United States
Large statue of Jesus, CC BY-SA 2.0, Link
Vor uns lag aber noch gefühlt eine ganze Stadt: Über 100 Schiffe ankerten dort und warteten auf die Einfahrt. Und weil sie ankerten, hatten sie auch ihre Deckbeleuchtung eingeschaltet. Das wirkte dann wie eine Großstadt und man hätte glatt denken können, dass dort das Land noch weitergeht.

Unser Fenster ist nicht von Containern verstellt worden, was uns überrascht hat. Der erste Offizier hatte ja davon gesprochen, dass wir mit voller Ladung nach Los Angeles unterwegs wären. Als wir ihn heute beim Mittagessen darauf ansprachen, lachte er nur. Natürlich sind wir mit voller Ladung unterwegs, aber das Kriterium für voll ist das Gewicht und nicht die Anzahl der Container!

Gestern haben wir das vietnamesische Internet noch voll ausgenutzt. Das hätte bei den Bordpreisen hier etwa 100 US-Dollar gekostet, wir haben aber nur 3,50 Euro bezahlt. Zu spät fiel mir ein, dass ich ja auch einen Spanischkurs gebrauchen könnte und ich habe mir Babbel aufs Smartphone geladen und die Gebühr für 3 Monate überwiesen. Blöde war dann nur, dass das Runterladen der Lektionen unter Android nicht funktioniert hat, weshalb ich das jetzt gar nicht nutzen kann. Prompt habe ich heute auch nach zweieinhalb Lektionen aufhören müssen. Ob das bei Dörte besser funktioniert, wissen wir noch nicht. Sie ist noch nicht so weit gekommen.

Fenster, 29.11.2018, 15:00
Dörte hat beschlossen, das 15:00-Uhr-Bild aus dem Fenster mit einem 15:15-Uhr Bild von der Brücke zu ergänzen. Und sie hat sich dafür jetzt auch einen Wecker gestellt.

Brücke, 29.11.2018, 15:16
Gerade erfuhren wir beim Abendessen noch, dass wir doch ein wenig südlicher fahren als geplant. Also nicht an der Südspitze Taiwans, sondern eher an der Nordspitze der Philippinen längs. Die Experten der Reederei haben das empfohlen, weil die Strömung dort genauso gut sei, die Strecke aber etwas kürzer. Außerdem rechnet man dort mit weniger Fischerbooten. Und dann erzählte der Kapitän davon, dass Fischerboote gerne "den Kopf des Drachen schneiden", d. h. möglichst eng vor großen Schiffen deren Fahrtroute kreuzen. Das soll Glück bringen. Meist geht das ja gut, aber was ist, wenn sie dann plötzlich mal einen Maschinenschaden haben?

Anmerkungen von Dörte:

Mein zweites Fotoprojekt hat den Vorteil, dass ich auf der Brücke dann auch einen Espresso aus der dortigen Maschine bekomme. Deutlich besser als Nescafé. Ich möchte ja mit den Fotos zeigen, dass die See gleich, aber auch immer anders aussieht. Als ich das dort erwähnte, meinten die Anwesenden, dass wir doch noch gar nicht auf See seien. Für Open Sea wäre das hier noch zu flach, Einwirkungen der Flüsse zu deutlich und überhaupt. Naja, ich bin gespannt. Ich werde mitteilen, wann auch echte Seemänner sagen, dass wir nun wirklich auf offener See seien.

Beim Essen war ich heute ganz irritiert. Erst hat der Koch Opernchöre gehört - das liegt ja im Rahmen des Erwarteten. Aber dann ist er umgeschwenkt auf Popmusik. Al Bano und Romina Power und sowas. Hmmm. Man kann sich auf Nichts mehr verlassen.

Das Essen ist so gut an Bord (immer mit Vorsuppe und Salat und Brot und Käse und Obst), dass ich jetzt den Fitnessraum benutze. Eine Stunde bei 5 % Steigung 4,5 km laufen. Laaangweilig...

1 Kommentar:

  1. Das mit dem "Kopf des Drachen schneiden" erinnert mich an das Buch "Der blinde Passagier" von Alfred Weidenmann, in dem es um einen Jungen geht, der mehr oder weniger unfreiwillig als blinder Passagier um die Welt fliegt. In Tokio wird ihm erzählt, dass es Glück bringe, knapp vor einem fahrendem Auto über die Straße zu rennen - denn würde man gerade von bösen Geistern verfolgt, wären die dann tot gefahren.

    Weiterhin eine gute Reise euch beiden! Gruß, Hanno

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