Freitag, 22. Februar 2019

Dörtes erster Fünftausender

Heute früh um 2:15 Uhr wurden wir abgeholt zu unserer Tour zum Rainbow-Mountain. Wir hatten uns einen besonderen Veranstalter herausgesucht, der sehr früh aufbricht und dadurch beim Aufstieg nicht hetzen muss. Und trotzdem kommt man als erster oben an und hat den Berg einen Moment für sich alleine. Außerdem bietet er ein sehr gutes Verhältnis von Gästen zu Guides: Auf je 4 Gäste kommt ein Guide. Und für den Notfall haben sie sogar Sauerstoff dabei.

Dieser Berg war Dörtes Wunschtraum und es war alles andere als klar, ob das auch klappt. Bei diesem Anbieter fühlten wir uns sicher und das war uns den Preis wert. Wir bekamen darüber hinaus noch Zugaben, über die wir uns gefreut haben: Es war eine Tour mit nur 4 Gästen, der Minibus hatte bequeme Schlafsessel und das Mittagessen hinterher war exzellent.

Dörte ist sooo stolz! Und ich bin stolz auf sie!
Die Hinfahrt haben wir teilweise verschlafen. Wir sind etwa 40 km auf ungepflasterten, einspurigen und wilden Bergstraßen gefahren. Einmal habe ich mitbekommen, wie unser Fahrer Mario vor einer gefährlichen Furt angehalten hat, ausgestiegen ist und mit der Taschenlampe geklärt hat, ob die Durchfahrt sicher ist. Auf diese Weise sind wir bis zum Startplatz auf 4600 Metern Höhe gefahren. Dort gab es schon ein paar Einheimische, aber keine anderen Touristen.

Bis die Sonne richtig aufgegangen ist, haben wir erst einmal gefrühstückt. Natürlich alle mit Koka-Tee, der gut für den Umgang mit großen Höhen ist. Dann wurde es ernst: Ich bekam meine vorbestellten Wanderstöcke und Dörte ist aufs Pferd gestiegen. Das andere Paar in unserer Gruppe, Christine und Christian aus New York, teilten sich ein Pferd: Die erste Hälfte der Strecke ritt Christian, die zweite Hälfte Christine.

Dörte dick eingemummelt auf dem Pferd
Mal ein anderes Terminal als ein Terminal de Autobuses
Der Pfad vom Pferderücken
Jacob, unser Guide, ging also mit Christine und mir langsam den Weg längs. Die beiden hatten so viel Luft, dass sie die ganze Zeit miteinander reden konnten! Ich dagegen schnaufte wie ein Weltmeister und versuchte meinen Puls mit "pole pole" unter Kontrolle zu halten. Hätte ich nur ein einziges Wort gesagt, wäre ich völlig aus dem Rhythmus gekommen.

Die Reitstrecke betrug nur etwa 3 km. Danach gab es nochmal einen Anstieg von 150 Höhenmetern auf einer Strecke von 700 m. Das ist für die Pferde leider zu steil! Nach etwa 500 m kommt die Passhöhe (4980 m) und noch einmal 200 m weiter steht man dann auf dem Gipfel (5036 m).

Reitstrecke ist zu Ende
Die ersten 3 km konnte ich noch ganz gut laufen, weil es nur langsam bergan ging. Zum Ende dieser Strecke hin und in dem Abschnitt ohne Pferd war ich aber ziemlich fertig. Da blieb nur die Taktik: 200 Schritte abzählen und dann Pause machen, bis der Puls wieder halbwegs normal ist. Wiederholen bis man oben ist!

Dörte hatte die Anweisung bekommen, nach dem Ende der Reitstrecke schon mal langsam hochzusteigen und das tat sie auch. So war sie die erste oben auf dem Sattel und winkte uns fröhlich von oben zu. Auf dem Sattel haben wir uns dann alle wieder getroffen, ich als letzter. Außer natürlich Jacob, der hinter mir als dem schwächsten mit wenigen Schritten Abstand hinterherlief und auf mich aufpasste.

Dörte präsentiert 4980 m Höhe auf dem GPS. Daneben ist Jacob, unser Guide
Christian, Christine und ich - alle ziemlich erschöpft
Die fotogene Seite des Gebirgskamms darf nicht betreten werden
Blick vom Sattel in das gegenüberliegende Tal
Der verbleibende Anstieg bis zum Gipfel (nur 200 m!)
Wir machten auf dem Sattel eine längere Rast, dann ging es an den letzten Aufstieg. Auch hier war Dörte wieder als erste oben, sie wollte diesen Berg einfach bezwingen. Ich kam kurz danach und schließlich kam Jacob auch und hat mit uns eine Unzahl an Fotos gemacht.

Junge Leute machen hier immer das Bild mit dem Sprung!
Auf dem Gipfel (der Hund war nicht zu verscheuchen)
Das Panorama auf der anderen Seite
Unsere Tourgruppe
Vorsichtig sind wir das Steilstück bis zum Sattel wieder abgestiegen. Dort hat uns Jacob etwas über die Entstehung der Farben erzählt, es sind Sedimente mit unterschiedlichen Mineralien. Dass man diese jetzt quasi im Querschnitt sehen kann, liegt an tektonischen Verschiebungen. Er hat auch etwas über die Tierwelt in den Anden erzählt, aber da war wenig Neues für uns dabei. Anschließend fragte er, wer noch mitkommen wolle zum Sattel des Red Valley. Wir hatten für uns schon entschieden, dass wir das nicht tun, denn wir hatten unseren Glücksmoment schon gehabt. Jetzt ging es für uns nur noch darum, heil wieder vom Berg herunterzukommen. Christian und Christine sind mit Jacob zum zweiten Sattel gelaufen, während wir den bekannten und einfachen Weg zum geparkten Auto abstiegen.

Red Valley vom Gipfel aus gesehen
Dörte ist zu Fuß abgestiegen und hat das genutzt, um noch viele weitere Fotos zu schießen. Überall grasten jetzt Lamas und Alpacas und es waren Wasserfälle zu sehen.

Beim Abstieg kamen uns Menschenmassen entgegen

Mit dem Auto sind wir die wilde Bergstraße wieder runtergefahren - diesmal bei strahlendem Sonnenschein. Diese Straße ist eine Privatstraße und sie ist zum großen Teil nur für den Zugang zum Rainbow-Mountain gebaut. Sie ist mautpflichtig und wird von Einheimischen instandgehalten, was wiederum von der Maut bezahlt wird. Hier lebt praktisch ein ganzes Dorf von dem Tourismus zu diesem Berg.

Ungeteerte Straße
Ziemlich schmale Straße, nahe am Abgrund ...
Kurz nachdem wir wieder auf der asphaltierten Straße waren, hielten wir vor einem klitzekleinen Restaurant. Dort hatte unser Koch, den wir auf der Hinfahrt hier abgesetzt hatten, ein leckeres Mittagessen für uns zubereitet. Es war wirklich lecker - schade dass Dörte mich wegen der Lebensmittelvergiftung nicht alles probieren ließ. Vor allem die Quinoa-Gemüse-Suppe stach heraus.

Nachdem wir bei unserem Hotel in Cusco gegen 15:30 Uhr abgesetzt wurden, kümmerten wir uns darum, die von Klaus geliehenen Wanderstiefel wieder nach Lima zu verschicken. Dazu mussten sie natürlich zuerst geputzt werden, aber hier gibt es ja Schuhputzer. Unsere eigenen Schuhe konnten es übrigens auch gebrauchen.

Klaus Wanderstiefel werden gewienert
Beim Postamt gab es nebenan einen Kiosk, der das Einpacken übernahm. In einem gebrauchten Karton, der mit viel Paketband und Schutzfolie stabil gemacht wurde. Der Verpacker macht sogar noch seinen eigenen Aufkleber drauf. Kostet etwa 2,50 Euro. Und dann geht man damit zum Schalter, muss den Versand bezahlen und unterschreiben, dass keine Drogen in dem Paket sind.

Schließlich haben wir noch einen Magneten mit dem Rainbow-Mountain gefunden.

Anmerkungen von Dörte:

Mein Lieblingsbild von Jan für heute ist dieses:

Völlig losgehelöst von der Erde...
Anmerkungen von Dörte zu gestern:

Die netten Geschichten hat Jan ja ausgelassen. Sacsuahaman wird ja häufig mit „sexy woman“ übersetzt. Das klingt ja ganz nett. In Echt heißt es „satter Vogel“. Auf dem großen Platz vor der Festung wurden die Feinde nämlich aufgeschlitzt und für die Geier liegengelassen. Lauter Festmahle für die.

Und die Mauern der Festung sind gezackt wie ein Blitz, weil Blitz und Donner besondere  Macht zugeschrieben wurde.

So, meine Portion an Klugschwätzerei ist damit erledigt.

4 Kommentare:

  1. So, ich bin wieder an Bord der Leserschaft. Was für ein schöner Ausflug! Ich muss zugeben, dass ich leicht neidisch bin. Schade nur, dass ein wenig Schnee die Regenbogen-Farben überdeckt hat, aber der gehört bei der Höhe wohl dazu. Nach diesem Gipfelsieg solltet ihr dem Pfälzischen Königsweg ins Auge schauen können.

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    1. Hallo Nadine, willkommen zurück. Ja, das war ein sehr schöner Ausflug, aber auch extrem anstrengend. Das mit dem Schnee stört uns nicht, eine Seite war ja frei. Ein bisschen mehr Sonne hätte die Farben leuchten lassen. Aber vom Sattel nochmal aufzusteigen nur für ein Foto, dafür fehlte die Energie. So wie es war, war es einfach klasse!

      Zum pfälzischen Königsweg meinte Dörte nur, dass ihr das nicht hoch genug sei. Aber das war hoffentlich nur ein Witz, denn einen 6000er will ich auf der Tour nicht mehr besteigen.

      Liebe Grüße
      Jan

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  2. Glückwunsch zur erfolgreichen Gipfelbesteigung. Schnee hin oder her, sehr schöne Fotos. Gehe ich recht in der Annahme, dass die Frage nach dem anderen 5000er Gipfel, auf dem Du schon warst, durch den Hinweis "Pole Pole" beantwortet ist?

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    1. Hallo Falko,
      ja Du hast recht: Ich war schon auf dem Kilimandscharo (5895 m). Lange dachte ich, dass ich dafür schon zu alt sei, bis eine etwa gleichaltrige Freundin mir das Gegenteil bewies. Ich brauchte allerdings 2 Anläufe (September 2015 und Februar 2016), bis der Berg bezwungen war. Ich habe damals handschriftlich Tagebuch geschrieben, bei Interesse kannst Du mir eine private Mail schreiben.
      Liebe Grüße
      Jan

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