Sonntag, 28. Januar 2018

Die ersten 600 km sind wir schon gefahren ...

Wir mussten nämlich nach Berlin, zum amerikanischen Konsulat. Weil wir mit dem Frachtschiff von Jakarta nach Los Angeles reisen, brauchen wir ein richtiges B1/B2-Visum in unserem Pass. Die normale Einreise-Erlaubnis mittels ESTA (Electronic System for Travel Authorization) reicht bei einem Frachtschiff nicht aus.

Das war nicht ganz unaufwändig: Es beginnt mit dem Ausfüllen eines Formulars im Internet. Das hat alleine für mich etwa 2 Stunden gedauert. Am nervigsten war die Angabe der Länder, die man in den letzten 5 Jahren besucht hat: Für das erste Land dauert es 3 Sekunden, dann "Land hinzufügen" klicken. Das dauert beim zweiten Land 6 Sekunden, beim dritten Land 9 Sekunden und so weiter. Bei 35 Ländern dauert das ganz schön lange ...

Ein weiters Problem war das Lichtbild. Nicht nur, dass Dörte vor dem Foto ihre Haare waschen musste, auch die Formanforderungen waren besonders. Die hochgeladenen Bilder wurden schließlich vom System akzeptiert, sahen aber nach den Upload völlig unscharf aus. Bevor wir nach Berlin fuhren, bekamen wir dann auch eine E-Mail, dass die Qualität der Fotos nicht ausreiche, verbunden mit der Warnung, dass ein ungenügendes Foto zu wochenlangen Verzögerungen der Visumerteilung führen könne. Wir haben dann kurz vor der Abfahrt noch in einer Nachtsession neue Fotos gemacht und mit einer guten Website auf das richtige Format getrimmt. Das ist nämlich 5 x 5 cm, mit unseren üblichen Automatenbildern in anderem Format wären wir vielleicht abgewiesen worden. Ein Ausdruck beim Bilder-Automaten bei Cloppenburg für 27 Cent im Format 10 x 15 bescherte uns dann 6 Fotos.


Als nächstes mussten wir per Kreditkarte bezahlen (160 $ pro Person) und einen Termin für ein persönliches Interview buchen: Dienstags, morgens um 9 Uhr. Wir haben uns entschlossen, schon am Montag anzureisen und in einem nahe gelegenen Hotel zu übernachten. Wir durften keinerlei Taschen, keine elektronischen Geräte und nichts Essbares mit in das Konsulat nehmen. Zum Glück konnten wir alles im Auto lassen. Dabei hatten wir unsere Pässe, Lichtbilder und die Einladung zum Interview mit aufgedrucktem Barcode. Das ist der Pflichtteil, außerdem war empfohlen alles mitzubringen, was unsere Angaben im Interview und im Internetformular unterstützen könne. Wir hatten also noch dabei: Familienstammbuch, Steuerbescheid, Kontoauszüge, Gehaltsbescheinigungen, Reiseunterlagen für die Frachtschiffreise, Buchungsunterlagen für das Hostel in Los Angeles, Bescheinigung der Arbeitgeber für die Auszeit usw.

Insgesamt hat die Prozedur im Konsulat etwa 90 Minuten gedauert: Durchsuchung, Anmeldung, Fingerabdruck abnehmen und 3 Minuten Interview. Nach den zusätzlichen Unterlagen hat niemand gefragt, die Pässe wurden einbehalten und nach wenigen Tagen mit eingeklebtem Visum zurückgeschickt.

Es war also eher wie ein normaler Behördengang, aber mit hohen Sicherheitskontrollen. Insgesamt ist es schon ganz schön aufwändig und es ist ärgerlich, dass das Generalkonsulat in Hamburg keine Visa-Abteilung hat. Das Positive: Es ist ein Visum für mehrfache Einreise und bis zum Ablauf des Passes gültig. Das relativiert dann auch wieder ein wenig die hohen Gebühren und den Aufwand.

Anmerkungen von Dörte:
Ein erster Streit: "Musst du wirklich die Fotos reinstellen? Die sind schrecklich!" Nach Jans üblichem Verweis auf die Aussage seines Vaters, wonach ein Foto auch nur das zeigen könne, was da sei, habe ich ja kurz an meine Joker gedacht. Jan hat mir zwei Streitbeendigungskarten geschenkt, Auf den Karten steht; "Der Streit ist beendet. Ich habe Recht. Wir machen es jetzt so, wie ich es will!" Supergeschenk - aber da ich nur zwei Karten zum jeweils einmaligen Gebrauch habe, sind sie für diesen Fall zu kostbar.
Den Job in der Botschaft stelle ich mir für die Angestellten stressig vor. Wir konnten die übrigen Interviews meist mithören: Ein Künstlerpaar, das eine Performance mit dem Titel  "Revolution now" in New York machen will, ein asiatisches Ehepaar mit zwei Kindern, von denen eines stolz und lautstark immer wieder bis 11 zählen konnte, ein Student, der ein Praktikum machen will und dann wir. Und für alle jeweils rund 3 Minuten. Wie da eine Kontrolle gewährleistet sein soll, ist mir schleierhaft. Aber Hauptsache, wir haben das Visum.

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